Bombenbrut
und schlendert zufrieden mit den neuen Informationen zu seinem Wagen.
Ines Schwanke hat funktioniert, wie er gehofft hat. Sie hat ihm bestätigt, dass auch Schwanke davon ausgeht, dass die Amerikaner seine Patente nutzen. Doch offensichtlich hatte Defensive-Systems mit den Amerikanern nicht verhandelt. Noch bietet Schwanke die Patente weiterhin zum Verkauf an. Laut Ines Schwanke will er jetzt erst recht an jeden verkaufen.
Und Ines hat bestätigt, dass die beiden in wenigen Minuten aufbrechen werden. Wohin, ist Leon klar: Nach Zürich zu Stocks.
Ein bisschen Salz in die Wunde des Verhältnisses zwischen den Familien Schwanke und Kluge hat er gern gestreut und dabei ernsthaft überlegt, ob der junge Markus Kluge nicht doch die Patente bereits auf eigene Rechnung an die Amerikaner verkauft haben könnte. Sobald es ihm möglich ist, wird er Ines Schwanke nochmals die Gelegenheit geben, ihr Herz über Verena Kluge auszuschütten.
Leon geht an der Werkspforte vorbei, winkt dem Portier, der sich wieder in seinen Glaskasten zurückgezogen hat, freundlich zu, steigt in seinen Porsche und fährt vom Betriebsgelände durch den Park auf die Bundesstraße Richtung Meersburg. Dort stellt er sich in eine kleine Parkbucht. Wenn Schwanke seinen Termin in Zürich einhalten will, wird er bald von seinem Anwesen auf diese Straße einbiegen und dann wird Leon ihn nicht mehr aus den Augen lassen. Unter dem Grünzeug auf dem Beifahrersitz hat er seine kleine Sony-Kamera bereitliegen, mit ihr will er die Geldübergabe an Stocks dokumentieren.
Es dauert nicht lange, da rollt aus der Zufahrt zu Schwankes Anwesen ein schweres Offroad-Modell der Mercedes M-Serie. Die Scheiben sind dunkel getönt, der Wagen mattschwarz, nur die Chromteile blitzen hell im Morgenlicht.
Leon startet seinen Motor, wartet, bis sich der Mercedes eingefädelt hat, lässt drei weiteren Autos die Vorfahrt, gibt Gas und hängt sich an den schwarzen Wagen dran.
Obwohl Urlaubszeit am See ist, herrscht wenig Verkehr. Der Alltagsbetrieb läuft in diesen Tagen beschaulich und ruhig. Die Touristen sind allesamt in ihren Hotels und frühstücken, viele Seeanwohner sind selbst in den Ferien und überhaupt: Es ist Sommer! Da herrscht rund um den See ein mediterranes Flair, das Tor zum Süden heißt auch für die Seehasen ›Dolce Vita‹!
Bei Birnau schaut Leon noch einmal auf den See. Bis später, denkt er. Ihm ist klar, dass der Mercedes vor ihm zügig vom See weg Richtung Singen und Schaffhausen fahren wird, und er wird wie ein treuer Anhänger dem Wagen vor sich folgen.
Ab Überlingen geht die Fahrt zur Autobahn zügiger. Es ist kurz nach 9 Uhr und Schwanke gibt Gas. Leon achtet immer darauf, dass zwei, drei Autos zwischen ihnen fahren. Manchmal muss er sich dafür ziemlich zurückfallen lassen, aber er ist sicher, dass Schwankes Wagen nach Zürich rollt und bis dahin wird er ihm kaum entkommen.
Die Fahrt geht in einem großen Bogen rund um die beiden westlichen Finger des Bodensees bis zu der schweizerischen Grenzstation Thayngen. Seit auch die Eidgenossen Mitglied des Schengener Abkommens sind, geht die Grenzkontrolle schnell, die Autokolonne, in der Schwanke und Leon stecken, wird problemlos durchgewunken.
Über Schaffhausen und Winterthur geht die Fahrt in die Innenstadt von Zürich. Hier muss Leon aufpassen. Er will von Schwanke nicht gesehen werden, auf der anderen Seite fällt ein Porsche in der Schweizer Bankenmetropole am Limmat kaum auf. Vielleicht sein altes Modell, aber Leon weiß schließlich, wohin Schwanke letztendlich will: Ins ›Baur au Lac‹, das hatte ihm dieser Herr Stocks diktiert.
Allerdings fährt Schwanke zunächst ins Bahnhofsviertel, direkt in die Bahnhofstraße. Sie ist die teuerste Einkaufsstraße in Zürich. Der Paradeplatz ist das Zentrum der Finanzwelt der Schweiz und müsste eindeutig ›Fränkliplatz‹ heißen.
Leon sieht, wie Schwanke über den Platz rollt, er hat immer einen Wagen zwischen sich und dem Mercedes. Plötzlich blinkt das Auto vor ihm und bleibt unvermittelt in zweiter Reihe stehen.
Auch Leon blinkt rechts und wartet, dabei sieht er den Mercedes weit vor ihm in eine Tiefgarage abbiegen. Leon setzt schnell nach, will ebenfalls in das Parkhaus fahren, da verwehrt ihm ein Wachmann die Einfahrt.
»Gruezi, sind Sie Chunde?«
Leon liest auf der Uniform des Wachmanns den Namen einer namhaften Schweizer Bank. »Ich habe einen Termin«, lügt er.
Der Wachmann blickt durch seine runtergelassene Seitenscheibe in
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