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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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näher an den Schlafenden heran. Er hob sein Knochenmesser. Ohne nachzudenken, hielt Stolperzunge sein Handgelenk fest.
    »Bist du wahnsinnig?«, sagte Steingesicht.
    Der Bluthäutige erwachte. Seine Augen funkelten wie die Lichter im Metallklotz. Steingesicht stieß seinen Gefährten beiseite und griff das Wesen an. Stolperzunge sah nicht mehr, ob das Messer sein Ziel traf oder nicht, denn er ging bereits rückwärts zu Boden. Er stürzte gegen die baufällige Wand und spürte, wie sie unter dem Schlag erzitterte. Er schaute gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie sich ein Teil der zerbrechlichen Decke löste. Ein Steinbrocken, doppelt so groß wie sein Kopf, krachte auf seine Beine. Schmerzen fuhren ihm in die Glieder, wie Messer und Zähne gleichzeitig. Er sah nackten Knochen, seinen eigenen, der durch die Haut ragte. Er schrie, wie er noch nie in seinem Leben geschrien hatte. Er wusste gar nicht, ob es die Schmerzen oder der Anblick seiner zertrümmerten Beine waren.
    »Sei still!«, rief Steingesicht. »Für das Leben deines Stammes, sei still!« Steingesicht schlug ihn, dann war Stolperzunge still.

    Mehrere Male weckte der Schmerz ihn auf, und immer wieder warf er ihn in die Bewusstlosigkeit zurück. Die restlichen Ereignisse der Nacht bekam er nur in kurzen Schlaglichtern mit. Steingesicht musste ihn sich über die Schulter gelegt haben und war losgerannt. Stolperzunge hörte, wie die Bluthäute Alarm schlugen, ein rhythmisches Klappern. Doch alle Häuser um sie herum waren verwüstet, sodass ihre Feinde einen weiteren Weg zurücklegen mussten, um sie einzuholen.
    Steingesicht rannte die Hauptstraße hinunter und zwischen den Wachtürmen hindurch. Bei jedem Schritt fuhr ein schmerzhafter Stoß durch Stolperzunges Beine. Geschleuderte Steine fielen um sie herum zu Boden. Zwei trafen Stolperzunge, fügten ihm aber keine ernsthaften Verletzungen zu. Ein dritter schlug gegen seine Beine und ließ ihn erneut in die Bewusstlosigkeit abtauchen.
    Später wachte er wieder auf. Ein Rudel aus sechs Bluthäuten kam schnell näher. Ihr Anführer hatte die Menschen fast eingeholt. Seine seltsam geformten Muskeln spannten sich unter der glänzenden Haut. Sein Blick und sein Speer waren genau auf Stolperzunge gerichtet. »War es dein Bruder, den wir getötet haben?«, murmelte der. »Bist du mein Gegenstück unter den Bluthäuten? Kannst du deshalb so schnell rennen?«
    Inzwischen hatten sie die Bäume erreicht. Stolperzunge hörte das Klatschen der Äste und spürte, wie Steingesichts großer Körper nach Atem rang.
    »Lass mich fallen«, versuchte er zu sagen.
    Doch nun war ihr Verfolger nahe genug heran, um sein menschliches Gegenstück mit dem Speer aufspießen zu können. Vielleicht hätte er es sogar getan, wenn seine Schritte sicherer gewesen wären. Stolperzunge sah seine glitzernden, intelligenten Augen und seine gefletschten Zähne. Nun holte der Speerarm nach hinten zum Stoß aus.
    Steingesicht sprang.
    Stolperzunge sah, wie die Bestie vornüberstürzte, hörte, wie sie schrie. Dann landete Steingesicht auf der anderen Seite der Grube, und als ihn der Aufprall erschütterte, schrie auch Stolperzunge.

DER NÄCHSTE FREIWILLIGE
    Wandbrechers Magen drehte sich um, als er die zertrümmerten Beine seines Bruders sah, die sich in eine Masse aus rotem Fleisch und weißen Knochen verwandelt hatten. Unruhig kratzte er sich an den Narben, die die Speere der Panzerrücken in seiner Haut hinterlassen hatten.
    Er konnte den Anblick nicht ertragen. »Bring ihn nach Hause, Steingesicht. Bring ihn ins Haus meiner Mutter. Bitte.«
    Steingesicht nickte, obwohl er nach der heldenhaften Flucht immer noch schwer atmete.
    Wandbrecher und die anderen machten sich an die Arbeit, die Bluthäute zu schlachten, die ihnen in die Falle gegangen waren. Die Menschen hatten sich gut geschlagen, und ihre Familien würden durch diese erfolgreiche Jagd viel Ehre gewinnen.
    Stillsitzer klopfte dem Jagdleiter auf den Rücken. »Sechs erwachsene Bluthäute gegen einen verletzten Menschen. Beeindruckend! Und dank Steingesicht können wir Stolperzunge sogar noch eintauschen …«
    Wandbrecher hätte fast mit seinem Speer nach ihm geschlagen. »Stolperzunge ist nicht tot!« Alles schien sich um ihn zu drehen. Seine Hände waren blutbesudelt, doch statt der Bluthäute unter seinem Messer sah er immer nur den armen Stolperzunge vor sich.
    Stillsitzer hatte offenbar nichts von Wandbrechers Wut bemerkt. »Das Komische ist«, fuhr er fort, »wenn

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