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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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was fragen?«, sagte Ari und nahm Stift und Block aus der Tasche.
    Tomi hatte den Mund voll und schüttelte verwundert den Kopf. Man musste doch nicht um Erlaubnis bitten, wenn man etwas fragen wollte.
    Ari sagte, er habe neue Ideen für seinen Film bekommen. Über den sie am Vorabend geredet hatten. Dessen Drehbuch er mit Joel ... den Schluss überging er, denn er wollte nicht an den Vormittag denken.
    »Also, ich ... wir haben da zwei Paare, das eine hat Kinder, das andere nicht, und ich dachte, dass ...«
    »Wie heißt der Film?«
    »Heikkis Entscheidung.«
    Tomis Kiefer hielten inne, er dachte nach, schluckte dann erst.
    »Was wolltest du fragen?«
    »Es hat mit einer neuen Konstellation zu tun«, sagte Ari. Er überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte.
    »Mit was für einem Ding?«
    »Ich dachte, es könnte so sein, dass sich bei dem einen Paar, das keine Kinder hat, obwohl es welche will, ein Junge einschleicht, ein ziemlich kleiner Junge. Und ...«
    »Was meinst du mit einschleichen?«
    »Dass er sich sozusagen ungebeten an sie hängt.«
    »So was klappt nicht.«
    Ari musterte Tomi. Der Satz war ganz unschuldig, keine Spur von Ironie.
    »Nehmen wir mal an, es klappt. Und nehmen wir an, der Junge wird auf ... wird auf dieses Paar sauer. Was würde der Junge sagen, wenn er so richtig böse wäre?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Was würdest du sagen, wenn ...«
    »Verpiss dich, du Mutterficker.«
    »Aha ... okay«, lachte Ari ungläubig. Er ließ den Stift auf dem Block kreisen. Das würde er nicht in seinem Roman schreiben.
    »Ich hab das einmal gesagt. Da war ich so vier oder fünf ...«
    »Warum hast du das gesagt?«
    »Alle haben gelacht. Erwachsene finden es lustig, wenn Kinder was Hässliches sagen.«
    »Na ja, schon ... aber doch nicht immer«, versuchte Ari zögernd zu widersprechen. »Ich meine, in welcher Situation ...«
    »Das waren Freunde von meiner Mama. Die Mama war irgendwo ... einer hat es so gesagt ... und ich hab’s dann nachgemacht. Alle haben gelacht und gewollt, dass ich es noch mal sage ... Mama hat dem, der es mir beigebracht hat, eine Ohrfeige gegeben. Dann hat er zugeschlagen ...«
    »Wer hat wen geschlagen?«
    »Der Typ die Mama ... Volles Rohr ... Es hat gekracht ... Und furchtbar geblutet. Dann kam der Krankenwagen ... Mich haben sie so lange im Schrank versteckt.«
    Ari fing an zu schreiben, schnell, genau, jedes Wort, das Tomi gesagt hatte. Plötzlich hörte er auf. Er spürte bereits den Blick des Jungen. Sah sich selbst mit dessen Augen: Was tat er hier eigentlich? Schrieb auf, wie irgendein Typ der Mutter die Nase eingeschlagen hatte.
    Der Stift steckte fest.
    Obwohl es noch jede Menge Fragen gegeben hätte. Was ist das für ein Gefühl? Wie ist das, wenn sich die Mutter nicht um einen schert? Wenn der Vater säuft und wer weiß unter welcher Brücke schläft? Oder: Erzähl mir, wie es war, als du zum ersten Mal das Gefühl hattest, dass zu Hause etwas faul ist. Erzähl mir deine erste schlimme Erinne-rung.
    Ari schlug eine neue Seite auf.
    »Könnte es nicht was anderes sein ... leck mich am Arsch, oder so?«, fragte er, um seine eigenen Gedanken ruhig zu stellen.
    »Vielleicht ... Wenn er nicht richtig böse ist.«
    Ari sah Tomi an, das erstaunlich vertrauensvolle, offene Gesicht.
    Das Handy klingelte.
    Schon wieder die Sozialtussi?
    Ari schaute aufs Display.
    Verdammt, wie konnte ich das vergessen?
8
    Hier ist der Doc ... Hallo.
    Hörst du?
    Mira Mira Bella
    Bist du am Apparat? Hast du den Telepator an? Hier kommt eine Info.
    Mad Max ist wieder frisch. Wir müssen hin, sagt Max. Und zwar auf der Stelle.
    Okay, sagte der Doc. Okay, aber jetzt gleich.
    Okay, sagt Max. Dann sofort.
    Wir kürzen ab, sagt Max. Mad Max kennt nämlich alle Wege. Direkt übers Meer.
    Also gleich, Zessi Prinzessin. Der Doc kommt. Viuhh ...
9
    Zuerst das Schuldgefühl und dann plötzlich Freude.
    Wieder mal Freude. Kindische Freude.
    Warum kindisch?
    Soll sie eben kindisch sein, die Freude, über das zugefrorene Meer zu gehen. Auch wenn es nur der kleine Ausläufer einer ohnehin schon kleinen Bucht in einem salzarmen Meer ist. Ist es denn nicht erstaunlich, dass das Meer zufriert?
    »Wir haben gerade mehrere Meter Wasser unter uns«, erklärte er Tomi. »Stell dir vor.«
    Erst jetzt merkte er, dass auch der Junge in seinen Gedanken versunken war.
    »Wir gehen auf dem Meer!«, sagte Ari.
    »Crazy«, gab Tomi zu.
    Genau. Verrückt. Toll.
    Der kürzeste Weg führte über das Eis. So hatte Ari es sich

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