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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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uns, und der hat mich wieder hingekriegt.«
    Briar hörte, wie Lucy sich streckte, und auf das Gähnen folgte ein Pfeifton wie von einem Teekessel. »Er brauchte eine Weile, um alles auszutüfteln. Er zeichnete einen Plan nach dem anderen. Für ihn war es ein Spiel, mich wieder zusammenzuflicken. Und als er den Arm fertig hatte und ihn mir zeigte, da wäre ich am liebsten gestorben. Er sah so schwer und so fremdartig aus; ich konnte mir gar nicht vorstellen, ihn zu tragen, schon allein wegen dem Gewicht. Er erklärte mir auch nicht, wie er das überhaupt hinkriegen wollte mit dem Bewegen. Er bot mir was zu trinken an, und der Drink hat mich umgehauen wie ein Knüppel. Ich bin dann von meinen eigenen Schreien wieder aufgewacht. Der Doktor und einer seiner Kumpels hatten mich gefesselt – sie hatten mich an einem Operationstisch festgeschnallt und bohrten mir gerade mit einem Holzbohrer ein Loch in den Knochenstumpf.«
    »Himmel, Lucy …«
    »Es war schlimmer als die anderen Male und schlimmer, als die Arme überhaupt erst zu verlieren. Aber heutzutage, nun ja.« Sie musste sich umgedreht haben oder versucht haben, den Arm wieder zu bewegen. Er klickte und ruckte vor ihrer Brust. »Heute bin ich froh, dass ich ihn habe. Auch wenn er mich ganz schön was gekostet hat.«
    Briar hörte einen seltsamen Unterton in Lucys Worten, aber es war spät, und sie war zu erschöpft, um nachzufragen. Sie war fast die gesamte Zeit in der Mauerstadt auf den Beinen gewesen, war gerannt, geklettert oder hatte sich versteckt – und hatte doch keine Spur von Zeke gefunden, der vielleicht längst tot war.
    Während Briar versuchte, zur Ruhe zu kommen, knurrte ihr Magen und ihr fiel auf, dass sie gar nicht mehr wusste, wann sie zuletzt etwas gegessen hatte. Am liebsten hätte sie sich sofort auf die Suche nach etwas einigermaßen Essbarem gemacht. Aber sie hatte keine Ahnung, wo sie etwas auftreiben sollte, also rollte sie sich einfach nur zusammen, die Hände auf den Bauch gelegt, und tröstete sich mit dem Gedanken an ein Frühstück.
    Briar Wilkes hatte nie viel gebetet, und sie war sich nicht sicher, wie sehr sie an den Gott glaubte, auf den sie gelegentlich etwas schwor. Aber als sie die Augen schloss und ihre Gedanken von dem periodischen Pfeifen der Heizungsrohre weglenkte, da flehte sie den Himmel um Beistand an.
    Und um ihren Sohn, der, nach allem, was sie wusste, vielleicht längst tot war.
    Und dann war sie hellwach.
    Es ging so schnell, dass sie überzeugt war, sich das Schlafen nur eingebildet zu haben, aber nein – irgendetwas war anders. Sie lauschte angestrengt und hörte nicht einen Laut von Lucy, und unter der Tür kam staubiges, oranges Licht durch.
    »Lucy?«, flüsterte sie.
    Von der anderen Matratze kam keine Antwort, also tastete sie mit ihren Händen umher, bis sie die Kerze und ein paar Streichhölzer gefunden hatte.
    Der Kerzenschein enthüllte, dass sie tatsächlich allein im Zimmer war. Nur eine halbmondförmige Kuhle im Federbett zeigte, wo Lucy gelegen hatte. Die Rohre waren still, aber als Briar den Handrücken daranhielt, erwiesen sie sich als immer noch warm. Das Zimmer war behaglich, aber leer, und ihre einsame Kerze reichte nicht aus, um die Dunkelheit zurückzudrängen.
    Neben der Waschschüssel war eine Sturmlaterne. Briar zündete sie an und stellte die Kerze wieder auf das Tischchen beim Bett. Nun war es schon heller. In der Schüssel war Wasser. Sein Anblick weckte einen solchen Durst in ihr, dass sie beinahe davon getrunken hätte, aber dann fiel ihr wieder ein, dass ein Stück den Gang hinunter ganze Fässer davon standen.
    Briar spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht, schlüpfte in ihre Stiefel und legte ihren Stützgurt wieder an. Hier im Untergrund zog sie es vor, ihn zu tragen; er fühlte sich wie eine Rüstung an oder wie ein Pfeiler, der sie aufrecht hielt, wenn sie zu müde oder zu ängstlich war, um das Kreuz durchzudrücken.
    Die Tür war mit einer Klinke verschlossen, was Briars Frage beantwortete, wie Lucy den Raum ohne Hilfe hatte verlassen können. Briar drückte sie, und die Tür ging auf. Draußen im Gang brannten im Abstand von vielleicht einem Meter kleine Flammen an den Wänden.
    Das flackernde Licht war verwirrend. Aus welcher Richtung war sie gekommen?
    Von links wohl.
    »Also nach links«, sagte sie sich.
    Sie konnte das Ende des Tunnels nicht sehen, aber nach ein paar Metern konnte sie es hören. Der Blasebalg pumpte nicht mit voller Kraft und der Ofen brauste nicht mehr;

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