Bonbontag
bemühte sich, eine gewisse Selbstgefälligkeit zu unterdrücken.
»Ganz okay«, murmelte der Junge nach den ersten vorsichtigen Schritten, aber das Lächeln auf den Lippen ging über die Worte hinaus. Bis es hinter der Konzentration verschwand. Jetzt versuchte er es ernsthaft.
Gut. Gut, sehr gut, sagte Ari immer wieder.
Er konnte nicht anders, denn es wirkte. Es half erstaunlich gut. Der Junge traute sich, es zu versuchen. Und da er sich traute, etwas zu probieren, hatte er auch Erfolg. Er lernte. Und nach und nach lief er immer besser.
Er ist es nicht gewohnt, gelobt zu werden, dachte Ari. Er wird nicht von Ermunterung getragen wie Anni, er nimmt noch jedes positive Wort für voll.
Gut, lobte sich Ari selbst. Gut, dass wir hierhergekommen sind.
Auf Tomis Wunsch. Allerdings kam bei Ari flüchtig der Gedanke auf, dass der Junge es nur getan hatte, um ihm einen Gefallen zu tun, aber Ari wischte ihn beiseite, konzentrierte sich, versuchte, bei der Sache zu sein und so auch dem beklemmenden Gefühl des Scheiterns zu entkommen.
Nun komm schon, warum sich nicht ein bisschen um die eigene Achse drehen, der Junge hat heute auch keinen schönen Tag gehabt, sagte er sich, der Junge will Schlittschuh laufen, also laufen wir jetzt Schlittschuh.
Sie fuhren an die Bande und sahen den Eishockeyspielern auf dem Nachbarfeld zu.
»Hättest du Lust?«, fragte Ari.
»Mit denen da?«
»Nein, zu zweit ... Ein bisschen hin und her passen.«
»Wir haben ja keine Schläger.«
»Da drüben kann man welche leihen. Wo wir auch die Schlittschuhe herhaben.«
Tomi zuckte mit den Schultern, sein Gesichtsausdruck zeigte Skepsis. Ari deutete das als Zustimmung. Es würde dem Jungen bestimmt Spaß machen, einen Schläger in die Hand zu bekommen, man könnte durchaus ein kleines Spielchen mit dem Puck probieren, und ihm, Ari, juckte es vielleicht selbst ein bisschen in den Fingern.
Sie fuhren auf die Baracke zu, traten auf die Gummimatte, und Tomi marschierte tatkräftig auf die Tür des Cafés zu.
Am Fenster stand eine Frau vom Tisch auf.
Ari erschrak; das Gesicht kam ihm bekannt vor ... Ein Augenblick Verwirrung kurz bevor ihm einfiel, wer das war, dann intuitiv ein kleiner Freudenausbruch: das Erkennen.
Katri Korhonen. Die Sozialarbeiterin.
Er war nahe daran, zu ihr zu eilen und guten Tag zu sagen, bremste sich aber.
Das war die Sozialtante, und die war bei ihm zu Hause gewesen, am Abend zuvor.
Irritation, dann Panik.
Katri Korhonen und ihre zwei Mädchen wandten sich ab, kamen nicht aufs Eis, sondern wackelten mit den Schlittschuhen an den Füßen zwischen Tischen und Stühlen hindurch in Richtung Umkleidekabine.
Tomi sah verwundert hinter sich. Ari holte ihn ein, öffnete die Tür, blieb stehen.
Katri Korhonen verließ das Café durch die Tür auf der anderen Seite, aber sie blickte noch einmal auf das Eis zurück, als suche sie dort etwas. Ihr Blick schwenkte auf die Eingangstür, hielt inne.
Sie schauten einander an. Nickten rasch. Dann senkte Katri Korhonen den Blick, schaute anderswo hin.
Ari sah, dass Tomi die Frau anstarrte.
Katri Korhonen drehte sich um, durch die Scheibe in der Tür sah man, dass sie zielstrebig zur Umkleidekabine ging.
Hätte ich stehen bleiben, für Klarheit sorgen, reinen Tisch machen sollen? Hätte ich mit dieser ... Katri reden sollen?
Was hätte er zu ihr gesagt?
Das hier ist übrigens der Junge von letzter Nacht, wir haben uns wieder getroffen, und ich habe mit den Eltern vereinbart, dass ich mich um ihn kümmere, bis sie wieder Zeit für ihn haben? Warum ich nicht angerufen habe?
Na ja, weil der Junge sich bei mir im Schlafzimmer versteckt hatte und ... dann über Nacht blieb.
Das würde großartig klingen, danach ginge es schnurstracks aufs Präsidium zum Verhör. Und es käme sogar noch besser.
Heute Morgen war dann die Mutter da, und als Nächstes gehen wir gemeinsam Prinzessin Mirabella retten. Einen schönen Tag noch, wir telefonieren ...
Inzwischen war die Angelegenheit jedoch geregelt. In gewisser Weise. Fast. Der Junge würde zu seinem Vater gehen und hoffentlich auch zu seiner Prinzessin.
Ari ließ den Puck aufs Eis fallen und schlenzte ihn Tomi zu. Tomi bremste, holte aus, schlug vorbei, geriet aus dem Gleichgewicht, fiel hin. Stand wieder auf und schlug den Puck zurück zu Ari.
Sie spielten ein paar Mal hin und her, allmählich fand Tomi die Balance.
Ari blickte zum Café hinüber. Katri war verschwunden, aus seinem Leben hinausspaziert. Case closed .
»Machen
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