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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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Schneeflocken.
    Ach so. Paula lachte über ihren Fehler.
    Sie stieg ins Auto, startete und trat aufs Gas, die Räder drehten noch einmal kurz durch, dann fuhr sie davon. Jemand hinter ihr hupte lange und heftig.
    Paula blickte sich um. Ein Volvo fuhr in dieselbe Schneewehe. Waren die Jungs rechtzeitig ausgewichen? Die Schwachköpfe.
    Jetzt aber nichts wie heim!
    Zu Mirja.
    Schlafen.

6   Gegen Abend

1
    Katri blieb im Eingangsbereich stehen, um die Schneeflocken vom Mantel zu schütteln.
    Mari von der Tagschicht ging gerade über den Flur. Blickte auf die Uhr.
    »Hallo«, rief Katri. »Ich komme ein bisschen früher, ich muss noch was überprüfen.«
    »Herzlich willkommen«, entgegnete Mari, mit einem Hauch von Verwunderung in der Stimme. »Für dich ist übrigens Post gekommen. Ein Fax ... Vom Jugendamt West ...«
    »Ach ja?«, freute sich Katri. »Ich wollte schon danach fragen.«
    »Es liegt neben dem Dienstordner.«
    Katri eilte direkt ans Ende des Flurs. Eine Plastikhülle, darauf ihr Name auf einem Klebeetikett, obenauf ein lakonisches Schreiben.
     
    Das hier hätten wir zu bieten. War das nicht die Adresse?
    Ich hab mit der Lady gesprochen. Sie hat übrigens nach Weihnachten eine Meldung wegen Kindeswohlgefährdung über ihren Typen gemacht. So ein Ehepaar ist das. Ruf an, wenn du fragen hast.
    Gruß Seija
     
    Katri blätterte um und las.
     
    KLIENTENBERICHT
Jugendamt West
    Klientin: Mirja Holm
    Sorgeverantwortliche: Paula Vaara
     
    Termin im Gesprächsraum des Jugendamts am 10.12., 18 Uhr
     
    Teilnehmer: Paula Vaara und die Sozialarbeiterinnen Seija Lehtonen und Maarit Kokko
     
    Paula Vaara wurde der bereits telefonisch erwähnte Verdacht mitgeteilt, dass ihre Tochter Mirja Holm misshandelt worden sei.
    Paula Vaara war zunächst sehr verärgert und wollte wissen, wer die Anzeige aufgegeben hatte, äußerte den Verdacht, es sei ihr Mann gewesen.
    Dann fing sie an zu weinen und sagte, sie habe ihr Bestes getan, der Vorwurf sei unberechtigt.
    Sie gab zu, dass ihre Tochter ein Hämatom habe. Sagte, es sei entstanden, als die Tochter Tanzübungen gemacht habe und ausgerutscht sei. Sie sei mit dem Gesicht gegen die Kante des Schranks gestoßen.
    Als man ihr einen Hausbesuch vorschlug, reagierte sie zunächst sehr aggressiv, sogar spöttisch: »Von mir aus könnt ihr bei mir einziehen.«
    Bald aber bedauerte sie ihr Aufbrausen und erklärte es mit beruflichem Stress. Der Besuchstermin konnte völlig sachlich vereinbart werden. Wegen einer Dienstreise wurde er auf die Folgewoche gelegt.
     
    Katri blätterte weiter. Zum Hausbesuch in der Wohnung von Paula Vaara und Mirja Holm anderthalb Wochen später.
     
    Paula Vaara zeigte uns ihre Wohnung, auch ihre Tochter Mirja Holm war zu Hause. Die Wohnung war sehr sauber, eine geradezu gepflegte Dreizimmerwohnung. Die Tochter hatte ein eigenes Zimmer. Sie machte einen stillen, etwas zurückgezogenen Eindruck.
    Als Paula Vaara telefonierte, bestand die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit Mirja unter vier Augen. Mirja beantwortete alle Fragen klar und deutlich. Das Hämatom neben dem Auge war gerade noch so zu erkennen. Mirja erzählte in Übereinstimmung mit ihrer Mutter von dem Missgeschick. Schließlich zeigte die Mutter, wo der Unfall, der Sturz, beim Ausprobieren des Tanzschrittes, passiert war. Paula Vaara sagte, ihre Tochter gehe zwei Mal die Woche zum Ballett.
     
    Katri las den Text einmal durch. Dann ein zweites Mal. Sie griff zum Telefon. Legte es aber wieder aus der Hand. Könnte die Meldung von diesem ›Killmoh‹ sich auf diese Frau und dieses Kind beziehen? Die Adresse würde passen. War dieser ›Killmoh‹ identisch mit dem Jungen, der gestern verschwand? Mit dem unsichtbaren Kind? Mit dem Jungen auf der Eisbahn?
    Der Blick des Jungen ...
    Sie musste sofort anrufen, um die Frau vom Jugendamt noch zu erreichen.
    Sie hatte schon einmal mit dieser Kollegin namens Seija zu tun gehabt. Ein ziemlich ... geradliniger Typ.
    Die Vielfalt der Menschen ist der Reichtum der Welt, rief sich Katri in Erinnerung, als sie die Nummer wählte.
2
    Er schaute gerade nach oben, wie ins Weltall. Sie waren unwahrscheinlich groß. Unwahrscheinlich weiß. Man sah den Himmel nicht, denn die Welt war voller Schneeflocken. Alles geriet in Vergessenheit, das ganze Durcheinander. Das Klinikgelände ringsum trübte sich in der Dämmerung ein. Durch den Schnee wirkten die Lichter in den Fenstern wie Dekor.
    Die ganze Welt war voller Schneeflocken. So würde Ari es in seinem

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