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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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sich zu verwandeln. Ich wusste nicht, was als Erstes kommen würde. Wir kannten uns damals ja noch nicht damit aus, und darum wusste ich nicht, dass ich mich von ihm fernhalten musste. Sein Kopf wackelte rum, als ob er jeden Moment abfallen würde, und seine Augen waren am Austrocknen und nahmen diese gelb-graue Färbung an. Ich versuchte, ihn hochzuziehen, um es mit ihm noch schnell rüber ins Krankenhaus zu schaffen. Das war eine blöde Idee. Die hatten es ja längst dichtgemacht, nirgendwo war mehr Hilfe zu erwarten. Jedenfalls bekam ich ihn auf die Füße. Er war ja kein Möbelpacker, und ich bin ja nicht gerade ein zartes Pflänzchen. Dann fing er an, sich gegen mich zu wehren; keine Ahnung, warum. Ich rede mir gern ein, dass er gewusst hat, dass es vorbei war, und dass er mir helfen wollte, mich in Sicherheit zu bringen, indem er mich wegstieß. Aber ich hab mich nun auch gewehrt. Ich wollte ihn um jeden Preis da wegbringen und retten. Und er wollte um jeden Preis bleiben. Wir fielen zusammen um, gegen den Tresen, und als ich ihn wieder hochbekam, war es vorbei mit ihm. Er fing an zu ächzen und zu sabbern – das Gift hatte sich über die vielen Bisswunden in ihm verteilt. Da ist es dann passiert. Da hat er mich gebissen. Er hat mich nur am Daumen erwischt, gerade mal die Haut angeritzt, aber das hat gereicht. Ich wusste, das war nicht mehr er, weil nämlich sein Blick ganz gemein wurde und er aus dem Mund stank wie ein totes Tier. Außerdem hätte Charlie mir nie was getan.«
    Sie räusperte sich ein drittes Mal, aber sie weinte nicht. Ihre Augen liefen nicht über, sie glitzerten nur im Kerzenschein, und die Rohre pfiffen wieder, was ihr eine kleine Verschnaufpause gab.
    Dann fuhr sie fort: »Ich hätte ihn töten sollen. Diesen Gefallen war ich ihm schuldig. Aber ich hatte zu viel Angst, und das werfe ich mir heute noch vor. Bloß ist es jetzt erledigt, oder eben nicht erledigt, und es lässt sich nichts mehr daran ändern. Jedenfalls bin ich dann raus an den Stadtrand geflohen und fand eine Kirche, wo ich mich hinwerfen und weinen konnte.«
    »Aber der Biss?«
    »Aber der Biss …«, wiederholte Lucy. »Ja, der Biss. Der Fraß setzte ein, und er breitete sich aus. Drei Nonnen hielten mich fest, und ein Priester nahm die erste Amputation vor.«
    Briar verzog das Gesicht. »Die erste ?«
    »Oh ja. Die erste ging nicht weit genug. Sie hatten mir nur die Hand abgenommen, gleich beim Gelenk. Beim zweiten Mal haben sie die Säge dann überm Ellbogen angesetzt, und dann, beim dritten Mal, hab ich den Rest bis rauf zur Schulter auch noch verloren. Das war dann endlich genug. Ich wäre fast daran gestorben, jedes einzelne Mal. Jedes Mal war die Wunde wochenlang rot und hat regelrecht geglüht, und ich wollte eigentlich bloß noch daran krepieren oder dass mir jemand den Gnadenschuss gibt, denn ich war zu schwach und hilflos, um mich selbst zu töten.«
    Lucy verstummte, aber vielleicht war sie auch einfach nur erschöpft.
    Dennoch fragte Briar: »Und was ist dann passiert?«
    »Dann kam ich langsam wieder auf den Damm. Anderthalb Jahre hat es gedauert, bis ich wieder einigermaßen die Alte war. Und dann konnte ich nur noch an eins denken: Ich musste zurückkehren und mich um Charlie kümmern. Selbst wenn das bedeutete, ihm eine Kugel ins Auge zu jagen – er sollte so nicht enden.«
    »Aber nun war die Mauer gebaut.«
    »Ja, genau. Aber die lässt sich überwinden, wie du ja inzwischen weißt. Ich bin durch die Kanalisation rauf, genau wie dein Junge. Und wie es sich ergab, bin ich geblieben.«
    »Aber …« Briar schüttelte den Kopf. »Wie ist das mit der anderen Hand gekommen? Und mit der Prothese?«
    »Mit der anderen Hand? Ach.« Lucy legte sich anders hin, und das Bett knarrte. Sie gähnte ausgiebig und blies auch gleich die Kerze auf ihrem Nachttisch aus. »Die andere Hand habe ich zwei Jahre später verloren, hier unten. Einer von den neuen Öfen ist explodiert; dabei sind drei Chinamänner gestorben, die gerade daran gearbeitet haben, einer wurde blind. Meine Hand hat einen weißglühenden Splitter abbekommen, und damit war ich sie los. Auch noch.«
    »Herr im Himmel.« Briar beugte sich vor und blies ebenfalls ihre Kerze aus. »Das ist ja furchtbar, Lucy. Das alles tut mir schrecklich leid für Sie.«
    Lucy sagte im Dunkeln: »Ist ja nicht Ihre Schuld. Da ist niemand dran schuld außer mir, weil ich nach der ganzen Zeit immer noch hier unten bin. Jedenfalls war inzwischen unser böser alter Doktor bei

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