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Bondage (German Edition)

Bondage (German Edition)

Titel: Bondage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster , Simon Rhys Beck
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trinken. Gib mir ... Wein!“
    Der Diener beeilt sich, das Gewünschte aufzutreiben, das kann ich aus den Augenwinkeln sehen. Ich dagegen habe plötzlich einen riesigen Kelch in der Hand, in der sich eine klare Flüssigkeit befindet. Sieht nicht aus wie Blut und schmeckt wie kühles, klares Wasser, stelle ich fest, als die ersten Tropfen meine Kehle hinabrinnen und ich erst bemerke, wie durstig ich eigentlich bin. Leider ist der Kelch zu schwer, und meine Kräfte reichen nicht aus, ihn so lange festzuhalten, geschweige denn, dass ich ihn austrinken könnte, ohne Luft zu holen.
     
    Der Typ auf dem Thron tippt wartend mit der Hand auf der Lehne herum und nimmt dann endlich seinen Kelch vom Diener entgegen.
    „Hat ganz schön lange gedauert“, faucht er. „Wahrscheinlich muss ich das nächste Mal erst einen von euch foltern, damit das besser klappt hier. Nein, war nur Spaß“, grinst er in meine Richtung, so dass ich jeden seiner rasiermesserscharfen Reißzähne sehen kann, die sich im Licht der Kerzen und Fackeln spiegeln.
    „Ich bin Seth, und ich dachte mir, wenn du schon hier bist, dann kannst du mir auch ruhig mal huldigen.“
    Seth ... aha. Ich glaub, ich fange endgültig an, zu spinnen. Und das sage ich ihm auch.
    „Soso, Seth. Ein bisschen spät, Euer Besuch. Hatten wir nicht schon vor anderthalb Jahren einen Termin? Oder hattet Ihr da Besseres zu tun, als Euch an Euer Wort zu halten?“ Es sollte eine rhetorische Frage werden, aber Seth fällt mir ins Wort.
    „Schwachsinn. Wenn ich was von euch will, Brix, komme ich vorbei. Oder sorge dafür, dass ihr das erfahrt. Aber ich schicke keine Schwachsinnigen zu dir, um dich zu entführen. Und wenn es mir recht gewesen wäre, dass du auf meinem Opfertisch liegen würdest, dann wärest du nicht hier.“
    „Soll das heißen, dass Carlos Alfaya nicht in Eurem Auftrag handelt?“, frage ich mehr als verwundert. Seth schüttelt den Kopf.
    „Alfaya hält sich für einen Priester, weil er mal irgendwann zu viel Horrorgeschichten gehört hat. Er hat eine magische Ausbildung von einem Idioten erhalten, der sich für den Sohn Satans hielt, und den ich dann irgendwann mal umgehauen habe, weil er mich genervt hat mit seinen laufenden Gebeten. Und jetzt wird es Zeit, dass ich mich um Alfaya kümmere, habe ich den Eindruck – bevor er noch mehr Schaden anrichtet.“
    „Aber“, stammele ich, „was ist mit all den Toten? Mit all den Menschen, die sterben mussten?“
    Seth zuckt mit den Schultern. „Sterben muss jeder mal. Im nächsten Leben wird's besser. Aber du hast noch was zu erledigen, dein Schicksal hat sich noch nicht erfüllt. Und die Götter sind einhellig der Meinung, dass du beschützt werden sollst, genauso wie der, der so gut ist wie die heilende Kraft Sachmedias. Ihr nennt ihn glaube ich ‚Shahin’.“
    Ich glaube, ich seh nach dieser Eröffnung gerade ziemlich bescheuert aus, aber das macht nichts. JETZT brauch ich erst mal Ruhe, ein paar Stunden Schlaf und dann Zeit zum Nachdenken.
    Die Priesterin führt mich in ein Zimmer, wo ich eine Weile schlafen und denken kann, wie sie sagt. Klar, sie kann Gedanken lesen. Wundert mich auch nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass Seth mich später noch einmal sprechen will.
    Meine armen Nerven – und mein armes, zerschlagenes Weltbild.

Kapitel Dreiundzwanzig
Shahin
     
    Eigentlich hat mir all das schon viel zu lange gedauert. Schließlich will ich so schnell wie möglich ins „Tal der schwarzen Katakomben“, auch wenn ich weiß, dass der Weg dorthin gefährlich und mit vielen Stolpersteinen versehen ist. Eigentlich ist es sowieso eine Schnapsidee gewesen, Brix befreien zu wollen, aber es gab ja keine andere Möglichkeit! Mir ist klar, dass es Brix’ unweigerliches Ende gewesen wäre, hätte ich nicht gehandelt. Selbst wenn ich mich auf die Polizei verlassen hätte, wäre viel zu viel Zeit vergangen, bis man sich auf die Suche nach ihm gemacht hätte – und außerdem gibt es hier, in der Wüste, sowieso keine Polizei, keine Staatsmacht und schon gar kein anderes Gesetz als das der Wüste.
    Und das Gesetz der Wüste ist meist auch das Gesetz des Stärkeren. Und Carlos ist eindeutig der Stärkere von uns beiden. Er hat Männer, die ihm gehorchen, diese Männer haben Waffen und gewiss auch das eine oder andere Talent oder eine Fähigkeit, die uns diese Männer zahlenmäßig weit überlegen macht, auch jetzt noch, wo Kemal und seine dreißig Mann uns begleiten.
    Mal abgesehen davon, dass diese dreißig Mann

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