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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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haben Vorräte für die Reise, aber hör mir jetzt gut zu, weil ich es später nicht wiederholen kann: Ich bin eine alte Frau, und dieser Körper übersteht die Strapazen vielleicht nicht, trotz der Medizin, die ich bekommen habe. Wenn ich sterbe, musst du mir die linke Hand abschneiden und mitnehmen.«
    »Natürlich«, sagte Stolperzunge. »Damit erweist du uns eine große Ehre.«
    Sie riss die Augen auf. »Nein, nicht, um sie zu essen, du widerlicher Wilder! Ich bin schockiert, dass du immer noch so redest! Versprich mir einfach nur, dass du meine linke Hand mitnimmst. Und versprich mir, sie nicht zu essen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Der Jäger zuckte mit den Schultern. Er war sich nicht sicher, womit er die alte Frau verärgert hatte.
    Danach liefen sie durch mehrere anonyme Straßen, auf denen sie von einem warmen Nebel umwallt wurden – die anderen nannten ihn Dampf. In diesem Korridor hockte niemand – hier hielt sich überhaupt niemand auf. Es war der einsamste Ort, den Stolperzunge seit seiner Ankunft im Dach gesehen hatte. Hiresh fühlte sich hier sehr unwohl.
    Der Boden war glitschig, und Stolperzunge musste die anderen beiden stützen, wenn sie ausrutschten. Einmal landete sogar er auf dem Hintern, und als Hiresh ihm aufhalf, schien der Boden am Lendenschurz zu saugen, mit dem die Arjunas ihn bekleidet hatten.
    Der Dampf wusch die Farbe von ihren Körpern, sodass sie mit jedem Schritt goldene Fußabdrücke hinterließen. So viel zum Thema Heimlichkeit , dachte Stolperzunge.
    Sie erreichten eine kleine schlichte Tür. Im Gegensatz zu vielen anderen, die der Jäger hier gesehen hatte, war sie nicht getarnt und mit den Worten »Nur für den Notfall« in den sprechenden Bildern des Daches markiert. Darunter drang noch mehr von der Feuchtigkeit hervor, die sich auf den Oberflächen in diesem Bereich gesammelt hatte.
    »Du erinnerst dich an diese schmackhafte Hand, Wilder?«, fragte Jagadamba und hielt den linken Arm hoch. »Jetzt zeige ich dir, wozu sie imstande ist. Vergiss es nicht!« Sie drückte sie gegen die Tür, die grün aufleuchtete und sich öffnete.
    »Gehen wir wirklich hinauf?«, fragte Hiresh. »Wir können doch nicht …«
    » Du hast es wirklich nicht verdient!«, sagte die alte Dame triumphierend und fügte dann etwas ernster hinzu: »Sobald wir drinnen sind, sind wir ihnen entwischt. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir es geschafft haben, ganz und gar nicht. Dort ist die Leere. Vergesst das nicht.«
    »Das ist Wahnsinn«, sagte Hiresh und rieb sich heftig die Beule am Arm, wobei er die feuchte goldene Farbe verschmierte. Er wandte sich an Stolperzunge und flüsterte: »Sie tut es wirklich! Sie bringt uns ins Obergeschoss!«
    »Nicht dich, großer Mann!«, gackerte sie. »Es wurde noch keine Treppe gebaut, die dein enormes Gewicht aushalten würde! Aber es geht in der Tat ins Obergeschoss. Wohin sich die Weltlichen nicht wagen. Wo Indrani mit ihrem Geheimnis wartet. Und du …« Sie zeigte auf den Jäger. »… wirst uns helfen, es zu finden!«
    »Ich weiß nicht, von welchem Geheimnis du sprichst«, sagte er.
    »Auch sie weiß es nicht«, entgegnete Jagadamba. »Aber jeder Wärter, jedes Kommissionsmitglied sucht nach ihr. Also kannst du dir sicher sein, dass sie irgendetwas weiß. Wenn auch wir es wissen, ist das das Ende der Kommission. Davon bin ich überzeugt.«
    Hinter der Tür befand sich eine Treppe, die sich himmelwärts emporschraubte. Jagadamba zog eine Klappe in der Wand auf.
    Schlau , dachte der Jäger. Die alte Frau oder ihre Freunde hatten dort ein großes Vorratslager mit Nahrung und Kleidung angelegt.
    Während sie darin suchte, blickte Stolperzunge nach oben in den Treppenschacht und wünschte sich im nächsten Moment, er hätte es nicht getan. Er hatte das Gefühl hinaufzufallen.
    Einige Gebäude seiner Heimat ragten mehrere Stockwerke in die Höhe, aber hier war es ganz anders. Die Treppe schien sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken. Was würde sie ganz oben erwarten? Das sogenannte Obergeschoss mit genauso vielen endlosen Parks und Korridoren wie in diesem.
    Stolperzunge kniff die Augen zusammen, um das Schwin delgefühl zu vertreiben, und als er sie wieder öffnete, achtete er darauf, dass er nach unten blickte, auf den Anfang der Treppenstufen. Spuren einer schleimigen Flüssigkeit verliefen vor der linken Wand. Die zähen Klümpchen leuchteten im matten grünen Licht.
    »Hier fühlt es sich … seltsam an«, sagte er. »Wie in der

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