Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
Vom Netzwerk:
verdanken sein, vielleicht aber auch der Art, wie sie dort stand – breitbeinig, die Hände auf der Reling.
    Vielleicht interessierte sich aber auch einfach niemand für sie.
    Die meisten ihrer Mitfahrer waren Seeleute, die entweder den Ozean oder das Luftmeer bereisten, und auf der Insel wurde die Fracht umgeschlagen.
    Briar war nie auf die Idee gekommen, sich zu fragen, warum es näher am Stadtrand keine Anlegestellen für die Luftschiffe gab. Als sie nun darüber nachdachte, kam sie prompt auf ein, zwei Antworten, und die ungeordneten, flüchtigen Schlüsse, die sie zog, gaben ihrer Hoffnung Nahrung, dass man sich dort aus zwielichtigen Gründen der öffentlichen Wahrnehmung entzog. Ihretwegen konnten die Gründe gar nicht zwielichtig genug sein.
    Nachdem die weiß gestrichene Fähre knarrend etwa eine gute Stunde lang quer zur Strömung über die Wellen geschaukelt war, legten sie drüben im Hafen an.
    Dicht an dicht drängten sich die Liegeplätze aneinander – unten beim Wasser die hölzernen Piers mit ihren rauen Überzügen aus Rankenfußkrebsen und oben beim Wald die gelichteten Parzellen mit den großen gebogenen Eisenrohren, die wie kopfstehende Us aus der Erde ragten. Ein Dutzend Luftschiffe verschiedenen Bautyps und Zustands waren an den Rohren vertäut, fixiert mit Messingklammern, die wie Krebsscheren aussahen und die Größe von Fässern hatten.
    Einige Luftschiffe waren kaum mehr als Heißluftballons, deren Körbe dicht unter der Ballonrundung saßen; andere wiederum wirkten sehr imposant mit ihren Gondeln, die wie der Rumpf eines Wasserfahrzeugs geformt waren – nur dass sie an einem Wasserstofftank befestigt waren und über Dampftriebwerke verfügten.
    Briar war noch nie auf Bainbridge Island gewesen. Da sie nicht wusste, wo sie anfangen sollte, blieb sie mitten auf einem Landeplatz stehen, an dem die Männer gerade erst mit der Arbeit begannen. Sie schaute zu, wie die Besatzungen allmählich eintrudelten und die Hafenarbeiter Ladung von Gondel zu Karren und von Karren zu Boot schafften. Das ging zwar nicht ganz reibungslos vonstatten, aber doch effizient genug, dass das Frachtgut rasch den Weg von der Luft aufs Wasser fand.
    Bald darauf ging durch eines der kleineren Luftschiffe ein Ruck; zwei Besatzungsmitglieder glitten die Haltetaue hinab, machten die Liegeklammern los und kletterten an den Tauen wieder hinauf. Von der Luke aus holten sie die Klammern ein und hängten sie außen an die Gondel.
    Ein älterer Mann mit einer Kapitänsmütze auf dem Kopf blieb neben Briar stehen und zündete sich eine Pfeife an.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber welches dieser Schiffe kommt am dichtesten an die Mauer von Seattle heran?«, fragte Briar.
    Der Mann sah sie über die Pfeife hinweg stirnrunzelnd an und taxierte sie einen Moment lang, während er am Mundstück saugte. »Für eine solche Frage sind Sie auf der falschen Seite der Insel, junge Dame.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Dass Sie besser diesen Weg hier einschlagen.« Er deutete mit der Pfeife auf einen schlammigen, flach getretenen Pfad, der zwischen den Bäumen verschwand. »Gehen Sie ihn bis ans Ende. Dort finden Sie vielleicht jemanden, der eine bessere Antwort parat hat.«
    Sie zögerte und legte eine Hand auf ihre Schultertasche, weil sie das Bedürfnis verspürte, sich irgendwo festzuhalten. Wieder löste sich ein Luftschiff von der Rohrverankerung, während weiter oben bereits das nächste wartete. Auf der Seite des startenden Schiffes stand ein Name geschrieben, und Briar brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es ein Firmenname war, nicht der des Schiffes.
    »Ma’am«, sagte der Mann neben ihr.
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn und bekam gerade noch mit, wie sein Blick von der Gürtelschnalle zurück zu ihren Augen sprang.
    »So groß ist die Insel nicht«, fuhr er fort. »Sie werden nicht lange brauchen, um drüben … hm, auf dem anderen Markt etwas zu finden, wenn es das ist, was Sie suchen.«
    Briar dankte ihm, blickte nachdenklich zu dem schlammigen Trampelpfad hinüber und sagte: »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    »Nein«, erwiderte er. »Ich versuche nur, stets fair zu sein.« Nicht weit entfernt wurde ein Name gerufen; der Mann mit der Mütze nickte mit einem Winken in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war.
    Briar schaute wieder zu dem Weg hinüber. Ihr fiel auf, dass niemand der Ankömmlinge ihn betreten hatte, und sie überlegte, wie schwierig es werden würde, sich möglichst unauffällig

Weitere Kostenlose Bücher