Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
verstärkt waren.
»O Gott«, flüsterte er. »O Gott.« Er machte sich so klein, wie er nur konnte, rollte sich regelrecht zusammen wie eine Kugel und drückte sich an die Rundung der Schiffswand.
»Anfliegend steuerbord!«, rief Guise.
»Ausweichmanöver!«, befahl Parks, oder vielleicht verkündete er es auch nur, denn der Kapitän hatte es schon eingeleitet.
Brink riss kräftig an einer Vorrichtung über seinem Kopf, und ein Satz Hebel klappte aus der Decke herunter. Er zog an einem trapezförmigen Apparat, und die Gastanks des Luftschiffs zischten so laut, dass sie beinahe fauchten.
»Wir laufen zu heiß!«, warnte Parks.
»Spielt keine Rolle«, bellte Captain Brink zurück.
Durch die Scheiben an der Vorderseite der ovalen Kanzel sah Zeke die grausige Silhouette eines anderen Schiffes auf die Clementine zurasen – kleiner zwar, aber immer noch beeindruckend genug.
»Die werden schon noch abbremsen«, murmelte Guise. »Bleibt ihnen gar nichts anderes übrig …«
Parks rief: »Die bremsen nicht ab!«
»Uns läuft die Zeit davon!«, brüllte der Kapitän.
»Wo bleiben denn nun die Ausweichmanöver?«, fragte Parks mit spöttischem Unterton.
»Ich kriege die gottverfluchten Triebwerke nicht zum …« Der Kapitän hörte auf, sich lange zu erklären, und rammte seinen Ellbogen auf einen Schalter, der so groß war wie seine Faust.
Die Clementine machte einen Satz wie ein nervöser Hirsch, Ladung und Besatzung taumelten nach hinten, dann zur Seite und wurden schließlich beinahe auf den Kabinenboden gedrückt – aber ganz ließ sich der Zusammenstoß nicht mehr vermeiden, und das andere Schiff erwischte sie. Metall kreischte, und Stoffbahnen rissen, als die Fluggeräte einander in der Luft streiften, und Zeke glaubte, seine Zähne würden jeden Moment aus dem Kiefer gerüttelt, aber wundersamerweise blieben sie an Ort und Stelle. Nach ein paar Sekunden richtete die Clementine sich auf und schien so gut wie freigekommen.
»Wir gehen hoch!«, schrie der Kapitän. »Seht ihr sie? Wo sind sie hin?«
Alle hefteten ihren Blick auf die Windschutzscheiben und suchten in sämtlichen Richtungen nach ihren Angreifern. Parks sagte: »Ich sehe sie nirgends.«
»Nun, wir werden sie wohl kaum abgehängt haben«, fluchte Guise.
Parks atmete ein paarmal ruhig durch. »Ihr Schiff ist immerhin viel kleiner«, überlegte er laut. »Vielleicht hätten sie uns nicht rammen sollen. Vielleicht haben sie den Zusammenstoß nicht verkraftet.«
Zeke krallte sich an der Halteschlaufe fest, dass seine Fingerknöchel so weiß wie Eis wurden, während er sich gleichzeitig den Hals verrenkte, um etwas sehen zu können. Wie gebannt hielt er den Atem an. Als Kind hatte er nie viel gebetet, und seine Mutter war auch nicht oft mit ihm in die Kirche gegangen, aber nun betete er inbrünstig, das fremde Schiff, wo auch immer es gerade war, möge bloß nicht wieder auftauchen.
»Nein, nein, nein, nein, nein !«, hörte er Parks’ Stimme, und es klang wenig beruhigend.
»Wo?«
»Unten!«
»Wo denn? Ich seh sie nicht!«, fluchte der Kapitän.
Und dann erschütterte ein weiterer mächtiger Schlag das Schiff und ließ es durch die Luft taumeln. Zekes Halteschlaufe riss, und er krachte zu Boden, purzelte gegen die Wand und wieder zurück in die Mitte des Decks. Auf allen vieren versuchte er, zurück nach vorn zu kriechen, bekam wegen der Schaukelbewegung des Schiffes aber lediglich das tresorschlossar tige Rad an der Tür zum Frachtraum zu greifen und klammerte sich daran so fest, wie er nur konnte.
Irgendwo unter ihm verbog sich eine Stahlplatte und riss, Nieten schossen wie Pistolenkugeln durch die Kabine, hart und schnell. Irgendwo links oder rechts – Zeke konnte es wegen des ständigen Schlingerns nicht sagen – stotterte und spuckte ein Triebwerk und machte Geräusche, die ihm nichts Gutes zu verheißen schienen.
Irgendwo vor ihm erkannte er die unter dem Fraß verborgene Stadt, und Zeke brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Stadt deshalb direkt vor ihnen war, weil das Schiff senkrecht nach unten schoss – auf direktem Kollisionskurs mit allem, was sich unter dieser gelblichen Waschküche verbarg. »Wir zermatschen!«, kreischte er, aber niemand hörte ihn.
Die Besatzung hatte genug mit sich selbst zu tun und ließ sich von den Schreien des Jungen nicht ablenken.
»Linkes Triebwerk!«
»Ausgefallen oder festgefressen oder … keine Ahnung! Ich kann die Steuerung für die Stabilisatoren nicht finden!«
»Dieser
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