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Bondage (German Edition)

Bondage (German Edition)

Titel: Bondage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster , Simon Rhys Beck
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Huf vor Huf, bis es nach einer Viertelstunde wieder stehen bleibt, sich aber nicht auf die Erde legt, sondern gegen den sanften Druck meiner Oberschenkel und mit einer plötzlichen Drehung wieder gen Süden läuft. Ich bin erschrocken, fast hilflos, verstehe nicht, warum mein Kamel das tut. Warum die anderen Kamele meinem Kamel folgen, obwohl Sven versucht, mit seinem Zügel sein Kamel dazu zu bringen, weiter geradeaus zu laufen, verstehe ich auch nicht. Nach ein paar Hundert Metern ist der Spuk vorüber, und unsere Kamele schlagen wieder den ursprünglichen Kurs ein, um nach weiteren fünfhundert Metern erneut abrupt stehen zu bleiben. Mein Kamel scharrt mit dem Vorderhuf, neigt sich dann nach vorne, und ich erstarre vor Schreck.
    Wie konnte ich nur so blind sein? Treibsand ... überall ... vor uns, links und rechts von uns ... und vermutlich auch hinter uns. Jetzt verstehe ich die plötzliche Kursänderung unserer Kamele.
    Treibsand entsteht immer dann, wenn irgendwo unten in der Wüste eine Quelle Wasser spendet und dieses Wasser sich mit dem zumeist sehr feinen Sand der Wüste verbindet. Man stelle sich ein Glas vor, das man bis zur Hälfte mit Wasser füllt. Dann gibt man sehr langsam und vorsichtig ganz feinen Sand hinzu, bis das Glas dreiviertel voll ist. Dabei wird man feststellen, dass man volumenmäßig mehr Sand als Wasser benötigt – aber Sand gibt es in der Wüste schließlich genug. Wenn das Glas dann dreiviertelvoll ist, gibt man noch mehr Sand hinzu. Man wird dabei feststellen, dass der Sand, der sich oben im Glas befindet, trocken ist und aussieht wie – Sand. Tritt man jedoch darauf ... schwupp! Und Kamele riechen das Wasser auf Entfernung, das liegt in ihrer Natur.
    „Vorsicht“, warne ich die anderen. „Nicht bewegen ... wir sind inmitten eines Meers von Treibsand.“
    Nora und Lars werfen sich einen Blick zu, wie ich feststelle. Ich werde später darüber nachdenken, was dieser zu bedeuten hat, jetzt muss ich mich jedoch dringlicheren Problemen widmen ... unter anderem dem, wie wir aus dieser verfahrenen Situation wieder herauskommen. Da mein Kamel sowieso schon fast am Boden ist, springe ich ab, darauf achtend, dass ich knapp neben dem Kamel auf dem Boden aufkomme und nicht munter mitten in der feuchten Gefahr lande.
    Es gelingt mir, wenn auch knapp, denn der Boden unter meinen Füßen ist nicht so fest, wie ich es von reinem Wüstensand gewohnt bin, sondern schwankt leicht. Ich versuche, einen Schritt zur Seite zu machen und überlege es mir schnell anders, als der Boden unter meinem rechten Fuß ein Stückchen nachgibt. Schnell schaue ich mich um und versuche noch, mir einen Überblick über diese vertrackte Situation zu verschaffen, als mein Kamel schnaubt und dann unerwartet einen Schritt nach vorne macht. Es scheint die Wüstenfläche vor uns zu mustern und setzt sich dann wieder in Bewegung, ohne mich aufsteigen zu lassen.
    „Beeilt euch“, rufe ich den anderen zu, und spute mich, hinter meinem Kamel herzulaufen, das offensichtlich den richtigen Weg durch den Treibsand gefunden zu haben scheint.
    Nach einer ganzen Weile schnellen Trabs bleibt es stehen, lässt sich nieder und mich aufsteigen, erhebt sich dann wieder und schaut mich triumphierend an. Ich streichele seinen Hals, bin ihm dankbar, verstehe nichts, bin aber froh, dass uns nichts passiert ist.
    Nora und Lars wechseln derweil wieder einen dieser Blicke, die ich nicht einordnen kann. Allerdings liegen meine Nerven zurzeit und nach diesem Erlebnis zu sehr blank, um mein Unwissen höflich kundzutun, weswegen ich es lieber lasse. Ich mag keinen Streit mit den Dreien und schon gar nicht jetzt.
    „Wie wäre es, wenn wir bis zum Plateau reiten und uns dort unser Nachtlager suchen?“, fragt Nora mich und reißt mich damit aus meinen Überlegungen.
    „Plateau?“, frage ich, scheine derangiert und verwirrt.
    „Ja, Plateau“, nickt Nora und deutet zum Horizont, wo die Welt aufzuhören scheint, was aber nur eine raffinierte optische Täuschung ist. Anscheinend beginnt an dieser Stelle das ‚Tal der schwarzen Katakomben’, denn es geht dahinter steil bergab, und der Höhenunterschied mag einige Hundert Meter betragen. Die Spitzen der Pyramiden sind jedenfalls nur im oberen Drittel zu sehen.
    Für einen Moment bin ich wie vom Donner gerührt. Vier Pyramiden sind zu erkennen, beziehungsweise die Spitzen von vier Pyramiden kann ich sehen. Sie scheinen in einem Halb- oder Dreiviertelkreis angeordnet zu sein, und wenn ich nicht

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