Bombenbrut
herein, Mr Miller.« Iris Köppke und Markus stehen im Treppenhaus. Markus macht einen unsicheren Eindruck, Iris strahlt Stengele an: »Geht es dir besser?«, fragt sie, nimmt ihn in den Arm und küsst ihn links und rechts auf die Wange.
»Das lass ich mir gern gefallen«, schäkert er und zwinkert Markus zu: »Du hast eine tolle Freundin, gratuliere!«
Iris betritt leichten Schrittes die Wohnung, stutzt aber kurz, wie sie Leon sieht, behält trotzdem ihre freundliche Art bei und wirft ihm einen Luftkuss zu: »Macht ihr beiden hier eine kleine Party?«
»Herr Stengele vielleicht«, wehrt Leon ab, »er ist gut drauf, das könnte auch an Ihrer Betreuung liegen.«
Iris Köppke geht durch den Raum, als würde sie ihn inspizieren, und fragt wie nebenbei: »Und da feiert ihr zu zweit oder ist noch jemand hier?«
»Ich«, antwortet Leon gespielt entrüstet, »mit mir lässt es sich gut feiern.«
»Das werden wir ja sehen«, spaßt Iris offensichtlich vergnügt weiter und sieht sich im Badezimmer um.
Herbert Stengele hat seinen Arm um die Schultern von Markus gelegt, führt ihn zur Hausbar und reicht ihm zwei weitere Weingläser. Dann sieht er die leere Flasche vor Leon, stöhnt, lässt Markus stehen und geht in die Küche, um eine neue zu holen.
Markus schaut Leon feindselig an: »Was machen Sie hier? Die Dornier-Party ist zu Ende.«
»Es findet sich immer ein Fläschchen, das geleert sein will«, gibt Leon ungerührt zurück. »Im Übrigen platzen Sie in ein Gespräch, ein bisschen Zurückhaltung würde Ihnen gut anstehen.«
Markus lacht auf: »Sie müssen mir keine Anstandsregeln beibringen, Sie nicht!« Erbost macht er einen Schritt auf Leon zu: »Ich schleiche nicht nachts wie ein Dieb um fremde Häuser, was hatten Sie da eigentlich bei meinem Onkel zu suchen?«
»Sie!«, geht Leon aus seiner Deckung. »Sie haben mich direkt zu ihm geführt. Dumm gelaufen für Sie, aber mein Kameramann hat beobachtet, wie Sie mit Ihrer Jacht von dem Motorboot der drei Iraner weggedüst sind, kurz bevor es in die Luft geflogen ist.« Leon ist, während er Markus seine Anschuldigung an den Kopf wirft, aufgestanden und auf den jungen Mann zugegangen. »Und dann haben Sie sich mit diesem anrüchigen Waffenschieber Stocks bei Schwanke getroffen, vielleicht geben Sie mir für all die Ungereimtheiten eine Erklärung?«
Markus Kluge packt Leon, an diesem Tag zum zweiten Mal, am Kragen seines Revers. »Du mieser Schnüffler«, presst er zwischen den Zähnen hervor, »jetzt bist du zu weit gegangen.«
»Oder du? Als du deinen eigenen Vater umgebracht hast?«
Der erste Faustschlag trifft Leon in den Magen, der zweite ins Gesicht, dann werden ihm die Beine weggetreten und bevor er sich wehren kann, liegt er flach auf dem Boden von Stengeles Wohnzimmer.
»Hör auf«, hört er Iris befehlen.
Auch Herbert Stengele eilt hinzu und reißt Markus von Leon los. »Was ist denn in dich gefahren?«, brüllt er ihn an und schiebt ihn weiter von Leon weg.
Leon richtet sich mühsam auf, will die Situation nutzen und schüttet nochmals Benzin ins Feuer: »Ich muss wohl irgendwie den Nagel auf den Kopf getroffen haben, dass der junge Mann so ausrastet. Jedenfalls habe ich gesehen, dass er auf dem Boot der Iraner war, kurz bevor es in die Luft geflogen ist. Und da stellt sich logischerweise die Frage: Hat der Junge auch mit dem Tod seines alten Herrn zu tun?«
Markus will erneut auf Leon losgehen, aber Iris Köppke beruhigt ihn und fragt Leon listig: »Interessant, Herr Journalist, was haben Sie denn noch in Erfahrung gebracht?«
Leon wird es heiß, er checkt, dass er sich in eine ungemütliche Lage hineinmanövriert hat. Verdammt, hätte er doch nur seine Klappe gehalten. Letztendlich werden die drei zusammenstehen, das ist ihm klar. Also muss er versuchen, den Gastgeber auf seine Seite zu ziehen: »Herr Stengele, haben Sie nie überlegt, warum all die Bemühungen, die Sie oder zuvor Ihr Freund Matthias Kluge unternommen haben, Ihre Patente zu verkaufen, immer zielgerichtet torpediert wurden, und zwar immer exakt vor dem endgültigen Abschluss? Warum musste Matthias Kluge sterben? Weil die Iraner unterschreiben wollten. Und wer konnte von der Vertragsunterzeichnung wissen? Wie auch vom zweiten Versuch auf dem Bodensee? – Nur Markus! Den ich wenige Tage nach dem Tod seines Vaters in Schwankes Zimmer angetroffen habe, wobei er Herrn Schwanke unmissverständlich klarmachte, dass er, und nur er, die Patente verkaufen würde.«
Herbert Stengele
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