Bombenbrut
durchdringend an: »Glauben Sie mir, ich wollte keine Wunderwaffe mit solch einer entscheidenden Energiegewalt schaffen. Ich habe grundsätzlich keine Probleme, Satelliten für das Militär zu entwickeln, das ist schließlich in erster Linie mein Job bei Defensive-Systems. Aber der ZAS-Spiegel, das ist mein Baby! Ein Traum, dem ich mein ganzes Leben lang nachhechle.«
»Und jetzt? Jetzt ist Ihr Traum zu einem Albtraum geworden, so, wie Sie mir Ihre Lage schildern.«
»So ging es wohl auch schon anderen Erfindern vor mir«, lacht Stengele bitter, »nur, die haben dann wenigstens ihre Früchte ernten dürfen; wie Wernher von Braun. Er wurde sogar amerikanischer Ehrenbürger. Dabei hat er schonungslos die heutige Realität vorausgesagt: Seine militärischen Kampfstationen im All sind heute stationiert.«
»Wie meinen Sie das?«
»Was glauben Sie, was das Militär in der Raumfahrtstation ISS treibt? Auch die Chinesen haben jetzt ihre eigene bemannte Militärstation im Orbit. Längst gibt es Pläne, Bomben von den Raumstationen direkt auf die Erde zu schießen. Die neue Front im Weltraum existiert bereits in Form von Satelliten und Schutzsatelliten. Das Überwachungszentrum der USA, NORAD, kontrolliert jede Bewegung im All bis zur Größe einer Apfelsine.«
»Und wofür braucht es dann Ihre Laserwaffe?«, staunt Leon ungläubig.
»Im Innern meines Spiegels können sich bei diesem Ausmaß und Volumen Energien sammeln, die leicht in großer Ferne Aufklärungs-, Frühwarn-, Kommunikations-und Navigationssatelliten ausschalten. Und wenn die Wellenlänge geeignet gewählt ist, können Weltraum-Laserwaffen Ziele in der Luft zerstören. Das könnten militärisch wichtige Einrichtungen sein oder aber, zurzeit das Ziel der Amerikaner, bedrohende Raketen aus den sogenannten Schurkenstaaten.«
»Sie sind über die Amerikaner verärgert, weil Sie denken, ihr Geheimdienst hätte Sie aufs Kreuz gelegt.«
»Nein, ich bin über alle Politiker verärgert, die eine zivile Nutzung und die Ressourcenschöpfung des Weltraums ihren militärischen Zielen unterordnen«, knurrt Stengele zerknirscht, »die gesamte Menschheit könnte in der für uns noch immer unermesslichen Weite des Alls Gewinner sein, aber leider geht es wieder nur um Bodenschätze und militärische Strategien.«
Er füllt sich erneut ein Glas, steht auf und spricht einen Toast auf sich aus: »Stengele, du hast eine Waffe entwickelt, die den Krieg im All revolutioniert – aber das erste Opfer bist du!« Schließlich beginnt er zu weinen.
Leon will die peinliche Szene übergehen und bleibt sachlich beim Thema: »Glauben Sie, dass die Amerikaner wirklich Ihre Patente haben?«
Stengele geht zurück zu seinem Schreibtisch, winkt Leon zu sich und zeigt ihm Bilder des neuen amerikanischen Weltraumteleskops. »Ein Durchmesser, der ohne meine Berechnungen und meinen neuartigen Glasschliff bisher unmöglich war«, versichert er wiederholt, »die Herren des NSA saßen hier und ich habe ihnen bereitwillig Auskunft gegeben. Danach haben sie in Frankfurt unseren Prototypen in die Luft gesprengt und den Spiegel selbst nachgebaut.«
»Lassen Sie uns da hinfahren und uns das anschauen«, schlägt Leon vor.
Herbert Stengele lacht: »Sie sind ja ein Spaßvogel. Die warten sicher auf uns. Wollen Sie dort einfach hineinmarschieren? Das ist militärisches Sperrgebiet. Da kommen wir nicht rein.«
»Dann stellen wir eben eine Anfrage an das Pentagon«, bleibt Leon trotzig.
Stengeles Augen flackern belustigt. Er lacht noch immer, schaut sich in seinem Zimmer um und ruft: »Habt ihr das gehört? Wir kommen nach Hawaii, dort werden wir euren neuen Spiegel auseinandernehmen.«
»Mit wem reden Sie?«
»Mit Mr Miller und Mr Blue«, lacht Stengele gehässig, »meine zwei Freunde bei der NSA.«
Leon ist irritiert, ist der Mann jetzt gänzlich übergeschnappt oder nur betrunken?
»Was glauben Sie, wo Sie hier sind?«, lacht Stengele noch lauter und setzt die leere Flasche Wein an, um die letzten Tropfen auszutrinken. »Bei Defensive-Systems, in meinem Hotel in Tokio oder hier: Ich werde doch längst auf Schritt und Tritt überwacht und abgehört.« Er stellt die leere Flasche auf den Tisch, legt beide Hände wie ein Megafon an den Mund und ruft: »Haben Sie gehört, Mr Miller? Wir kommen!«
Ein greller Klingelton schrillt durch die Wohnung. Stengele lacht weiter: »Ha, jetzt spazieren die Herren gleich zur Tür herein.«
Er öffnet seine Wohnungstür und sagt beschwingt: »Kommen Sie
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