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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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überlegt, als der Anruf gekommen war. Allerdings hatte es inzwischen so viel geschneit, dass es Mühe kostete, voranzukommen.
    Sie waren hinter dem Hamburger-Restaurant in den Park gegangen und von dort direkt ans Meer.
    Man konnte schon fast das Haus hinter den Bäumen am anderen Ufer erkennen. Außer ihnen war niemand auf dem Eis. Auf der Brücke fuhren Autos in hohem Tempo vorbei. Vorbei an diesem Wunder. Dieser Freude.
10
    Hier ist die Paula ... Hallo?
    Denkpause. Schon fallen die Augen zu. Es ist erstaunlich schwer, mit geschlossenen Augen zu fahren.
11
    Tomi.
    Järvi, Tomi.
    Katri tippte innerlich bereits den Namen in den Computer, während sie die Treppe hinaufeilte.
    Die Personenkennziffer würde sich in der Klientendatei finden lassen und dadurch dann alles andere, redete sie sich auf dem Weg zu ihrem Büro ein.
    Manchmal allerdings auch nicht. Stadtgrenzen konnten wie Grenzen zwischen Welten sein. Du ziehst ein paar Kilometer weiter nach Norden in die Nachbarstadt und könntest ebenso gut nach Timbuktu ausgewandert sein.
    Hoffentlich ist Tomi nicht nach Timbuktu gezogen, dachte Katri, als der Monitor aufleuchtete. Das Rieseln des elektronischen Sandes auf der Bildschirmsanduhr wollte gar nicht mehr aufhören. Oder sollte sie hoffen, dass er weggezogen war? Glücklich in Afrika lebte.
    Das Klientendatenverarbeitungssystem sprang an. Katris Finger tippten den Namen ein, die Suche startete.
    Tomi Järvi.
    Das Zauberwort. Die Personenkennziffer ...
    Simsalabim.
    Alle Tore öffneten sich.
     
    Katri beugte sich übertrieben nah an den Bildschirm heran. Als wollte sie ganz sichergehen, dass das, was sie da sah, auch stimmte.
    Järvi, Tomi. Neuerdings Jokela, Tomi. Wohnhaft auf der nördlichen Erdhalbkugel.
    Vor vier Jahren aber noch Tomi Järvi.
     
    Die Großmutter des Kindes rief an, weil sie keine Gelegenheit erhält, ihr Enkelkind zu sehen. Macht sich schon lange Sorgen, weil die Mutter des Jungen einen Mann bei sich wohnen lässt, der viel Alkohol konsumiert und gewalttätig ist. – Bei Anruf der Großmutter weinen und schreien, im Hintergrund eine Frau und ein Kind. Der Mann droht der Anruferin, mit ihr genauso umzuspringen »wie mit dieser Hure und ihrem Bankert«.
     
    Katri überflog den Text. Ihr eigener Name stand darunter. Sie hatte das geschrieben, Wort für Wort.
    Als wäre die Rede von einem anderen Kind. Kein Wort über das Licht des Kühlschranks, den Autorücksitz, die Ecke im Kinderheim. Nichts über den Jungen, der unsichtbar war.
    Dann die Entscheidung über die Inobhutnahme wegen akuter Gefährdung.
    Die Beratungen im Kinderheim, und schließlich, nach verschiedenen Stadien und einer Gesamteinschätzung der Umstände, die Rückführung des Kindes zur Mutter. Ende gut, alles gut.
    Allerdings zog derselbe kleine Tomi nun alleine durchs Einkaufszentrum und hängte sich an einen fremden Mann. Rief zum Zeitvertreib beim ASD an und machte eine Meldung wegen Kindeswohlgefährdung. Bezüglich eines Mädchens namens Mirja Holm, das mitten in einem Sorgerechtsstreit lebte. Projizierte der Junge seine eigenen Verhältnisse auf ein kleines Mädchen, in das er sich verguckt hat? Welcher kleine Junge möchte nicht der mutige Prinz sein, der die Prinzessin rettet?
    Das hier ist kein Roman, wies sich Katri zurecht.
    Genug gelesen. Es war Zeit, die Tür zu öffnen und zu schauen, was dahintersteckte.
12
    »Ah, du bist in Begleitung«, tönte die Mutter laut im Flur.
    »Kommt rein ... Ich heiße Johanna.«
    Aris Mutter reichte Tomi die Hand.
    »Tomi«, sagte Tomi und streckte unsicher die Hand aus.
    »Trinkt ihr Kaffee ... Saft?«
    »Nein, danke ...«, versuchte Ari abzulehnen. »Wie gesagt, ich habe einen Termin, wir wollten nur schnell die Lampe ...«
    »Und Tomi?«, wandte sie sich von Ari ab.
    »Na ja ... von mir aus«, sagte Tomi.
    Es war immer dasselbe. Jedes Mal nahm seine Mutter die Zügel in die Hand und betörte alle. Aber Ari war unbestechlich.
    »Wo ist die Lampe? Wir haben’s ein bisschen ...«
    »Ich zeige sie dir gleich. Ich setze nur schnell Kaffee auf.«
     
    Wenig später saßen sie am Kaffeetisch.
    »Und, wie ging es mit ... deinem Film?«, fragte die Mutter.
    »Schlecht.« Ari wollte keinen Raum für überzuckerte Deutungen lassen.
    Seine Mutter beklagte das Malheur kurz, wandte sich aber bald Tomi zu.
    »Sag mal, kennen wir uns nicht, Tomi?«
    »Doch.«
    »Das dachte ich mir doch.«
    »Hä?«, entfuhr es Ari.
    »Wir haben uns im Einkaufszentrum getroffen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wie

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