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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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handelte, wenn auch eine recht seltsame. Ihr Körper war zu jung, um schon ein Kind auf die Welt gebracht zu haben, aber trotzdem wirkte ihr Gesicht, als wäre sie schon mindestens sechstausend Tage alt. Alle starrten sie an, fasziniert von Zähnen, die viel zu weiß waren, um menschlich sein zu können, und einer Haut, die etwas zu dunkel und zu makellos war, um echt zu sein.
    Sie tippte sich mit zierlichen Fingern auf die Brust. »Indrani«, sagte sie.
    »Wie bist du vom Himmel gekommen?«, fragte Speerauge, als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. »Bist du eine Vorfahrin? Haben wir dein Missfallen erregt?«
    Die Frau zuckte mit den Schultern. Ihr Blick wanderte von einem Mann zum nächsten und über die Gebäude, die den Platz säumten und hübsch mit Schädeln und Knochen verziert waren, die Zeichen eines Lebens im Wohlstand. Schweißperlen tropften ihr von der Kopfhaut.
    Der Häuptling stellte noch ein paar weitere Fragen, erhielt aber keine Antwort.
    »Wenn sie nicht sprechen kann«, sagte Speerauge, »ist sie entweder eine Bestie und demnach Fleisch für uns; oder sie ist geistig behindert und muss beim nächsten Handel als Freiwillige auserwählt werden.«
    Indrani wehrte sich, als sie versuchten, sie zu fesseln. Sie besaß die erstaunliche Fähigkeit, einem ausgewachsenen Mann aus dem Stand gegen das Kinn zu treten. Fünf Jäger waren nötig, um sie zu fesseln, und danach musste sie geknebelt werden, weil sie ein schrilles Geschnatter ausstieß und nicht still sein wollte, obwohl man ihr mehrmals mit dem Tod drohte. Trotzdem benutzte keiner der Jäger sein Messer. Nicht einmal die hungrigsten unter ihnen hielten sie jetzt noch für eine Bestie.

    Stolperzunge holte die Gruppe auf dem Gebiet der Bluthäute wieder ein. Die Frauen wagten es nur selten, dort Holz zu sammeln, auch nicht, wenn die Jäger ihnen Geleitschutz gaben. Also hatte die Wildnis diesen Bereich zurückerobert, was ihr im Niemandsland zwischen Menschen-und Haarigen-Wege nie gelungen war. Überall wuchsen Bäume in jeder Rot-und Violettschattierung, auch an den Ufern des Feuchtpfades, wo ihre giftigen Früchte die Äste so tief herunterzogen, dass sie die mit Blättern übersäte Wasseroberfläche berührten.
    Die Männer hatten aus einem umgestürzten Baumstamm eine Brücke errichtet. Jetzt steckten sie bis zu den Knien im Dreck und gruben fluchend.
    »Wir sind fast fertig«, sagte Wandbrecher. »Hast du die Häute mitgebracht?«
    Stolperzunge zeigte ihnen die Decken aus Bluthautleder, die er von seinem Bett gezogen hatte. Die glatte rote Haut glänzte unter den Lichterstraßen, als würde sie leben. Er hatte auch den Bluthautkopf aus dem Hauptzimmer des Hauses mitgenommen. Jemand hatte die Augen gegessen, aber das würde im Dunkeln niemand bemerken, da die sonstigen Züge so gut erhalten waren. Viele helle Zähne drängten sich im Mund des Wesens, und viele davon waren auch noch sichtbar, wenn die Kiefer geschlossen waren. Haarbüschel sprenkelten die Wangen und schützten mehr als zehn winzige Öffnungen, die die Bluthäute anstelle einer Nase hatten.
    »Gut«, sagte Wandbrecher. Dieser Kopf war seine erste Trophäe gewesen, auf die er besonders stolz war. »Ihr müsst die Häute mit Moos ausstopfen und fest zusammenbinden. Steingesicht ist bereit, mit dir zu gehen.« Stolperzunge nickte, froh, einen so guten Kämpfer bei sich zu haben, der ihm den Rücken deckte. »Ihr solltet lieber zu diesem großen Stein hinübergehen, sonst werdet ihr noch in einer der Fallen aufgespießt. Wenn ihr den Feuchtpfad erreicht, legt alles ab, was ihr bei euch tragt, und geht über den Baumstamm. Haltet euch nicht damit auf, ihn anschließend unbrauchbar zu machen, weil euch dazu keine Zeit bleibt.«
    Stolperzunge und Steingesicht machten sich zum Aufbruch bereit.
    »Wandbrecher hat alles erklärt«, sagte Steingesicht. Er spannte die breiten Schultern und grinste seinen jungen Gefährten an. »Du wirst die ganze Schnelligkeit brauchen, für die du bekannt bist!«
    Wandbrecher unterbrach sie. »Es gibt da noch etwas, Männer.« Er legte eine Hand auf Steingesichts Arm. »Ich muss euch bitten, eure Speere zurückzulassen. Sie würden euch nur behindern, und wir brauchen sie hier dringender.«
    Steingesicht funkelte ihn an. »Und wie sollen wir Bluthäute töten, wenn wir nur unsere Messer haben?«
    »Der ganze Plan beruht darauf«, sagte Wandbrecher – und Stolperzunge konnte beinahe hören, wie er mit den Zähnen knirschte –, »dass ihr sie nicht

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