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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Sehenswürdigkeiten zu zeigen.
    Ein Blick zur Uhr sagte ihm, dass er noch Zeit hatte, und so folgte er dem grau Gewandeten in die landestypische Rundkirche, deren Allerheiligstes nur von den Priestern selbst betreten werden durfte. An den Wänden des Wandelgangs, der das Innere wie ein Ring umschloss, war der Putz aus Rinderdung durch bunte Gemälde verziert, die, nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, Heiligengeschichten, Marienbilder und Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellten. Schnitzereien prägten das alte Holzgebälk, tonnengroße Gebetstrommeln ruhten hinter dem Altarraum.
    Wieder im Freien erblickte er im Schatten eines Turms, in dem alte Handschriften der äthiopisch-orthodoxen Kirche sowie zahlreiche Schätze der Religionsgeschichte aufbewahrt wurden, den Mann, dessen warziges Gesicht er aus dem Thermalbad kannte. Er nickte ihm zu und sie begrüßten sich mit wenigen Worten.
    Der Warzige reichte ihm ein kleines Metallkästchen. »Sie sollten es nicht öffnen«, warnte er. »Die Temperatur muss konstant bleiben. Ihre Aufgabe besteht nur darin, den Inhalt unversehrt in das Stadion von Durban einzuschleusen. Alles Weitere teilen wir Ihnen noch mit.«
    Goldbäck nickte und der Warzige verschwand auf dem gewundenen Pfad, der hinunter zum See führte. Einer der Mönche schlug auf dem heiligen Klangstein, der im Kloster als Ersatz für Glocken diente, die Zeit, als auch Goldbäck mit seinem wertvollen Gepäck die Insel verließ.
     
     

Freitag, 4. Juni 2010, Durban - Noch 6 Tage
    Leonard Merheim hatte das Gespräch mit Henning Fries nicht schlafen lassen. ›Sub Africa‹. Wie war Fries darauf gekommen? Merheim merkte, wie ihn seine Doppelrolle in die Enge trieb. Wieder und wieder hatte er sich die Zeichnung angesehen. Die Änderungen, die Fries festgestellt hatte, waren minimal und ohne Bedeutung. Würde sich Fries zu einer unüberlegten Aktion verleiten lassen, nur um seine ursprünglichen Pläne zu verteidigen? Er musste ihn im Auge behalten.
    Dann kamen ihm Hennings Worte in den Sinn: ›Und Mthetwa, auf den du große Stücke hältst, ich weiß. Hast du schon einmal bemerkt, wie grimmig er die Weißen auf der Baustelle beobachtet?‹
    Leonard hatte den Zulu noch am Morgen gesehen, als er das Stadion betrat. Hatte seine markanten Gesichtszüge studiert und den stechenden Blick wahrgenommen, den Fries als grimmig bezeichnet hatte. uThembani Mthetwa war nicht der Mann, dem er nachts allein in einem Township begegnen wollte. Aber reichte das aus, um ihn zu verdächtigen?
     
    Als uThembani Mthetwa sich am Abend hinter das Steuer seines Nissans setzte und nach Hause fuhr, folgte ihm ein dunkelroter Mercedes.
    Mthetwa bewegte sich in Richtung Nordwesten, nach Greyville, eines der indischen Wohngebiete der multikulturellen Stadt. Etwa eine halbe Million Inder lebten in Durban und prägten deutlich das Bild von eThekwini, vor allem rings um die Victoria Street.
    Ihre Vorfahren hatten seit Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Zuckerrohrplantagen in Natal gearbeitet. Viele von ihnen hatten nach dem Auslaufen ihrer Arbeitsverträge Land im Wert ihrer Rückpassage nach Indien erworben. Andere hatten sich als Geschäftsleute rings um Durban niedergelassen oder waren weiter nach Transvaal oder in die Kapprovinz gezogen. Heute hatten es viele der indischen Familien zu Ansehen und Wohlstand gebracht und die leuchtenden Saris und duftenden Curries gehörten zum Stadtbild Durbans wie der golden glänzende Strand des Indischen Ozeans.
    Der Weiße mit seinem Daimler befürchtete, in dieser Gegend aufzufallen und wollte schon umkehren, als Mthetwa in einer der betriebsamen Seitenstraßen plötzlich anhielt und ausstieg. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite saß Raghunandan Rajah vor einem Café und winkte dem Zulu. Sie begrüßten sich wie alte Freunde und gingen hinein.
    Der Beobachter war unschlüssig in seinem Wagen sitzen geblieben. Die Dämmerung hatte rasch eingesetzt, in wenigen Minuten würde es stockfinster sein. Konnte er sich unbemerkt dem Gebäude nähern und vielleicht belauschen, was Mthetwa mit dem Inder zu besprechen hatte? Vielleicht würde er diesmal mehr erfahren als bei den unergiebigen Aktionen vor dem Container?
    Noch zögerte er. Dann zog er sich seinen breitkrempigen Sonnenhut weit ins Gesicht, stieg aus und nahm an einem der Tische des kleinen Straßencafés Platz. Sprachfetzen aus dem Inneren des Gebäudes mischten sich mit den Geräuschen der Straße und den Stimmen der Händler

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