Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
anderes über das giftige Gas.
Es war wertvoll .
Chemiker benötigten es zur Herstellung von Zitronenmasse. Das Gas kam aus dem Stadtinneren. Luftschiffe überquerten die Mauer regelmäßig, und das selbst während der Schlechtwettermonate.
Zwei Gedanken, die zu einer eindeutigen Schlussfolgerung führten und damit zu einem folgerichtigen Vorgehen.
Dem ersten Beben folgte ein zweites, aber es war schnell vorüber. Sobald der Boden wieder fest war, begann Briar Wilkes zu laufen.
Auf dem Heimweg kam sie an beschädigten Häusern vorbei, vor denen Leute in ihrer Nachtwäsche auf dem Kopfsteinpflaster standen und weinten oder einander anschrien. Hier und da war in den Trümmern Feuer ausgebrochen. In der Ferne hörte sie das Läuten der freiwilligen Feuerwehr, während die Bewoh ner der Viertel erwachten und das entstandene Chaos in Augenschein nahmen.
Niemand bemerkte oder erkannte Briar, während sie, die La terne in der Hand, die steilen Hänge hinaufeilte und den Stellen auswich, wo große Trümmer herabgefallen waren und den Weg blockierten. Das Beben war ihr unten am Strand gar nicht so schlimm vorgekommen, aber die Erde verhielt sich manchmal seltsam und bewegte sich nicht überall gleich. Es war nicht annähernd so schlimm gewesen wie damals, als …
Und einen Moment lang spürte sie unter sich in der Erde wieder das wütende Rasen des Boneshakers, wie er Kellerwände zum Einsturz brachte und Felsen zermalmte und dort unten gnadenlos alles vernichtete, das in seinem Weg lag.
… Sie war nicht die Einzige, die daran denken musste, so viel stand fest. Alle dachten daran, jedes einzelne Mal, wenn ein Erdstoß den Boden wanken ließ.
Sie hatte keine Angst um das Haus ihres Vaters; es hatte Schlimmeres überstanden. Und als sie dort ankam, war sie nicht einmal erleichtert, dass es noch stand und keine sichtbaren Beschädigungen aufwies. Nur eines hätte sie dazu bringen können, ihr Tempo zu verlangsamen: Zeke auf der Veranda vorzufinden.
Sie platzte durch die Tür ins kalte, trockene Innere, das noch genauso verlassen lag wie zuvor.
Ihre Hand verharrte über dem Türknauf zum Schlafzimmer ihres Vaters. Es war ein kurzer Moment des Zögerns, ein Zurückscheuen vor dem Brechen mit einer lange gepflegten Gewohnheit. Dann drehte Briar den Knauf und stieß die Tür auf.
Drinnen war alles dunkel. Sie schwenkte die Laterne herum und stellte sie auf den Nachttisch. Beiläufig bemerkte Briar, dass die Schublade, aus der Zeke laut Rector den alten Revolver gestohlen hatte, immer noch offen stand. Hätte er nur irgendetwas anderes mitgenommen! Bei der Waffe handelte es sich um ein altes Erbstück, das schon Maynards Schwiegervater gehört hatte. Maynard hatte sie nie benutzt, und sie funktionierte wahrscheinlich nicht einmal mehr, aber das konnte Zeke natürlich nicht wissen.
Wieder spürte Briar diesen Anflug von Bedauern und wünsch te sich, sie hätte ihm mehr erzählt. Irgendetwas. Alles.
Wenn sie ihn wohlbehalten zurückhatte – dann.
Wenn sie ihn wieder heil nach Hause bekam, dann würde sie ihm alles erzählen, was er wissen wollte. Jede Geschichte, jede Einzelheit. Er durfte alles wissen, wenn er es nur lebend nach Hause schaffte. Und ob Briar nun eine schreckliche Mutter gewesen war oder ob sie einfach nur das Beste aus allem ge macht hatte, das eben möglich war – es spielte keine Rolle mehr, jetzt da Zeke in dieser verseuchten, ummauerten Stadt war, wo untote Opfer des Fraßes auf der Jagd nach Menschenfleisch umherschlichen und Kriminelle sich in improvisierten Häusern und ausgeräumten Kellern verbargen.
Aber ganz egal, was sie alles versäumt und vergessen haben mochte, worüber sie Zeke auch belogen oder im Unklaren gelassen haben mochte … sie würde dort hineingehen und ihn finden.
Eine Hand an jedem Türgriff, riss sie Maynards alten Kleiderschrank auf und starrte hinein. Sie steckte den Daumen in ein Loch, und der doppelte Boden klappte auf.
Briars Magen krampfte sich zusammen.
Es war alles noch so, wie sie es vor Jahren zurückgelassen hatte.
Sie hatte versucht, diese Dinge zusammen mit Maynard zu begraben – damals hatte sie sich nicht vorstellen können, sie eines Tages wiederhaben zu wollen oder gar zu brauchen. Aber die Polizisten waren gekommen und hatten ihn wieder ausgegraben, und als sie seine Leiche zurückbrachten, hatte die Kleidung gefehlt, in die Briar ihn gehüllt hatte.
Sechs Monate später war sie nach Hause gekommen und hatte sie in einem Sack vorgefunden. Er hatte
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