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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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schloss Zeke das aus der Tatsache, dass er den größten Stuhl beanspruchte und die anderen alle den Mund hielten. »Fang, pass auf ihn auf, ja?«
    Aus den Schatten kam ein schlanker Mann, den Zeke bisher noch gar nicht wahrgenommen hatte, auf ihn zugeglitten. Es war ein Chinese mit einer Pilotengasmaske auf dem Kopf, aus der hinten ein Pferdeschwanz herausguckte, und er trug eine Mandarinjacke, wie sie für seinesgleichen typisch war. Zeke musste schlucken, teils aus Schuldgefühlen heraus und teils aus purer Angst.
    »Fang?«, krächzte er.
    Der Chinese zuckte mit keiner Wimper, kein Nicken, nichts. Auch als das Schiff abschmierte und wie ein Stein vom Himmel zu fallen drohte, blieb er stehen, als wären seine Füße mit den Deckplanken verwachsen, richtete seinen Körper nach der Schwerkraft aus wie Wasser in einer kippenden Blumenvase.
    »Ich hab doch nur versucht, aus der Stadt rauszukommen«, sagte Zeke. »Ich wollte nur …« Aber niemand hörte ihm zu.
    »Alle Mann festhalten«, sagte der Kapitän. Es war kein Befehl, eher eine Empfehlung. Eine gute obendrein, denn das Schiff fing jetzt auch noch an zu trudeln.
    »Die Stabilisatoren versagen«, verkündete jemand betont ruhig, und der Kapitän fragte: »Funktioniert überhaupt noch irgendwas?«
    »Ja, aber …«
    Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen von Metall auf Stein streifte das Schiff ein Gebäude. Zeke hörte, wie Fensterscheiben barsten, während die Hülle des Schiffs sich weiter nach unten schrammte.
    »Dann also Triebwerke zünden.«
    »Das rechte zickt.«
    »Dann schrauben wir uns bei der Landung eben in den Boden, soll mir recht sein, aber jetzt mach !«
    Der Lärm brachte Zekes Trommelfelle zum Platzen. Er wollte sich irgendwo festhalten, aber es gab nichts. Also warf er sich flach auf den Boden und tastete nach etwas, an dem er sich festklammern oder irgendwie verhaken konnte, wobei er Fang versehentlich einen Tritt verpasste, dem das jedoch nicht das Geringste auszumachen schien – er bewegte sich kaum.
    »Wir gehen runter, Leute«, sagte der Kapitän ruhig.
    Der dunkelhäutige Mann in dem blauen Mantel – wahrscheinlich Crog – sagte: »Zweimal an einem Tag. Unfassbar!«
    »Wenn ich geahnt hätte, wie viel Glück du dem Schiff bringst, hätte ich dich nie mitgenommen«, gab der Riese zurück.
    Der Boden raste heran. Nach jeder Schleife, die sie hinabtrudelten, war er ein ganzes Stück näher gekommen, blitzte deutlicher hinter den Scheiben auf und versprach eine sehr harte Landung.
    »Wo ist das Fort?«, wollte der Kapitän wissen. Zum ersten Mal klang er nervös, beinahe besorgt.
    »Auf sechs Uhr.«
    »Von wo aus …? Wann gerechnet …?«
    »Da drüben !«
    »Ich seh’s«, sagte er unvermittelt und riss an einem Hebel über seinem Kopf. »Hoffentlich ist da unten niemand.«
    Der Mann im Stuhl des Ersten Maats sagte: »Wenn, dann haben sie uns längst gehört. Wenn sie trotzdem noch da rumstehen und gaffen, sind sie selbst schuld.« Er hätte vielleicht noch mehr gesagt, aber in diesem Moment begann das Schiff tatsächlich abzubremsen und schlingerte, beinahe mit dem Bauch nach oben, dahin, bis nichts als Himmel die Fenster vor dem Kapitän und seiner Besatzung ausfüllte.
    Zeke rechnete damit, sich jeden Moment wieder zu übergeben. Diesmal würde er es nicht wieder runterschlucken können, aber dann fehlte ihm sogar dazu die Zeit, denn das Schiff machte plötzlich Bodenkontakt, schlug hart auf und sprang beinahe wieder hoch, blieb dann aber irgendwo hängen und zog eine vielleicht fünfzig Meter lange Furche in den Boden, bevor es endlich zum Stillstand kam.
    Als seine Umgebung zu rütteln aufhörte und das Schiff zur Seite geneigt liegen blieb, kam Zeke schwankend auf die Beine und hielt sich den Kopf.
    Etwas Warmes sickerte in seinen Handschuh, und er wusste, ohne hinzusehen, dass es Blut war. Er konnte die pochende Platzwunde spüren. Sie sah bestimmt mordsgefährlich aus, und vielleicht war sie auch mordsgefährlich. Vielleicht war er schon so gut wie tot, weil er sich bei der Bruchlandung an der Wand oder der Tür oder sonst irgendwo den Schädel eingeschlagen hatte. Wenn das seine Mutter erfuhr! Dass ihr Sohn bei einem Luftschiffabsturz ums Leben gekommen war, aus purem, unentschuldbarem Leichtsinn heraus, irgendwo in der Mauerstadt, in der er doch gar nichts verloren hatte.
    Er versuchte, es möglichst gelassen zu nehmen, konnte sich der Woge von Selbstmitleid, die augenblicklich über ihm zusammenschlug, jedoch nicht erwehren.

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