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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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wir ein Spiel?«, schlug Ari vor.
    »Hä?«, erwiderte Tomi. »Da hab ich doch keine Chance.«
    »Und wenn ich ohne Schläger spiele?«
    »Dann hast du keine Chance.«
    Ari holte vom Rand der Eisbahn zwei Plastikpfosten als Tore.
     
    »Vorbei«, verkündete Tomi zum wer weiß wievielten Mal. »Tut’s weh?«
    »Nein ... vielleicht ... ein bisschen«, antwortete Ari und verzog das Gesicht, während er sich aufrappelte. »Sollen wir mal was essen?«
    »Heißt das, du gibst auf?«
    »Nein, bloß Drittelpause«, erwiderte Ari.
     
    »Schmeckt’s?«, fragte Ari.
    Tomi nickte mit vollem Mund und roten Backen.
    Ari biss von seinem Krapfen ab, trank Kaffee dazu. Konnte es einen größeren Luxus geben? Direkt vom Eis mit Schlittschuhen an den Füßen ins Café. Was machte es schon, dass die Plastikstühle nicht die bequemsten waren, wenn man die Krapfen ofenwarm bekam und der Kaffee erträglich schmeckte. Der Blick aus dem Fenster war wie gerahmt. Das Eis glänzte in der Sonne, die Schlittschuhläufer drehten ihre Runden; all das eingefasst von Häusern, von der Stadt mit ihrer Geschäftigkeit.
    Ein richtiger, ein guter Moment, hier an diesem Tisch mit dem kleinen Jungen. Menschliche Nähe, Kameradschaft. Ein Leben, das schmeckt. Harmonie mitten im Universum. Zum Glück hat er die Sozialtante nicht angesprochen und alles durcheinandergebracht.
    Noch einen Augenblick, einige Sekunden noch hier und jetzt. Leeres Bild. Vergessen. Von den Rändern her dringt allerlei ins Bild. Joel ... das Fiasko ... die Katastrophe. Ari bemühte sich, den Moment auszudehnen, das Bild unversehrt zu halten. Er trank ein wenig zu hastig vom Kaffee, verschluckte sich, hustete und rang nach Luft.
    Zum Glück hörte Tomi nicht auf zu reden, er redete ununterbrochen über alles Mögliche.
    »Das hat Spaß gemacht«, sagte er.
    Hast du gehört? Es hat Spaß gemacht. Hör zu, was der Junge sagt, ermunterte sich Ari. Freu dich am Augenblick. Er biss in den Krapfen.
    »Ich bin in der Schule bis jetzt nicht so viel Schlittschuh gelaufen ... In der ersten Klasse hatte ich zu kleine Schlittschuhe ... Und jetzt zu große.«
    Ari versuchte aufs Eis zu schauen, die reflektierende Sonne blendete ihn.
    »Ja, die Ausrüstung muss stimmen«, sagte er, bemüht burschikos.
    »Der Mutant hat sie irgendwo gekauft. Hat gesagt, ich soll zwei Paar Wollsocken übereinanderziehen ... Einmal hatte ich sie an. Aber alle haben gelacht.«
    Ari wollte etwas sagen, ließe es dann aber bleiben. Was hätte er auch sagen sollen? In seinem Kopf tönte nichts als ein großes Nein. Nein: so nicht.
    »Danach hab ich immer gesagt, mit meinen Beinen stimmt was nicht.«
    Ari wollte etwas Aufmunterndes sagen, aber ihm kam kein Wort über die Lippen.
    Die Geschichte des Jungen. So eine Geschichte war das.
    Und da kam es: eine Geschichte.
    Der Junge, der ...
    Der Junge, der ausgelacht wurde.
    Der Junge, der die Prinzessin retten wollte.
    »Bescheuert und erbärmlich«, murmelte er, dachte jedoch bereits über Alternativen nach.
    Eine Erzählung? Ein Kurzfilm? Oder würde man daraus etwas Größeres machen können?
    Teil eines Films, Teil des Drehbuchs, das er mit Joel geschrieben hatte. Ein Junge aus einer Patchworkfamilie, dem man nicht zuhörte. Der einen Auftrag hat. Ein paar dunkle Töne mit dabei. Eine romantische schwarze Komödie?
    Ein kleiner Junge, der ein kleines Mädchen rettet. Eindringlich. Und sogar verkäuflich.
    Oder umgekehrt? Ein kleines Mädchen, das einen kleinen Jungen rettet. Wäre origineller. Würde sich auf dem Papier gut machen, auf den Förderungsanträgen.
    Aber er hatte hier einen kleinen Jungen. Der ein kleines Mädchen retten wollte. In seiner Fantasiewelt. Die Fantasydimension!
    »Was ist?«, fragte Tomi.
    Ari fuhr zusammen. Sofort merkte er, was für ein aufgeregtes Gesicht er machte.
    »Ich habe mir überlegt, ob wir jetzt nach Miranda schauen sollten.«
    »Nach Mirabella.«
    »Ja, genau, nach Mirabella.«
    »Schon«, sagte Tomi, »aber ich hab gedacht, ich muss warten, bis Papa ...«
    »Wir schaffen das bestimmt vorher.«
    Tomi nickte und sprang auf.
    Ein Handy klingelte. Tomis Handy. Er blickte aufs Display.
    »Das ist Papa«, sagte er und hielt das Telefon ans Ohr.
    Genau so würde Ari es in seinem Roman schreiben.
14
    Mirabella ... Bella Mirabella ... Zessi ... Hörst du mich? Der Doc ruft.
    Der Supermacker hat angerufen.
    Jetzt sind die drei Knallharten zusammen. Doc, Max und Super. Das Trio. Stahlhart. Vroom , und alle Scheißkerle sind platt.
    Aber

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