Bombenspiel
Untergrundbewegung des ANC gegen die Apartheid und senkte es in die Brust der weißen Herrscher bei den nächtlichen Überfällen, die ihn und seine Brüder in den Augen der Unterdrückten zu Helden werden ließen. Kerbe für Kerbe ritzte er für jeden Toten in den hölzernen Griff seines Schwerts und färbte jede einzelne rot mit deren Blut.
Die Zahl der Leute, die er sich, wie einst König Shaka, durch seine harte und unbarmherzige Haltung zum Feind machte, stieg jedoch bald auch in den eigenen Reihen. Und trotz der Furcht vor seinem Zuluschwert formierte sich bald eine kleine Gruppe von Männern, die alles daran setzte, den Verhassten loszuwerden.
Die Verschwörer setzten ihren Plan um. Einer von ihnen, ein junger, aufstrebender Kerl, den der Zulu mehr als einmal in die Schranken gewiesen hatte, übernahm es, einem Polizeispitzel den entsprechenden Hinweis zu geben und Mthetwa wurde nach einem Überfall auf einige weiße Siedler in KwaZulu-Natal, bei dem mehrere Familien ausgelöscht und alle Frauen vergewaltigt worden waren, verhaftet.
Als Beweis seiner Schuld genügte sein Zuluschwert mit den rot gefärbten Kerben, das man im Farmhaus der Familie gefunden hatte. Seine Aussage, die Nacht bei einer Nutte in Durban, fast 100 Kilometer vom Tatort entfernt, verbracht zu haben, wurde nicht einmal überprüft und er landete für den Rest seines Lebens im Alcatraz Südafrikas, auf Robben Island.
Seine Zelle lag im selben Bauteil wie die Mandelas und während der Arbeit im weißen Kalksteinbruch redete er mehr als einmal mit dem späteren Präsidenten. Schon damals störte ihn der versöhnliche Ton, seine eigenen Gedanken waren geprägt von Hass und Gewalt, er träumte von dem freien Afrika ohne Knechtschaft, ja ohne Herrschaft der Weißen. Sein Ideal war das Afrika ohne willkürliche Grenzen, das Afrika Shakas, des großen Zuluhäuptlings, dessen Dynastie er entstammte.
Das Ende der Apartheid verhinderte, dass er wirklich für den Rest seines Lebens im Gefängnis bleiben musste und führte ihn zurück nach KwaZulu-Natal. Er war noch jung genug, ein neues Leben zu beginnen und schlau genug, seine wahren Ideale zu verbergen und sich nach außen hin mit der Politik Mandelas anzufreunden.
Durch die Kontakte, die er auf Robben Island geknüpft hatte, fand er Zugang in die Kreise der Politik und bekam eine Stellung als Leibwächter des Präsidenten. Kurz nach seinem Eintritt in den ANC wurde er zum Sicherheitschef ernannt und engagierte sich politisch in der Partei. Zumindest offiziell.
Doch sein Herz verkrampfte sich bei den Reden Mandelas, und nur widerwillig schirmte er den Präsidenten gegen die Demonstranten aus dem verarmten Kapstädter Vorort Grootboom ab, die mit roten Spruchbändern gegen das staatliche Wohnungsbauprogramm protestierten. Er hatte nach Ende der Apartheid auf einen blutigen Bürgerkrieg gehofft, der in Massenvertreibung der Weißen endete, und sah sich bitter enttäuscht.
Er hasste es, wenn die restliche Welt vom ›Wunder am Kap‹ sprach. Niemand schien Notiz zu nehmen vom Heer der Armen, die die breite Basis der neuen südafrikanischen Erfolgspyramide bildeten. Über 40 Prozent der Südafrikaner hatten keine Arbeit. Über fünf Millionen hatten Aids. Die restliche Welt übersah die Toten, die Nacht für Nacht in den armen Vororten der großen Städte zwischen brennenden Mülltonnen lagen. Noch immer waren die reichen Weißen die Herren über Farmen, Weingüter, Landhäuser, Banken und Restaurants, noch immer schufteten die Schwarzen als schlecht ausgebildete Arbeiter und mies bezahlte Dienstboten, lebten in Slums und aßen getrennt von ihren weißen Herren. Schon bald trieb ihn die erneute Unzufriedenheit ein weiteres Mal in den Untergrund, wo er wieder an Paul Dhlomos Seite kämpfte.
Wir mobilisieren die Townships, hatte Dhlomo gesagt, und marschieren los gegen die Villen der reichen Weißen. Paul hatte eines Abends vor der alten Baracke, in der er hauste, auf ihn gewartet und ihn gefragt, ob er als ehemaliger Kämpfer des ›Speers der Nation‹ nicht etwas vermisse. Als Mthetwa ihn schweigend angestarrt hatte, hatte er ihm grinsend sein gekerbtes Zuluschwert überreicht.
›Wo hast du das her?‹, hatte der Zulu gefragt.
›Ein Erinnerungsstück. Du weißt, dass man dich hereingelegt hat, damals. Dein Schwert lag nach deiner Verurteilung in einem Nebenzimmer des Gerichts. Einer der Gerichtsdiener schuldete mir noch einen Gefallen. Ich habe mir gedacht, dass du es eines Tages wieder
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