Bonbontag
Nachname?«
»Wie war das noch ... Moment ... Heute Nacht hat er es gesagt ... Moment ...«
»Heute Nacht?«
»Jokela ... Das war es. Tomi Jokela.«
»Jokela, Tomi ... Okay ... Wäre es Ihnen recht, wenn wir bei Ihnen vorbeikämen und die Lage abklären?«
»Ich bin gerade ... unterwegs ... Aber allmählich wollte ich ... Eigentlich ... könnte das eine ganz gute Lösung sein.«
»Wann, denken Sie, sind Sie wieder zu Hause?«
»Nach vier ... oder ... es ist ja schon ... nach fünf wahrscheinlich ...«
»Wir würden lieber etwas früher kommen.«
»Viertel vor könnte hinhauen ... Schwer, es zu versprechen, weil ...«
»Das ist also abgemacht ... Hallo?«
»Ja, ja, ich ... muss nur leise sprechen ... Damit der Junge nicht wieder davonläuft.«
»Aha ... verstehe ... Na, wir klären das dann ab.«
»Das tun wir.«
»Wiederhören.«
»Ja, tschüs.«
6
»Verzeihung«, sagte Katri überdeutlich und mit Nachdruck. Verzeihung. Ich bitte vielmals um Verzeihung.
In der Wohnung war es heiß. Alle waren in der Küche oder direkt davor. Vater, Mutter und drei rotwangige Jungen, fünf, sieben und neun Jahre alt, Hackfleischklößchen auf den Tellern, Milchgläser daneben. Der Herd strahlte noch Wärme vom Kochen aus.
Katri und Petri in ihren Mänteln. Ihnen war heiß, und sie schämten sich.
Im Flur zwei Polizisten, ein großer Mann und eine große Frau rechts und links der niedrig hängenden Flurlampe, die sie gnadenlos anstrahlte. Auch sie waren rot vor Scham, teils auch aus Mitleid, aus Amtssolidarität. Es war nicht ihre Idee gewesen. Sie waren nur zur Sicherung dabei. Sie sicherten das Eindringen in eine Familienidylle.
Den Mann, Polizeiobermeister Lahtinen, kannte Katri zum Glück von zwei früheren Einsätzen. Die Frau, Polizeimeisterin Aho, war zum ersten Mal bei einer Sozialangelegenheit dabei.
Übereifrig und entschlossen waren sie hereingekommen. Der Fünfjährige hatte die Tür aufgemacht, mit Ketchup auf der Wange und dem hellblauen T-Shirt. Aus der Küche wurde streng gerufen: »Jere, komm sofort zurück an den Tisch!« Sie sahen, wie die verdutzte Miene des Jungen sich in Begeisterung verwandelte, als er die Polizisten sah. Kaum dass die Tür geöffnet war, wussten alle, dass dies ein Fehlalarm war.
Aber da gab es kein Zurück mehr.
Bald standen die drei Brüder wie die Orgelpfeifen vor ihnen und schauten sie an. Vater und Mutter auf Wochenende eingestellt, der Vater hatte bereits die Jogginghose angezogen, trug aber noch das Hemd von der Arbeit, die Frau im ausgewaschenen Fleece-Anzug. Zuerst verdutzt, es dauerte ziemlich lange, bis sich Ärger und Zorn meldeten.
»Soll das ein Scherz sein?«, fragte die Frau.
»Besonders lachen muss ich darüber nicht«, sagte der Mann.
»Übrigens ist inzwischen das Telefon erfunden worden«, ergänzte die Frau.
Katri bat um Verzeihung. Sie erklärte, wenn eine Meldung eingehe, müssten sie ausrücken. Und sie versicherte, dass der Ärger in diesem Fall völlig berechtigt sei.
»Wer hat uns gemeldet?«, wollte die Frau wissen. »Die von unten?«
Katri gab die Routineantwort: Darüber durften sie keine Auskunft geben. Zum Glück wurden die Mutmaßungen unterbrochen, weil die Kinder sich bemerkbar machten.
Der Fünfjährige fragte den Polizisten, ob dessen Pistole echt sei. Die zustimmende Antwort wurde mit einem begeisterten Seufzen belohnt. Daraufhin zeigten die Wachtmeister den Jungen ihre übrige Ausrüstung. Der Kleine holte seine eigene Pistole aus dem Kinderzimmer, die Atmosphäre wurde freundlicher.
Katri und Petri wechselten noch ein paar Worte mit den Eltern, hinterließen eine Visitenkarte, sagten, es sei möglich, über den Vorfall Beschwerde einzulegen.
Im Flur hörte man die Jungen aufgeregt durcheinanderreden. Allmählich amüsierte die Situation auch die Eltern. Durch die Küchentür sah man einen Lichtkegel, offenbar wurden im Flur gerade die Taschenlampen der Polizeikräfte getestet.
»Wir gehen dann mal«, sagte Katri. »Noch einmal: Es tut uns wirklich leid.«
»Schon gut, kann ja mal passieren«, sagte die Frau, erhob aber gleich darauf die Stimme. »Und würden die Jungs jetzt vielleicht mal zu Tisch kommen.«
Keine Reaktion.
»He, die ganze Bande hier her, und zwar ein bisschen plötzlich!«
»Das war ein Befehl«, hörte man Hauptmeisterin Aho im Flur sagen, »da gehorcht man am besten.«
Die drei Jungs rannten an Katri und Petri vorbei an den Tisch.
»Das Buch weg!«, hörte man die Mutter rufen.
Katri blickte
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