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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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entsetzlich müde.
    Am Vordereingang stand »Inventur«, es war bereits geschlossen, Paula musste hintenherum gehen.
    Im Hof untersuchte ein Penner den Müll. Haben sie keineabschließbaren Container angefordert?, wunderte sich Paula.
    Durch die Hintertür kam sie in den Pausenraum des Personals. Alle waren da, außer Saari. Mittendrin die dicke Ellen, um sie herum zwei junge oder jüngere Frauen, von denen die eine am Morgen an der Kasse gesessen hatte und sich jetzt ihre dauerangewiderte Miene noch stärker ins Gesicht geschminkt hatte. Die andere lächelte, las in einer Zeitschrift und war in ihrer eigenen Welt. Und dann noch ein Junge mit einem Praktikantenschildchen an der Brust. Auf dem Tisch lag der grell leuchtende Stapel mit den Schemazeichnungen, die Paula angefertigt hatte und auf die alle, außer der Zeitschriftenleserin, schielten, allerdings nur aus der Ferne. Sie hüteten sich, sie anzufassen, sie gingen der Verantwortung aus dem Weg.
    »Vielleicht sollten wir jetzt anfangen«, sagte Paula. »Weil von selbst passiert ja nichts.« Sie bemühte sich um einen lockeren Tonfall, aber die kollektive Ablehnung war deutlich.
    Paula genoss das. Sie hatte beschlossen, es zu genießen. In der Gruppe verdichtet sich die Dummheit, dachte sie. Sie spürte, wie ihr die feindseligen Blicke Kraft verliehen. Je mehr die anderen versuchten, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, umso unerschütterlicher wurde sie.
    Etwas drohte einzurasten, etwas von vor tausend Jahren auf dem Schulhof, plötzlich hatte sie fast Tränen in den Augen. Heulsuse, schimpfte sich Paula und zwang sich zu einem spöttischen Lächeln.
    »Unsere Raumoptimierungsplanerin hat völlig Recht ...«, sagte eine Stimme von der Seite. Fast lautlos war Saari aus seinem Verschlag herübergekommen. »Es hat hier ein paar Missverständnisse in der Terminierung gegeben, und dafür übernehme ich die volle Verantwortung. Aber vielleicht gucken wir jetzt erst mal.«
    Sofort setzten sich alle in Bewegung. Saaris Worte hatten Gewicht, es ging an die Arbeit.
    Darüber wunderte Paula sich. Wie konnte ein so schwacher Mensch andere so leicht dazu bringen, ihm zu gehorchen. Dummköpfe lassen sich gern von ihresgleichen kommandieren, schlussfolgerte sie.
     
    Alle Waren in die Gitterwagen, bis die Fächer leer sind. Neumontage der Regale, wenigstens ungefähr so, wie es sein sollte, Paula hatte keine Lust, es zu genau zu nehmen.
    Geht doch, dachte sie. Die Angst war überflüssig gewesen. Kurz schoss ihr der nächste Morgen in den Kopf, die Sitzung, aber sie schob es rasch beiseite. Eins nach dem anderen. Auch Mirja drängte ins Bewusstsein. Das Mädchen hat jetzt an was zu arbeiten, gut so.
    Zwischen den Regalen kam ein dunkler Mann auf sie zu, im Allwetteranzug, als wollte er eine Runde an der frischen Luft drehen.
    »Amir«, sagte er und streckte die Hand aus. Schlank, sportlich, ein bisschen arabisch oder türkisch, dunkle Haut, Schnurrbart, dazu ein Lächeln bis über beide Ohren. Hätte sogar ganz gut ausgesehen, wenn die Hakennase nicht gewesen wäre. Wie bei einer Hexe.
    Saari kam von der anderen Seite, erklärte, Amir sei der Putzmann und käme normalerweise nachts. Amir stamme aus ... Was für ein Land war es noch gleich, irgendwas mit »stan« am Ende, es ging bei Paula zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus, jedenfalls nicht Afghanistan, Usbekistan vielleicht. Oder ein anderer Ort, an dem sie garantiert nicht Urlaub machen würde.
    »Clean, clean«, meinte Amir und machte eine Putzbewegung. »Putz, putz ...«
    Erkki Saari wandte sich an Paula.
    »Ich habe ihn gebeten zu kommen, weil Sie sagten ...«
    »Das war ein Scherz.«
    »Was für Scherz?«, fragte Amir hellhörig.
    »Na ja, es ist kein Scherz, dass wir ranklotzen müssen«, korrigierte Paula.
    »Glotzen ... was?«, erkundigte sich Amir. »Anglotzen?«
    »Ranklotzen«, sagte Saari.
    Amir wirkte amüsiert.
    »Kind?«, fragte er. »Du hast?«
    Zuerst begriff Paula die Frage nicht. Soll das ein Flirt sein? Am liebsten hätte sie skrupellos nein gesagt, das Gespräch damit beendet, aber Saaris Anwesenheit machte es kompliziert.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Ich ein Junge, zwölf Jahre«, sagte Amir, strahlend vor Stolz. »Spielt Eishockey wie Mann.«
    Tatsächlich, hätte Paula gerne gesagt, um den Dialog zu beenden, aber Saari kam ihr zuvor.
    »Das ist ein guter Sport.«
    »Ihr wollt Bild sehen?«, fragte Amir.
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern zog sein Portemonnaie heraus und brachte ein Foto

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