Bonbontag
stoppen.
»Befindet sich ein Kind in der Wohnung?«, fragte sie.
»Dazu werde ich nicht Stellung nehmen ... Fragen Sie den da drin«, erwiderte Paula und deutete auf die Tür.
»Lüg nicht!«, rief Pentti.
»Ich lasse mich hier nicht zur Sau machen«, sagte Paula,starrte ihrem ehemaligen Ehemann in die Augen und schlüpfte an ihm vorbei.
»Da hab ich Besseres zu tun«, rief sie, während sie die Treppe hinunterlief.
Der Mann folgte ihr.
Der Wettlauf ging über zwei Stockwerke. Dann holte Pentti sie ein und packte sie fest am Arm.
»Wo ist Mira?«
»Mirja sitzt vorm Fernseher.«
»Da oben ... bei einem wildfremden Mann?«
»Er ist nicht wildfremd«, sagte Paula und lächelte so fies sie konnte.
»Du bist wirklich ... eine ...«, sagte Pentti mit zusammengebissenen Zähnen und umklammerte Paulas Arm.
Wird er zuschlagen?, fragte sich Paula. Jetzt auf einmal? Einmal ist immer das erste Mal. Nur zu. Nein? Dann nicht. Sie brachte das Messer in ihrer freien Hand zum Vorschein. Drückte es dem Mann auf den Handrücken und verpasste ihm einen Schnitt.
Der Mann schrie auf, zog die Hand zurück.
Paula drehte sich um und rannte die Treppe hinunter.
»Du bist wahnsinnig, verdammt!«
Soll er nur schreien, soll er nur wer weiß was schreien, dachte Paula. Hauptsache, er lässt mich in Ruhe. Lässt uns in Ruhe.
Pentti folgte ihr nicht. Paula hörte, wie er die Treppe wieder nach oben lief. Dummkopf bleibt Dummkopf.
Bald kann ich mich hinlegen. Dunkles Zimmer. Frieden.
Sie stieß die Haustür auf.
Oho. Der Mantel ist oben zurückgeblieben. Und die Handtasche. Portemonnaie, Schlüssel.
Irgendwie könnte man glauben, dass die Lage doch nicht ganz unter Kontrolle ist.
Eine Träne lief ihr über die Wange.
Jetzt fang nicht an zu flennen! Eine erwachsene Frau!
Instinktiv tastete sie nach der Tasche, die nicht da war. Sie hatte plötzlich wahnsinnig Lust auf Schokolade.
7
Ari stand an der Tür und lauschte. Er hörte Paulas Stimme, dann eine zweite Frauenstimme. Zwischendurch sagte der Mann etwas, die Stimmen wurden lauter, aber man konnte nicht genau verstehen, was gesprochen wurde. Dann Schritte, ein Schrei.
Jetzt war es wirklich am besten, jemanden anzurufen. Die Polizei? Nein, sondern die Frau von gestern ... diese Katri ... Katri Korhonen.
Ari fand ihre Visitenkarte in seinem Portemonnaie. Beim Wählen hörte er, dass irgendwo ein Telefon klingelte. Das störte die Konzentration. Seine Hände zitterten noch immer, mühsam tippte er die Nummer ein. Besetzt.
Es läutete an der Tür.
»Ja?«, fragte Ari gedämpft.
»Helena Lind, vom Jugendamt West«, sagte eine Frauenstimme. »Könnte ich reinkommen, das Paar von eben ist nämlich ... dürfte gegangen sein. Moment mal.«
Man hörte Schritte im Treppenhaus. Plötzlich ein Schlag gegen die Tür, und Ari sprang zurück.
»Jetzt machst du auf, verdammt noch mal!«
Die Frau im Treppenhaus sagte etwas, aber ihre Worte gingen in den Schlägen gegen die Tür unter.
Das Telefon klingelte. Wieder klingelte es.
Ari schaute auf sein Handy. Begriff, dass es der falscheKlingelton war. Den er aber schon mal gehört hatte. Er folgte dem Ton in die Küche.
Sein Verstand funktionierte nur verlangsamt. Am Rand des Küchentischs eine Handtasche, Paula Vaaras Handtasche. Hat sie ihre Handtasche vergessen? In der Handtasche klingelte es, Paula Vaaras Telefon.
Vielleicht ist sie es selbst und fragt nach ihrem Handy, dachte Ari.
Er nahm die Handtasche. Griff nach dem blinkenden Handy darin. Schaute aufs Display: Die Nummer kam ihm bekannt vor.
Ari wollte sich schon melden, dann hörte es auf zu klingeln. Und fing wieder an.
Er schaute auf seine Hand, auf das Telefon darin. Auf sein Telefon. Das klingelte.
Dieselbe Nummer wie auf Paula Vaaras Handy.
Spinne ich jetzt?, fragte er sich. Ihm war schwindlig.
Er meldete sich. Und begriff in dem Moment, dass die Nummer tatsächlich genau diejenige war, die er selbst gerade anzurufen versucht hatte.
Katri Korhonen. Sozialer Notdienst.
» ... vom sozialen Notdienst, guten Abend. Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern, ich war dabei, als wir gestern Abend ...«
»Ja, ich erinnere mich ...«
»Rufe ich ungelegen an?«
»Ja ... das heißt nein ... Eigentlich habe ich selbst gerade versucht, Sie anzurufen.«
»Das trifft sich ja gut.«
»Kann man wohl sagen.«
»Ich würde gern direkt zur Sache kommen ... dieser Junge ...«
»Genau ... Um ehrlich zu sein, bin ich ... Die Situation ist hier im Augenblick ziemlich
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