Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
Berührung zu kommen schien. Von einem Beistelltischchen neben den Kartenspielern nahm er einen eigenartigen Helm, der in etwa aussah wie eine hohle Glaskugel mit einem kleinen Stutzen an der Vorderseite.
Als er Briars verblüfften Blick sah, erklärte er: »Ist eins von Dr. Minnerichts Modellen, der Helm. Er hat ihn mir gegeben, weil ihn kein anderer haben wollte und weil er sowieso nur Staub angesetzt hat.«
»Warum?«, fragte sie. »Funktioniert er denn?«
»Und wie er funktioniert. Aber er ist schwer – und ich muss mir die Filter dafür selbst zurechtschneiden. Stört mich aber nicht. Ich mag’s, wenn ich in alle Richtungen gut sehen kann, wissen Sie?« Er zeigte ihr das Visier, das vom einen Ohr bis zum anderen reichte, und Briar musste zugeben, dass der Helm einen sehr praktischen Eindruck machte.
»Vielleicht baut er ja eines Tages eine leichtere Version.«
»Angeblich arbeitet er schon daran«, erklärte Squiddy. »Aber wenn er sie je fertig kriegt, bekomm ich sie bestimmt nicht. Sind Sie so weit?«
Briar hielt ihre Maske hoch. »Aber ja.«
Squiddy setzte seinen Helm auf. Mit der riesigen Kugel auf dem Kopf und dem dürren Körper darunter sah er aus wie ein übergroßes Streichholz. »Dann los.«
Während Briar ihm folgte, schnallte sie sich ihre Maske vors Gesicht. Sie hatte das Gefühl, sie gerade erst abgelegt zu haben, aber sie wusste, es musste sein, und stellte wider Erwarten fest, dass sie sich allmählich daran gewöhnte.
Sie gingen durch ein düsteres Labyrinth von Gängen und gelangten über eine schlecht reparierte Treppe hinunter auf eine Ebene mit Bodenrosten, durch die das Summen von Maschinen drang.
Squiddy wurde nicht oft gebeten, den Fremdenführer zu spielen, und gab unterwegs entsprechend wenige Erklärungen. Als sie jedoch die Metallroste erreicht hatten, deutete er nach unten und sagte: »Hier bauen wir gerade Filter ein. Ist ein Experiment.«
»Was denn für eines?«
»Na ja, wissen Sie, um an den sicheren Orten saubere Luft zu haben, müssen wir sie von ganz oben über der Mauer runterpumpen. Aber dieser chinesische Junge sagt, dass wir das vielleicht gar nicht brauchen. Er meint, vielleicht macht es auch nicht mehr Arbeit, die schmutzige Luft wieder sauber zu kriegen, als saubere Luft hier reinzuholen. Keine Ahnung, ob er damit recht hat, aber ein paar von unseren Leuten denken, man sollte es wenigstens mal versuchen.«
»Diese ganze Luft hier herunterzupumpen muss eine elende Schufterei sein.«
»Und ob«, bestätigte Squiddy. »Und ob.«
Die Roste unter ihren Füßen klirrten bei jedem Schritt, bis sie nach einer Weile einen Absatz erreichten, an dessen Ende drei beeindruckend massive Türen in die Wand eingelassen waren. Squiddy überprüfte noch einmal seinen Helm, dann griff er nach einem der drei Hebel, die aus dem Boden ragten.
»Dichter kommen wir von drinnen nicht ran, also müssen wir hier raus. Wir nehmen die in der Mitte.« Er zeigte auf die Tür. »Von draußen sind die Türen nicht zu sehen. Wir haben uns mächtig ins Zeug gelegt, um das so hinzukriegen, und es musste alles extrem gut abgedichtet werden, weil das Gas hier in der Ecke am schlimmsten ist.«
»Natürlich«, sagte sie. »Muss es ja, hier im Zentrum.«
»Ihre Filter sind neu?«
»Ich habe sie unmittelbar vor dem Verlassen des Gewölbes ausgetauscht.«
Squiddy lehnte sich gegen den Hebel. »Gut. Weil diese Acht-bis-zehn-Stunden-Regel, die kann man hier in der Ecke vergessen. Die Filter halten hier höchstens ein paar Stunden durch, vielleicht zwei oder drei. Weil wir nämlich ganz dicht an die Spalte rangehen.«
»Im Ernst?«
»Aber ja doch.« Der Hebel senkte sich bis fast zum Boden, irgendwo bewegte sich eine unsichtbare Kette, und um die mittlere Tür herum erschien ein Schlitz. »Die ist direkt unter der alten First Bank. Weiter runter ist der Boneshaker nie gekommen, und dort ist der Fraß anscheinend am schlimmsten. Das ist die schlechte Nachricht.«
»Das klingt, als ob es auch eine gute gäbe«, überlegte Briar, während die Tür sich knirschend öffnete und den Blick freigab auf das zerstörte alte Viertel, in dem einmal die Banken gewesen waren.
»Und ob es die gibt! Die gute Nachricht ist, dass es hier unten nicht mal halb so viele Fresser gibt wie weiter draußen. Das Gas frisst sie richtig auf, darum halten sie sich fern – oder je denfalls halten diejenigen, die doch kommen, nicht lange durch. Dabei fällt mir etwas ein. Sie machen Ihren Mantel besser ordentlich zu.
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