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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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kein Geheimnis. Den rechten habe ich während der Flucht verloren – als wir alle abgehauen sind, weil wir sonst gestorben wären oder Schlimmeres. Ich war auf der anderen Seite vom Square, dichter bei der Müllkippe als bei dem schönen Berghang, auf dem Sie gewohnt haben. Mein Mann Charlie und ich, wir hatten da einen Laden, der ziemlich viel Kundschaft angezogen hat – Männer vor allem. Die alten Hafenratten und Fischer in ihren Teerjacken, die Prospektoren mit ihren klappernden Goldschürfsieben auf dem Rücken … Sie alle kamen, um sich mal wieder satt zu essen. Ach so, Entschuldigung, das hätte ich sagen sollen – es war kein Bordell oder etwas Derartiges. Einfach eine Kneipe, kleiner als das Maynard’s und nur halb so nett. Sie hieß The Spoiled Seal , und wir sind ganz gut zurechtgekommen. Wir haben hauptsächlich Bier und Schnaps ausgeschenkt, und zu futtern gab’s gedünsteten oder gebratenen Fisch mit Brot. Charlie und ich, wir haben den Laden alleine geschmissen, und es war nicht perfekt, aber es war gut.«
    Sie räusperte sich. »Und dann hat sich vor sechzehn Jahren diese verfluchte Riesenmaschine vom Hügel aus unter die Stadt gewühlt. Den Teil kennen Sie. Sie wissen, was für einen Schaden sie angerichtet hat, und Sie wissen wahrscheinlich besser als alle anderen, ob der Boneshaker den Fraß gebracht hat oder nicht. Wenn es überhaupt jemand weiß, dann Sie.«
    Briar erwiderte leise: »Aber ich weiß es nicht, Lucy. Also weiß es wahrscheinlich niemand.«
    »Minnericht bildet sich ein, es zu wissen. Er denkt, der Fraß hat irgendetwas mit dem Hügel zu tun. Er meint, der Rainier ist ein Vulkan, und in Vulkanen würden giftige Gase entstehen, die normalerweise unter der Erde bleiben – bis jemand einen Durchbruch schafft und es rauslässt.«
    Briar fand diese Theorie auch nicht schlechter als die anderen. »Ich weiß nichts über Vulkane, aber es klingt nachvollziehbar.«
    »Ach, ich weiß es ja auch nicht. Das ist eben das, was Dr. Minnericht sagt. Vielleicht ist er ein Spinner, wer kann das schon beurteilen? Er hat mir diesen Arm angefertigt, also bin ich ihm was schuldig, aber er hat auch vieles schwieriger gemacht.«
    »Aber wie ging es mit Ihnen und Charlie weiter?«, hakte Briar nach. Über Minnericht wollte sie vorläufig nichts mehr wissen. Allein wenn sie seinen Namen nur hörte, beschlich sie schon ein ungutes Gefühl, ohne dass sie sagen konnte, warum. Sie wusste, dass er nicht Leviticus war, auch wenn sie Lucy nicht erzählen konnte, woher sie das wusste. Aber das spielte auch gar keine Rolle. Solange die Leute glaubten, Minnericht wäre Levi, war er eben so etwas wie der Geist ihres verstorbenen Ehemanns.
    »Ach ja«, sagte Lucy. »Nun, der Fraß machte sich über die Stadt her, und es war Zeit, abzuhauen. Aber ich war gerade beim Markt und hab Lebensmittel gekauft, als der Evakuierungsbefehl kam, und die Panik hat uns kalt erwischt. Und Charlie war draußen im Seal . Wir waren seit zehn Jahren verheiratet, und ich wollte nicht ohne ihn los, aber die Polizisten zwangen mich dazu. Sie haben mich einkassiert und aus der Stadt geworfen, als wäre ich eine Betrunkene, die Platz auf dem Gehsteig wegnimmt. Sie hatten schon damit angefangen, die Stadt abzudichten, noch mit diesen Wänden aus Segeltuch und Wachs und Öl. Die haben nicht gerade viel gebracht, aber sie waren besser als nichts, und die Arbeiter nagelten fleißig Rahmen zusammen. Sobald ich konnte – ein paar Tage, nachdem die größte Panik vorbei war –, hab ich mir eine Maske aufgesetzt und bin schnurstracks an ihnen vorbeigeflitzt, zurück zum Seal und zu Charlie. Aber als ich dort ankam, konnte ich ihn nirgendwo finden. Die Kneipe war verlassen, und alle Fensterscheiben waren kaputt. Die Leute hatten sie eingeschlagen und alles ausgeräumt. Ich konnte es nicht fassen – Zeug klauen in so einem Moment! Ich ging also da rein und rief immer wieder seinen Namen, und er antwortete von hinten. Ich bin um den Tresen herumgeklettert und in die Küche gestürmt, und da war er, übel zugerichtet und voller Blut. Das meiste Blut war nicht von ihm. Er hatte drei Fresser erschossen, die versucht hatten, ihn sich zu holen – du weißt ja, wie sie das machen, wie Wölfe einen Hirsch. Jetzt lagen bloß noch ihre Überreste rum, aber er hatte so viele Bisse abgekriegt. Ihm fehlte ein Ohr und ein Stück vom Fuß, und seine Kehle war halb herausgerissen.«
    Sie seufzte und räusperte sich erneut. »Er lag im Sterben, und er war dabei,

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