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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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eher ängstlicher Typ und arbeitete schon viele Jahre als Bildmischerin bei Event-TV . »Wir sollten nicht das geringste Risiko eingehen und besser genau das tun, was diese skrupellosen Verbrecher von uns verlangen.«
    »Endlich hast du’s kapiert, Mädchen«, entgegnete Gero Lottner.
    Die Bildmischerin zuckte mit den Schultern. »Was soll’s. Die Hauptsache ist doch wohl, dass wir alle heil aus dieser gefährlichen Sache rauskommen.« Sie warf eine Hand in Richtung des Regisseurs. »Geben wir ihnen eben das Geld. Unser Sender ist ja bestimmt gut versichert.«
    Lottner sog tief die abgestandene Luft ein. Dann gebar er in einen gewaltigen Stoßseufzer hinein etwas, das bei seinen Kolleginnen sogleich die Kinnladen heruntersinken ließ: »In diesen superbewachten goldenen Koffern befindet sich überhaupt kein Geld, nicht mal ein einziger Cent.«
    »Was?«, fragte die Regieassistentin fassungslos. »Du machst doch wohl gerade Witze, oder?«
    »Nein, leider nicht.«
    Der jungen, sportlich gekleideten Frau schossen Tränen in die Augen. »Dann ist alles aus«, schluchzte sie.
    Bei ihrer feisten Kollegin hatte diese niederschmetternde Mitteilung offensichtlich einen Schock ausgelöst. Sie erbleichte, auf ihrem glänzenden, speckigen Gesicht bildeten sich unzählige kleine Schweißperlen. Sie zitterte wie Espenlaub. »Der wird uns alle …«, sagte sie in einer abgehackten Robotersprache. Den Rest ließ sie unausgesprochen.
    Gero Lottner ging zu ihr, legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. »Nein, nein, mein Mädchen, beruhig dich. Keine Angst, so weit wird es nicht kommen, Wir warten jetzt erst mal ab, bis der Erpresser sich wieder meldet. Vielleicht hat er ja schon die Schnauze voll von uns und meldet sich überhaupt nicht mehr. Und wenn, kannst du sicher sein, dass deinem lieben Gero bestimmt etwas Geniales einfallen wird.« Er blickte hoch an die Decke des Ü-Wagens und dachte: Mir muss einfach irgend etwas Geniales einfallen!
    »Nur, was passiert, wenn eine Familie die Masterfragen alle richtig beantwortet hat?«, warf die Bildmischerin scheinbar zusammenhanglos ein. Sie machte immer noch einen ziemlich verstörten, geistesabwesenden Eindruck. Aber diese Frage schien sie so enorm zu beschäftigten, dass dieser Impuls sie aus ihrer Lethargie riss. »Marco verspricht doch immer, dass die Leute dann das Geld bar ausgezahlt bekommen …«
    »Alles nur Verarsche, mein altes Mädchen«, unterbrach Lottner mit einem hämischen Grinsen. »Es ist schlichtweg unmöglich, diese Fragen alle richtig zu beantworten.«
    Einen Augenblick lang schien er die dramatische Situation vergessen zu haben, in der er sich befand. Doch dann verfinsterte sich wieder seine Miene.
    Genau in diesem Moment zerschnitt ein schrilles Klingelgeräusch die kurzzeitig eingekehrte Stille. Unwillkürlich zuckten alle zusammen. Gero Lottner griff nach dem Hörer, warf ihn ans Ohr. Damit seine Kolleginnen mithören konnten, drückte er die Lautsprechertaste.
    Eine elektronisch verfremdete, metallisch klingende Erpresserstimme meldete sich: »Warum geht die Sendung nicht weiter?«
    Lottner hatte die Digitaluhr in der Monitorwand fest im Blick. »Gleich ist es soweit. In genau zehn Sekunden.« Er stellte Blickkontakt zur Bildmischerin her, die inzwischen wieder hellwach zu sein schien und zählte mit. »Fünf, vier, drei, zwei, eins – Jetzt.«
    Die Erkennungsmelodie der beliebten Quizshow ertönte. Sofort brandete tosender Beifall in der Halle auf. Zwei Kameras hatten die Zuschauerränge im Visier. Die Führungskamera begleitete Marco Kern dabei, wie er lachend die Bühne betrat. Lottner hatte recht gehabt: Man merkte dem Moderator kaum etwas von der psychischen Ausnahmesituation an, mit der er sich zwangsweise zu arrangieren hatte. Höchstens ein für ihn ungewöhnlich lebhaftes Augenzwinkern und der hektische, flackernde Blick zeugten von seiner enormen inneren Anspannung.
    »Weiß dieser Kasper da auf der Bühne Bescheid?«
    »Ja.«
    »Steht er das durch?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Gut, werden wir sehen. Wenn nicht, müssen Sie eben ran.« Das nun im Übertragungswagen ertönende, elektronisch verzerrte Lachen hatte einen gespenstischen Halleffekt, der den Anwesenden kalte Schauder den Rücken hinunterjagte.
    »Ich hab aber ein Problem, es …«
    »Eins? Ich hab zur Zeit viele!«, unterbrach die Erpresserstimme amüsiert. »Welches haben Sie denn?«
    »Es gibt Probleme mit dem Geld.«
    »Das ist mir schon klar, Mann. Mit Geld gibt es immer

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