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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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tief in das Gebiet hinein Sie wollen.«
    »Müssen Sie das, ja?«
    »Aber sicher doch. Das Schiff da drüben ist meins. Sehen Sie? Die Free Crow haben wir sie getauft, und sie ist teils gestohlen, teils gekauft und zum größten Teil selbst gebaut … Aber fliegen tut sie, und wie sie fliegt!«
    »Das ist ein sehr schönes Schiff«, erwiderte Briar, weil es ihr angemessen schien und weil das Schiff in der Tat Eindruck auf sie machte. An der Seitenwand stand eine Beschriftung, doch Briar konnte nur einen Teil davon sehen.
    Der Kapitän ersparte ihr die Mühe, auch den Rest zu entziffern. »Da steht CSA , weil ihr Rumpf ursprünglich dort zusammengebaut worden ist, in den Konföderierten Staaten von Amerika. Ich habe sie quasi übernommen und einer besseren Verwendung zugeführt. In Zeiten von Kriegen und Abenteuern wie diesen jedoch, würde ich sagen, stehen die Initialen eher für Come See America , denn genau das habe ich vor: mir Amerika ansehen.«
    »Amerika ist das hier ja noch nicht ganz.«
    »Das alles hier ist auf die eine oder andere Art Amerika. Wussten Sie, dass dieser ganze Kontinent nach einem italienischen Seefahrer benannt worden ist? Jedenfalls wird diese Gegend hier eines Tages einen hübschen Bundesstaat abgeben. So wird’s kommen«, versicherte er ihr. »Mit Geduld und Spucke, wenn der Krieg erst mal zu Ende ist.«
    »Wenn der Krieg erst mal zu Ende ist«, wiederholte Briar.
    Er musterte sie jetzt ganz genau, stand einfach da und besah sich ihren Polizeihut und dann die Dienstmarke, die sie seitlich am Gürtel befestigt hatte. Nach eingehender Betrachtung verkündete er schließlich: »Ich glaube nicht, dass Sie das Gesetz oder irgendeine Regierung vertreten.« Er zeigte auf die Marke. »Die sieht zwar echt aus, aber von einer Gesetzeshüter in habe ich noch nie gehört. Und ich weiß auch, auf wen das da sich bezieht; ich weiß, was dieses Symbol bedeutet.«
    Er wies auf die Gürtelschnalle mit den großen, verschlungenen Initialen MW.
    »Keine Ahnung, ob der gute alte Maynard über Ihre Unterwäsche wacht oder so, aber Sie tragen das Zeichen, so viel ist mal klar, also müssen meine Männer und ich davon ausgehen, dass Sie nicht vorhaben, uns Ärger zu machen.«
    »So ist es«, versicherte Briar. »Ich will weder Ärger machen noch möchte ich selbst welchen haben. Ich versuche nur, meinen Sohn zu finden, und ich habe niemanden, der mir dabei helfen kann. Darum bin ich hierhergekommen.«
    Der Kapitän nahm die Arme von der Brust und bot Briar seine Hand an. »Dann könnte es sein, dass wir ins Geschäft kommen. Aber nun beantworten Sie mir erst mal meine Frage: Wohin wollen Sie – was bringt Sie dazu, auf dieser Seite der Insel nach einer Überfahrt zu fragen?«
    »Nach Seattle. Ich muss über die Mauer, in die Stadt hinein. Wo mein Sohn hingegangen ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Dann ist er tot. Oder so gut wie.«
    »Das glaube ich nicht. Er hat es hineingeschafft; er kann jetzt nur nicht mehr heraus.«
    »Im Ernst, ja? Und wie hat er das angestellt? Hier ist jedenfalls kein Schuljunge aufgekreuzt.«
    »Er ist drunter durch. Durch den alten Abwasserkanal.«
    »Dann kann er da doch auch wieder raus!«
    Briar merkte, dass sie seine Aufmerksamkeit verlor, er war nicht mehr interessiert, und sie versuchte, nicht allzu verzweifelt zu klingen, als sie erklärte: »Genau das kann er nicht. Das Erdbeben gestern Nacht … Sie müssen es mitbekommen haben … dabei ist der Tunnel eingestürzt, und jetzt führt kein Weg mehr unter der Mauer hindurch. Ich muss dort hinein und ihn rausholen. Ich muss , verstehen Sie?«
    Der Mann warf die Hände in die Luft und machte Anstalten, zu seinen Kameraden zurückgehen, die gerade miteinander tuschelten. Doch er wandte sich wieder um und sagte: »Nein, ich verstehe nicht. Da drin kann man nicht atmen, das wissen Sie ja wohl, oder? Da drin gibt es nichts als Tod.«
    »Und Menschen. Menschen gibt es dort auch, die dort leben und arbeiten.«
    »Die Halbtoten, die sich da drin um die Reste prügeln? Sicher, aber die meisten sind schon seit vielen Jahren dort. Die wissen, wie man dafür sorgt, dass man nicht gefressen wird und nicht am Gift krepiert. Wie alt ist Ihr Sohn?«
    »Fünfzehn. Aber er hat was im Kopf und ist hart im Nehmen.«
    »Das schwört jede Mutter von ihrem Sohn. Aber selbst wenn Sie da reinkommen, wie wollen Sie ihn dann wieder rausschaffen? Wollen Sie Bergsteiger spielen? Oder Maulwurf?«
    »So weit habe ich noch nicht geplant«, gab Briar zu.

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