Bombenspiel
zurückhaben willst.‹
Mthetwa fuhr sanft streichelnd über sein Schwert wie über die Haut eines jungen Mädchens. Das Wort danke gehörte nicht zu seinem Sprachgebrauch, aber er nickte Paul zu und steckte die Waffe in seinen Gürtel. Von diesem Augenblick an waren uThembani Mthetwa und Paul Dhlomo ein unschlagbares Team.
Zusammen waren sie an einem Mordkomplott auf den Präsidenten beteiligt, das jedoch scheiterte. Mthetwa wurde im Laufe der Zeit bei ›Sub Africa‹ zum Experten für alles, was mit Sicherheit, Alarmvorrichtungen und Selbstschussanlagen zu tun hatte. Parallel dazu gründete er einen privaten Sicherheitsdienst, der als einer der zuverlässigsten in der ganzen Stadt galt, und die reichsten Durbanites leisteten sich einen Wachmann und Alarmanlagen von ›uThembani Securities‹, wie er seine Firma nannte. Seine Leute bewachten die privaten Anwesen der Anwälte, Politiker und sogar des Polizeichefs ebenso wie viele Hotelanlagen entlang der Golden Mile.
Als Südafrika den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft 2010 bekam, wurde ihm der Posten als Sicherheitschef des Organisationskomitees angeboten. Das gab ihm die nötige Macht, und zusammen mit Paul, der als Maschinenbauingenieur auf der Stadionbaustelle in Durban arbeitete, bereitete er einen Anschlag vor, der Afrika endlich wieder den Afrikanern zurückgeben würde.
Drahtzieher war ein Weißer, der aus Rachsucht und Hass gegen seine eigene Rasse auf ihrer Seite kämpfte, aber ihnen die Aktivitäten und dem Zulu weitestgehend die Entscheidungen überließ. uThembani Mthetwa liebte dieses Doppelspiel. Die Paraderolle für einen genialen Kämpfer wie ihn. Zugleich General und Soldat an der Front. Er würde diese Schlacht gewinnen.
Am selben Tag, Menzenschwand, Schwarzwald
Wut spiegelte sich in ihren Augen, Frust und Enttäuschung drückten sich in ihren Worten aus und sie ließ Alan keine Chance, sich zu rechtfertigen. »Du fliegst nach Südafrika? Jetzt? Bis Juni? Und was ist mit unserer Hochzeit?« Tränen erstickten ihre Stimme, sie wandte sich zornig ab und starrte aus dem Hotelzimmerfenster hinaus in den Schnee. Wie konnte er ihr das antun!
Oh Scheiße!, durchfuhr es Alan. Er hatte in seiner Afrikaeuphorie den Hochzeitstermin total vergessen! »Ich ruf Jeff an und sag ihm, dass ich nicht so lange bleiben kann«, schlug er spontan vor und legte Linda sanft beide Hände auf die Schultern.
Sie schüttelte ihn ab, drehte sich abrupt zu ihm um und ihre Augen funkelten, als sie ihn anfuhr: »Ach ja? Das würdest du tatsächlich tun? Wie großzügig! Nicht so lange bleiben? Wann wärst du denn gerne wieder hier? Am Tag nach der Hochzeit?« Roland Kaisers Schlager kam ihr in den Sinn. ›Sieben Fässer Wein‹. Nein, nein, mein Freund, dein Termin war gestern! Sieben Fässer Wein können manchmal die Rettung sein! Glück gehabt, Hochzeit geplatzt, haha!
Dachten alle Männer so? Hatte Alan Jeffs Angebot angenommen, weil er die Hochzeit nicht wollte? In ihrer Enttäuschung hätte sie ihm alles unterstellt und war darum auch nicht bereit, auch nur ein kleines bisschen nachzugeben. Wenn er unbedingt nach Südafrika reisen musste, sollte er es tun. Aber die Hochzeit würde dann auf keinen Fall stattfinden. Lindas Zorn besiegte jedes Gefühl und sie ignorierte ihre innere Stimme, die sie zur Mäßigung mahnte.
»Jetzt beruhige dich erst mal und lass uns in aller Ruhe darüber reden«, versuchte Alan noch einmal und sagte dann die falschen Worte: »Jeff braucht mich, aber …«
Weiter kam er nicht. Lindas Körper bebte, als sie ihn unterbrach und ihm ihre Worte wie Geschosse entgegenschleuderte: »Ach ja, Jeff braucht dich! Und was ist mit mir? Glaubst du vielleicht, ich habe wieder Lust, hier zu sitzen und zu warten, bis du endlich zurückkommst? Wie oft denn noch? Du hältst mich hin, seit wir uns kennen! Jetzt haben wir den Hochzeitstermin festgelegt und du willst eben kurz vorher noch mal nach Südafrika, weil Jeff dich braucht? Dann geh! Los, pack deine Sachen und hau schon ab! Hilf deinem Jeff, wenn dir das so wichtig ist, aber glaub bloß nicht, dass ich danach noch auf dich warte!«
Alan starrte sie an und fühlte, wie die Wut in ihm hochkroch. Er wusste, wenn er nun etwas entgegnete, würde es ihm hinterher leidtun. Ruhig drehte er sich daher um und verließ das Zimmer.
Er würde ihr Zeit lassen, sich zu beruhigen und später alles in Ruhe mit ihr besprechen. Doch er wusste nicht, dass sein Schweigen für Linda schlimmer war
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