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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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einfach so an der Tür gelehnt, und Briar hatte nie erfahren, wer sie zurückgebracht hatte oder warum. Und zu diesem Zeitpunkt war Maynard schon zu lange unter der Erde gewesen, um seine letzte Ruhe ein zweites Mal zu stören. Also waren die Dinge seines Lebens, die Gegenstände, die er jeden Tag bei sich getragen hatte, wieder in das Geheimfach unter dem Boden des Kleiderschranks gewandert.
    Stück für Stück holte Briar sie heraus und legte die Gegenstände aufs Bett: das Gewehr, die Dienstmarke, den schweren Lederhut, den Gürtel mit der großen ovalen Gürtelschnalle und das Schulterholster.
    Der Mantel hing wie ein Gespenst hinten in dem vierfüßigen Schrank, und Briar zog ihn heraus ans Licht. Schwarz wie die Nacht draußen war der Regenmantel aus mit Öl behandeltem Wollfilz. Die Messingknöpfe waren angelaufen, aber sie hielten noch, und in einer der Taschen fand Briar eine Schutzbrille, von deren Existenz sie gar nichts gewusst hatte. Sie zog ihren Mantel aus und legte stattdessen den ihres Vaters an.
    Der Hut hätte eigentlich ein bisschen zu groß sein müssen, aber da sie viel mehr Haare auf dem Kopf hatte als Maynard damals, passte er ganz gut. Der Gürtel war zu lang und die mit den Initialen ihres Vaters verzierte Schnalle riesig, aber sie fädelte ihn trotzdem durch die Schlaufen ihrer Hose, zog ihn fest und schob sich die Gürtelschnalle knapp unter den Bauch.
    Ganz hinten im Schrank stand eine schmucklose braune Kiste mit Munition, Putzlappen und Waffenöl. Briar hatte den Spencer-Karabiner ihres Vaters noch nie gereinigt, aber sie hatte ihm tausendmal dabei zugesehen, also kannte sie die einzelnen Schritte. Sie setzte sich auf die Bettkante und ahmte sie einfach nach. Als das Gewehr so sauber war, dass es im Licht der fast leeren, flackernden Laterne leicht schimmerte, nahm sie die Federröhre mit den Randfeuerpatronen und schob sie mit dem Daumen in den Kolben.
    Am Boden der Kiste fand sie eine Patronenschachtel. Obwohl der Deckel der Kiste fünfzehn Jahre lang Staub angesetzt hatte, schien der Inhalt noch einwandfrei, also nahm sie die zusätzliche Munition und steckte sie in eine Schultertasche, die sie unter Maynards Bett fand.
    Sie legte die Schutzbrille dazu, ihre alte Gasmaske aus den Tagen der Evakuierung, ihren Tabakbeutel und den spärlichen Inhalt einer Kaffeedose, die sie hinter dem Herd aufbewahrte. Er belief sich auf etwa zwanzig Dollar. Ohne die kürzliche Lohnzahlung wäre es noch weniger gewesen.
    Briar zählte das Geld nicht. Sie wusste auch so, dass sie damit nicht weit kommen würde.
    Hauptsache, sie kam damit bis hinter die Mauer. Und wenn nicht, dann würde sie sich etwas anderes einfallen lassen.
    Draußen hinter den Vorhängen ging allmählich die Sonne auf, und das bedeutete, dass sie spät dran gewesen wäre, hätte sie ins Werk gewollt. Es war zehn Jahre her, dass sie das letzte Mal einen Tag gefehlt hatte, aber heute würde man ihr das durchgehen lassen oder ihr kündigen müssen – was immer ihnen lieber war.
    Heute jedenfalls würde sie nicht ins Werk gehen.
    Sie musste die Fähre nach Bainbridge Island kriegen, wo alle Luftschiffer landeten und auftanken ließen, die anständigen Geschäften nachgingen. Selbst wenn die Schmuggler ihre Geschäfte nicht auch über die Insel im Sund abwickelten, so würde sie dort bestimmt jemanden finden, der ihr wenigstens einen Tipp geben konnte.
    Briar legte das Holster an, schob das Gewehr hinein, hängte sich die Schultertasche über und schloss den Kleiderschrank ihres Vaters. Kurz darauf schloss sie die Vordertür des Hauses, ließ es dunkel und leer zurück.

Sieben

    Als Briar den Landeplatz erreichte, hatte der Himmel bereits die maximale Helligkeit für diesen Tag erreicht. Ein schimmelgrauer Film schien über allem zu liegen, aber es drang immerhin genug Sonnenlicht durch die Wolken, um auf der gegen überliegenden Seite eine von Bäumen bewachsene Insel zu erkennen, über die sich hier und da ein kuppelförmiges Etwas erhob. Selbst aus dieser Entfernung waren die Luftschiffe zu sehen, die drüben im Hafen vertäut waren und auf Besatzung oder Fracht warteten.
    Ächzend sackte die Fähre ein Stück ab, als Briar auf das Deck trat. Zu so früher Stunde gab es nur wenige andere Passagiere, und sie war die einzige Frau. Von der See her wehte ein steifer Wind und zerrte an ihrem Hut, und Briar zog ihn sich bis dicht über die Augen. Wenn irgendjemand sie erkannte, so ließ er sie jedenfalls in Ruhe. Das mochte dem Gewehr zu

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