Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
Vom Netzwerk:
wieder ein, warum man sie hier unten so freundlich empfangen hatte. »Tja«, sagte sie, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. Sie hatte zwanzig Jahre lang versucht, zu beweisen, dass sie in keiner Weise nach ihrem Vater kam, und nun hatte sie es einzig und allein seinem Ruf zu verdanken, dass sie in dieser merkwürdigen Gegend einigermaßen sicher war. Sie fragte sich, wie er das gefunden hätte. Insgeheim, dachte sie, wäre er entsetzt gewesen, aber andererseits hatte sie jetzt schon mehrmals falschgelegen, was ihn betraf.
    Also sagte sie schließlich: »Es freut mich, das zu hören.« Und sie verzichtete auf weitere Fragen. Sie hörte sich lieber Squiddys Schweigen an als seine Lügen.
    »Nun sagen Sie mal, Miss Wilkes. Wonach genau suchen wir denn?«
    »Nach irgendeinem Hinweis. Auf meinen Jungen, meine ich. Nach irgendetwas, das darauf hindeutet, dass er hier gewesen ist.«
    »Und das wäre zum Beispiel?«
    Briar bahnte sich einen Weg durch den Schutt und überlegte. Trümmer halb verfaulter Holzgehsteige ragten über den Rand der eingestürzten Straße, und Splitter regneten auf Briars Hut herunter. Es gab keinen Windhauch hier unten und kein Geräusch. Als würde sie in einem Teich stehen, unter Wasser. Überall um sie herum stand die schmutzig gelbe Luft und wirkte, als könnte sie jeden Moment erstarren und Briar auf ewig einschließen wie Bernstein.
    Sie sagte: »Alles, was anders ist als beim letzten Mal, das Sie hier waren. Fußabdrücke zum Beispiel oder … oder solche Sachen. Ich weiß es nicht. Könnten Sie mir vielleicht sagen, was ich hier sehe, bitte? Weil ich es nämlich nicht begreife. Wo genau sind wir?«
    »Hier hat sich der Boneshaker unter der Straße durchgewühlt. Die Straße ist eingestürzt. Wir stehen eigentlich mitten darauf, und das da oben« – er zeigte auf den zerklüfteten Rand über ihnen – »ist das, was von der Straße noch übrig ist. Und von den Gehsteigen. Und was sonst noch vor sechzehn Jahren hier gewesen ist.«
    »Fantastisch«, sagte sie. »Ziemlich dunkel hier unten. Ich kann kaum etwas sehen.«
    »Tut mir leid. Hab vergessen, ’ne Laterne mitzunehmen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.« Briar suchte sich einen Weg zu einer Stelle am gegenüberliegenden Rand der Grube. Dort angelangt öffnete sich direkt vor ihr ein schwarzer Abgrund mit den Umrissen eines unregelmäßigen Kreises. Wohin er führte oder was vielleicht darin war, konnte sie nicht erkennen.
    »Hallo?«, rief sie hinein, aber nicht laut. Eine Antwort hätte sie ohnehin nur entsetzt.
    Es kam keine.
    »Wir können hoch auf Straßenniveau, wenn Sie möchten. Da drüben«, sagte Squiddy. Er führte sie zu einer steilen Böschung und zeigte auf die Bretter und Mauersteine, die dort aufgeschichtet lagen. »Man muss klettern, aber es geht. Da oben ist die Sicht besser.«
    »Alles klar. Sie zuerst.«
    Er nahm die Steigung ohne Mühe und flitzte hinauf, als wäre er nur halb so alt, kletterte oben über die Kante und ragte schließlich als dunkler Umriss über dem Rand des klaffenden Lochs auf. Briar folgte ihm und ergriff die Hand, die er ihr von oben entgegenstreckte. Strahlend zog er sie hinauf. »Schön, oder?«
    »Sicher.«
    Wenn man sie gebeten hätte, zehn Wörter auszuwählen, mit denen man die Szenerie vor ihren Augen beschreiben könnte – »schön« wäre nicht in die engere Auswahl gekommen.
    Hätte sie es nicht besser gewusst, sie hätte geglaubt, an einem Kriegsschauplatz zu stehen. Sie hätte wahrscheinlich vermutet, irgendeine schreckliche Katastrophe, eine Explosion habe den kompletten Landstrich verwüstet. Wo einmal prächtige Gebäude mit randvollen Geldspeichern gestanden hatten und emsige Kundschaft ein- und ausgegangen war, klaffte nun eine gigantische Wunde in der Erde. Ihre gewaltigen Ränder waren über die Jahre ausgefranst, und sie begann sich mit Schutt zu füllen.
    An einer Stelle entdeckte sie etwas, das aussah wie ein Haufen großer Flusskiesel. Bei genauerem Hinsehen jedoch entpuppten sich die Kiesel als verwitterte, graue Schädel, die von ihren vergessenen Körpern weggerollt waren und sich in einer flachen Kuhle gesammelt hatten.
    Briar hatte Schwierigkeiten mit dem Atmen. Es ging schwer, genau wie sie nach Squiddys Warnung hätte erwarten sollen. Aber es war jedes Mal ein regelrechter Kampf, eine Lunge voll Luft durch die Filter zu ziehen, die sich gegen die hereinströmenden Gifte und Verunreinigungen stemmten. Es fühlte sich an, als würde sie

Weitere Kostenlose Bücher