Bonbontag
gleich eins anreißen, geht nicht ...
Haut nicht hin ...
Noch mal. Die Schachtel in der Hand bereit, ein Hölzchen ragt heraus.
Ein Schritt, zwei. Einmal Spritzen. Ein Streichholz, die Flamme, die Hand als Schutz. Der Handschuh ...
Es flammt auf, es blendet, es brennt.
Er hält die Hand von sich weg.
Verdammte Rotze!
Der Handschuh brannte.
Schnell in den Schnee. Das Feuer erlischt. Unter dem Schnee kommt ein verrußtes Knäuel zum Vorschein. Keine Lust, es anzufassen.
Die Hand wurde kalt, er zog sie in den Ärmel.
Der Handschuh hat gebrannt. So what.
Macht das was? Voll egal.
Alles bereit. Yes, Sir. Der Terminator ist bereit.
Feuer auf die Eier.
10
Die Hand blutete. Der Mann hatte ein Taschentuch darumgebunden, es hatte sich komplett rot gefärbt.
Helena versuchte nicht hinzusehen. Der Mann hatte die Verletzung nicht kommentiert und nicht erklärt. Helena wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte. Der Mann wirkte äußerst unberechenbar. Als die Frau ins Treppenhaus zurückkam, schien erneut alle Kontrolle verloren zu gehen.
Dabei sollte Helena eigentlich gar nicht hier sein. Die Arbeitszeit war längst vorbei, das würde ihr niemand bezahlen. Und daheim durfte sie sich wieder von Markku die übliche Predigt anhören. ›Das hat doch keinen Sinn ... bei dem Gehalt‹.
Hatte er Recht?
»Bestimmt wird sich alles gleich aufklären«, sagte Helena schließlich. Mit ihren Worten wollte sie nicht nur den Mann, sondern auch sich selbst ermuntern.
»Das will ich hoffen«, erklärte Pentti Holm drohend. Dann schien er sich aber etwas zurückzunehmen. »Ich mache Ihnen keine Vorwürfe ... aber das muss geregelt werden.«
Helena überlegte, was im Seminar ›Umgang mit Aggression‹ gesagt worden war. Man soll dem anderen nicht den Weg verstellen, man soll aus der Konfrontation herausgehen. Locker bleiben, die Schultern fallen lassen, befahl sie sich.
»Absolut ...«, antwortete sie. »Wenn wir vielleicht als Erstes mal die Fakten überprüfen. Die Frau war ...«
»Meine Ex-Frau. Paula Vaara ... Zwischendurch hieß sie Paula Holm. Musste sofort den Namen ändern.«
»Und der Mann ...«
»Keine Ahnung.«
»Und Sie vermuten also, dass ... Ihre Tochter ... da drin ist?«
»Na, ja ... das glaube ich. Obwohl meine Ex behauptet, das Kind wäre im Schutzhaus.«
»Im Schutzhaus?«
Helena war wieder unbehaglich zu Mute. Warum im Schutzhaus? Da ging man nicht zum Spaß hin. Unweigerlich fiel ihr Blick auf die blutende Hand. Wie müsste es jetzt weitergehen? Zum Glück brach der Mann das Schweigen.
»Ich glaube das aber nicht. Ich war vorhin an der Wohnung, sie sind von dort hierher gerannt.«
Helena überlegte, inwieweit man dem Mann glauben konnte. Sein Zorn wirkte allerdings überzeugend. Aber so ein Wüterich konnte sich fast alles einreden.
Dann fing Pentti Holm an zu reden. Schwierige Scheidung. Gemeinsames Sorgerecht, aber der Hauptwohnsitz bei der Mutter. Diese hatte die Treffen zwischen Vater und Tochter erschwert. Schreckliche Sehnsucht nach dem Kind. Der Mann erklärte alles lang und gründlich. Lange Dienstreise nach Weihnachten, Abbruch der Verbindung. Neue Telefonnummern. Rückkehr von der Reise und dann das.
Für Helena klang der Mann glaubwürdig. Aber sie ließ sich immer drankriegen; woran erkannte man einen pathologischen Lügner?
»Dass man mir ... dass man mir vorwirft, ich hätte meine eigene Tochter schlecht behandelt ...«, sagte er mit brechender Stimme. Plötzlich drehte er sich zur Tür. »Das ist eine verdammte Lüge!«
Mit der blutenden Faust hämmerte Pentti Holm so heftig gegen die Tür, dass es krachte.
Hoffentlich kommt bald jemand, flehte Helena innerlich.
11
»Guten Abend wieder mal«, sagte Katri und spürte einen Kälteschauder. Inzwischen waren die Temperaturen deutlich unter null gesunken.
Die beiden Polizisten hatten bereits vor dem Wohnblock gewartet.
»Wie es aussieht, werden wir euch nicht so schnell los«, sagte Lahtinen gut gelaunt.
»Warten wir noch ein bisschen ab ... vielleicht bessert sich die Menschheit doch noch«, erwiderte Katri.
» Que será, será «, summte Lahtinen.
»Hoffen wir als Erstes mal, dass es falscher Alarm war«, meinte Aho.
»Die Hoffnung soll man nie verlieren«, stimmte Petri zu.
Zwei und zwei gingen sie zur Haustür, das Sozialamt zuerst, die Polizei hinterher. Wie zwei Paare auf dem Weg zur Freitagabendeinladung, dachte Katri. Allerdings stachen die Uniformen der Polizisten ein bisschen ins Auge.
Katri und Petri fuhren
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