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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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irgendeinen Verdacht?«
    »Keinen, den ich auch nur ansatzweise beweisen könnte. Ich traue keinem mehr. Dieser Raghu, der auf der Baustelle herumschleicht wie ein Fuchs auf Beutezug. Und Mthetwa, auf den du große Stücke hältst, ich weiß. Hast du schon einmal bemerkt, wie grimmig er die Weißen auf der Baustelle beobachtet? Kennst du das nicht, dieses ungute Gefühl, von dem man weiß, dass es einen nicht trügt? Ich habe auch versucht, etwas mehr über bin Hadid herauszufinden.«
    »Und?«
    »Negativ. Er hat eine lückenlose Vita, beste Noten und Zeugnisse. Und trotzdem werde ich den Verdacht nicht los, dass irgendetwas nicht stimmt. Hat dir Kim von den Schüssen auf dem Tafelberg erzählt?«
    »Natürlich. Glaubst du, das hat etwas damit zu tun?«
    »Warum nicht? Wenn irgendetwas mit den Bögen nicht stimmt und sie herausfinden, dass ich ihnen auf der Spur bin, wäre das doch denkbar, oder?«
    »Hm. Ich weiß nicht. Ich glaube, du siehst da ein bisschen zu schwarz. Auf den Baustellen wird für die Sicherheit getan, was geht. Mthetwa ist absolut zuverlässig, und seine Leute auch. Ich arbeite bereits seit Jahren mit ihm zusammen. Hast du außer mit mir noch mit jemandem über deinen Verdacht gesprochen?«
    »Nein. Ich habe nur heute Morgen mit de Kock telefoniert und ihn über meinen Flug nach Deutschland unterrichtet.«
    »Du fliegst morgen. Ich habe nur einen Flug nach Zürich bekommen. Den Anschluss nach Hamburg habe ich offen gelassen, aber der dürfte kein Problem sein.«
    »Das passt sogar ausgezeichnet. Somit kann ich auf dem Weg nach Hamburg noch Karin in Stuttgart besuchen. Und mich mit einer alten Freundin treffen.«
    »Na na, zwei Mädels auf einmal, ist das nicht ein bisschen viel?«, scherzte Merheim und lachte.
    »Quatsch! Das mit Linda ist ewig her. Sie kennt sich in Afrika verdammt gut aus und ich hab das Gefühl, ich muss das alles mal jemandem erzählen, der es neutral betrachtet.«
    »Dann pass aber auf. Wenn die es auf dem Tafelberg wirklich auf dich abgesehen hatten, und mitbekommen, dass du plaudern willst …«
    »Ich werd mich mit ihr irgendwo treffen, wo uns keiner belauscht. Bei Nacht und Nebel.«
    »Ich sehe schon, ich muss mir keine Gedanken machen. Aber im Ernst, sei nicht leichtsinnig.«
    »Nein, keine Sorge. Wir werden einen mitternächtlichen Spaziergang an der Mercedes-Benz Arena in Stuttgart machen. Da gibt es keine Wanzen, und ich finde, die Location hat was.« Henning Fries versuchte ein Grinsen, das misslang. Schließlich wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst und er fragte den Kollegen: »Hast du mal was von einer Organisation namens ›Sub Africa‹ gehört?«
    Leonard Merheims Augen blitzten. »›Sub Africa‹? Nur am Rande. Warum fragst du?«
    »Nur so eine Idee. ›Sub Africa‹ ist mit dem Status der Schwarzen im heutigen Südafrika unzufrieden und plant Veränderungen.«
    »Ich kann mich ja noch ein bisschen umhören. Aber du musst los. Dein Flug nach Jo’burg geht in zwei Stunden. Ich halte hier die Augen auf. Wenn ich etwas Verdächtiges bemerke, melde ich mich bei dir.«
    »Ich habe ein ungutes Gefühl«, flüsterte Henning Fries.
    Drei Tage später war er tot.
     
     

Donnerstag, 3. Juni 2010, Bahir Dar, Äthiopien - Noch 7 Tage
    Die Farbe des Tanasees war ein milchiges Braun und erinnerte Fred Goldbäck an Latte macchiato, zumindest den unteren Teil des Glases, bevor der Milchschaum eingerührt wurde. Den See erreichte man in einer Tagesreise von Addis Abeba aus, an seinem Südufer lag am Ausfluss des Blauen Nils die Stadt Bahir Dar.
    Goldbäck war vom kleinen Hafen aus mit einem Motorboot zu einer der zahlreichen Inseln gefahren, vorbei an einer Pelikankolonie und einigen Hippos, von denen nur die Ohren, Augen und Nasenhöcker aus dem trüben Wasser ragten.
    Nach einer Stunde Fahrt über den glatten braunen See, der an seiner tiefsten Stelle gerade mal 14 Meter erreichte, legte sein Bootsführer an der kleinen bewaldeten Insel an, die man ihm genannt hatte. Im Reiseführer hatte er gelesen, dass es ausschließlich Männern gestattet war, diese Insel zu betreten, deren Kloster nur von Mönchen betrieben wurde.
    Ein kurzer Fußweg bergan führte ihn zu der Kirche, wo der Kurier auf ihn warten sollte. Papyrusboote lagen am Ufer, graue Mausvögel und Tauben flatterten auf, als er vorbeiging. Durch ein großes Holztor betrat er den Klosterbereich und wurde von einem bewaffneten Mönch empfangen, der in ihm einen Touristen sah und sich anbot, die

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