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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Schuh?«
    »Na ja, mein biologischer Erzeuger ist natürlich wegen seines Auftritts in dieser Rateshow total aufgeregt.«
    »Verständlich, wäre ich auch.«
    »Sein Computer ist abgestürzt. Da sind sämtliche Materialien drauf, mit denen er und die anderen beiden sich auf dieses Quiz vorbereiten.«
    Mertel lächelte freundlich. »Mal sehen, was ich tun kann. Schließlich wollen wir doch wohl alle, dass deine Familie unserem pfälzischen Volksstamm keine Schande macht.«
     
    Der Dienstanweisung entsprechend durfte auch Petra Flockerzie nicht das Geringste von seinem Geheimauftrag erfahren. Deshalb versuchte Tannenberg eigenhändig die Telefonverbindung zur Zentrale des Security-Services herzustellen. Nachdem allerdings über eine Viertelstunde lang lediglich das Besetztzeichen der Saarbrücker Telefonnummer in sein Ohr gehupt hatte, entschloss er sich widerwillig zu einer Dienstreise ins benachbarte Bundesland, in welches sich ein waschechter Pfälzer normalerweise nur dann begibt, wenn es unbedingt sein muss.
    Wie stets war die A 6 auch an diesem relativ milden und diesigen Novembertag stark befahren. Tannenberg verspürte nicht die geringste Lust auf eine stressige Autobahnfahrt. Deshalb reihte er sich auf der rechten Spur in die Blechkarawane ein und drehte das Autoradio lauter. Als der Empfang seines Lieblingssenders mit der Zeit schlechter wurde, wechselte er notgedrungen zum 1. Programm des Saarländischen Rundfunks, derjenigen ARD-Anstalt, die sein Vater stets nur als ›Feindsender‹ titulierte.
    Nachdem die letzten Takte von ›Born to be wild‹ verklungen waren, meldete sich ein dampfplaudernder Moderator zu Wort und verkündete lauthals, dass der neue Trainer des 1. FC Kaiserslautern als erste Amtshandlung die Verwendung von Hochdeutsch angeordnet habe. Damit wolle er die Kommunikation in der Mannschaft verbessern. Die afrikanischen Spieler hätten damit keine Probleme – ganz im Gegensatz zu ihren pfälzischen Kollegen …
    »Ach, Gott, bist du vielleicht ein Komiker! Mein Junge, ich frag dich nur eins: In welcher Liga spielt denn der 1. FC Saarbrücken?«, konterte Tannenberg in voller Lautstärke.
    Im Anschluss an diese seiner Meinung nach mehr als angebrachten Retourkutsche kehrte er auf die gedankliche Ebene zurück und beschäftigte sich mit einem anderen Thema.
    Auch eine Folge der Globalisierung, sagte er zu sich selbst: Ein Japanischer Garten mitten in der Hauptstadt des Pfälzer Waldes wird von einem saarländischen Sicherheitsdienst bewacht – das konnte ja wirklich nicht gut gehen!
    Nach einer regelrechten Irrfahrt durch das Saarbrücker Gewerbegebiet erreichte der Leiter des K 1 schließlich doch noch seinen Zielort. Allerdings musste er sich einmal mehr eingestehen, dass die Realität auch diesmal nicht bereit war, sich seinen Vorurteilen unterzuordnen. Denn das mehrgeschossige, moderne Verwaltungsgebäude eines offensichtlich gut florierenden mittelständischen Unternehmens entsprach absolut nicht seinen Vorstellungen von der Zentrale eines Sicherheitsdienstes. Er hatte da eher an einen armseligen, containerartigen Flachbau gedacht, in dem er sich mit gezogener Waffe einer Horde finsterer Gestalten erwehren müsste.
    Sichtlich irritiert stellte er seinen Wagen auf dem Besucherparkplatz ab. Auf seinem Weg zum Gebäude passierte er eine gepflegte Grünanlage und den Fuhrpark der Firma, der aus weit mehr als einem Dutzend Kleinbussen, Geländewagen und PKWs bestand. Auf allen Fahrzeugen prangte das Firmenlogo, ein rennender Igel, auf dessen Flanke in grellem Orange der Schriftzug SIOK-Security aufgedruckt war. Während Tannenberg auf den verglasten Eingangsbereich zuschlenderte, wunderte er sich über den merkwürdigen Firmennamen, der ihm da in Großbuchstaben vom Vordach entgegenleuchtete.
    Plötzlich blieb er stehen.
    Das gibt’s doch gar nicht, schoss es ihm geradezu durchs Hirn. SIOK rückwärts gelesen heißt ja KOIS . Was für ein merkwürdiger Zufall!
    Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal eine schon längst vergessen geglaubte Erinnerung in seinem Bewusstsein auf: Vor vielen Jahren hatte er gemeinsam mit seinem Bruder und dessen beiden Kindern einen Ausflug in den Karlsruher Zoo unternommen. Dabei durfte natürlich auch die obligatorische Bootsfahrt auf dem inmitten des weitläufigen Zoogeländes künstlich angelegten See nicht fehlen.
    Wenn er nur daran dachte, was er damals gesehen hatte, dann schauderte es ihn auch heute noch: Im trüben Seewasser tummelte sich eine Unzahl

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