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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auf dem nahen Markt. Er bestellte Tee und konzentrierte sich.
    Die Stimme Mthetwas glaubte er herauszuhören, doch er war zu weit entfernt, um einzelne Worte zu verstehen. Jetzt wurde ein Tisch direkt an der Wand des Gebäudes frei, unterhalb eines der offen stehenden Fenster. Er wechselte den Platz, lehnte seinen Kopf an die Wand und schloss die Augen. Mthetwas Stimme war deutlich zu hören. Er schien mit dem Inder direkt am Fenster zu sitzen. Sie unterhielten sich auf Englisch.
    »Wir hätten den weißen Mann schon viel eher aus Afrika vertreiben sollen«, hörte er den Zulu sagen. »Seit über 350 Jahren beutet er uns aus, und das hat sich weder unter Mandela noch unter Mbeki geändert.«
    »Nicht nur euch. Zu Zeiten der Apartheid wurden wir ebenso unterdrückt wie die Menschen deiner Rasse.«
    »Der weiße Mann raubt alle aus. Er nimmt unser Gold, die Diamanten, das Elfenbein, das Holz der Tropen, Kautschuk, Kupfer, Kobalt und Öl. Er beutet uns aus, wo immer er sich niederlässt. Er baut Farmen, Hotels, Lodges und Fabriken in unsere Länder, aber was sie erbringen, behält er für sich. Wir sollen weiterhin seine Schuhe putzen, in seinen Minen arbeiten und seine Bananen auf dem Markt verkaufen. Unsere Kinder sollen in seine Schulen gehen und ihre Traditionen vergessen und unsere Frauen mit ihm schlafen.«
    »Eure Frauen wollen das auch«, behauptete der Inder bewusst provozierend, doch Mthetwa ging nicht darauf ein.
    »Wir sind ein reicher Kontinent. Und wir haben es satt, von den Weißen wie Sklaven behandelt und ausgebeutet zu werden. Warum kauft sich ein amerikanisches Konsortium für eine Milliarde Dollar in die Mine von Kolwezi ein? Weil sie 13 Milliarden wert ist! Warum stecken die USA fünf Milliarden Dollar in den Block 17 vor Angola? Weil sie aus den riesigen Ölfeldern mehr Öl gewinnen werden als in Kuwait. Und die Europäer sind nicht besser. Sie plündern uns aus, legen uns herein, betrügen uns. Dem werden wir jetzt ein Ende machen! Ich zähle die Stunden bis zum Spiel in Durban, mein Freund. ›Sub Africa‹ wird siegen!«
    Der Lauscher zuckte zusammen.
    »Nicht so laut. Wir sind hier nicht allein«, mahnte der Inder.
    »Ach was. Hier reden alle durcheinander. Wer soll uns hören? Warum hast du mich herbestellt? Ich komme nicht gerne in diese Gegend.« Der Afrikaner hatte sich in Rage geredet.
    »Ich mache mir Gedanken wegen des Deutschen«, raunte der Inder. »Er hat einen Flug in die Schweiz gebucht.«
    »Heißt das, er will nach Deutschland?«, zischte der Zulu.
    »Er will nicht – er ist schon!«
    »Er ist schon? Wie konnte das passieren? Ich dachte, du hast ihn unter Kontrolle?«
    »Dieser andere Ingenieur, Merheim, hat für ihn gebucht, das konnte ich nicht verhindern.« Der Lauscher schrak auf.
    »Dann muss Bushman sofort …«
    In seiner Erregung stieß der Weiße mit seinem Knie gegen den wackligen Metalltisch, das Teeglas stürzte um und zerbarst auf dem Boden.
    »Was war das?«, hörte er Mthetwa von drinnen rufen.
    »Was?«, bohrte der Inder.
    »Ich seh mal lieber nach!«, rief der Zulu und der Weiße draußen hörte, wie er aufstand. Es blieb ihm keine Zeit, zu bezahlen. Er sprang auf, bahnte sich einen Weg zwischen den leeren Stühlen und Tischen auf die Straße und rannte zu seinem Wagen. Während er einstieg, machte er den verhängnisvollen Fehler, zurückzuschauen.
    Am grimmigen Blick Mthetwas bemerkte er, dass ihn der Zulu trotz Dunkelheit und Sonnenhut erkannt hatte. Er startete den Wagen und raste los.
    Als er das indische Viertel hinter sich gelassen hatte, versuchte er, den deutschen Ingenieur auf seinem Handy zu erreichen, doch es kam keine Verbindung zustande. Während er im Abendverkehr Richtung Flughafen fuhr, hackte er eine SMS in das System. Er schickte sie seinem Auftraggeber und eine Kopie an Henning Fries.
    Hoffnung = Sub Africa. Oel.
     
     

Am selben Tag, Umfolozi, KwaZulu-Natal
    Der Funkspruch aus Durban kam herein, als er gerade von der Buschtoilette zurückkehrte. Er hatte Spaten, Lions-Streichhölzer und eine Rolle Klopapier genommen, war etwa 100 Meter gelaufen, hatte dort ein Loch gegraben, nach verrichteter Notdurft das Papier verbrannt und das Loch wieder zugeschüttet. Kein Pavian würde so angelockt werden von den verborgenen Düften und durch Gezeter seine Anwesenheit verraten.
    Nachdem er den kurzen Funkspruch beendet hatte, verstaute er den Spaten in der Höhle und warf noch etwas Holz in das Feuer, nur eine bestimmte Sorte, die wenig Rauch

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