Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
»Helfen Sie mir«, sagte sie, ohne zu schreien. »Bitte. Holen Sie mich einfach hier raus.«
Er packte ihre Hand und zog sie in einen hellen Raum, in dem sorgsam kontrollierte Feuer brannten.
Briar kniff vor dem Licht der glühenden Kohlen die Augen zusammen, drehte hektisch den Kopf hin und her, um durch die Rauch- und Dampfschwaden auch die Stellen sehen zu können, die im toten Winkel der Gasmaske lagen.
Links hinter ihr befand sich ein gewaltiger Blasebalg, wie man ihn vielleicht neben dem Kamin liegen hatte, nur viel, viel größer. Er war mit einer komplizierten Maschine verbunden, deren Zahnräder so groß waren wie Fässer. Briar entdeckte eine Kurbel zum Bewegen der Zahnräder, die vermutlich wiederum den Blasebalg antrieben; allerdings war die Kurbel gegen die Seite der Maschine geklappt. Der Handbetrieb war offensichtlich nur für Notfälle gedacht.
Bei dem wuchtigen Kohleofen weiter drüben, aus dem es rot glühte, schien es sich schon eher um die eigentliche Kraftquelle zu handeln. Neben der offenen Klappe stand ein Mann mit einer Schaufel. Vier Rohre aus verschiedenen Materialien wa ren mit dem mächtigen Blasebalg verbunden: die gelbe Rutsche, durch die Briar gekommen war, eine Metallröhre, die zum Ofen führte, eine blaue Stoffröhre, die in einem anderen Raum verschwand, und eine graue – früher vielleicht einmal weiße – Röhre, die nach oben in die Decke führte.
Von allen Seiten prasselten Fragen in einer Sprache auf sie ein, die Briar nicht verstand, und aus allen Richtungen kamen Hände, die sie anstupsten, sie an Armen und Rücken zupften. Es standen höchstens drei oder vier Männer um sie herum, aber es kam ihr vor, als wären es mindestens ein Dutzend.
Es handelte sich um Asiaten – Chinesen wohl, denn zwei von ihnen hatten teilrasierte Köpfe mit Zöpfen wie Fang. Sie waren schweißbedeckt und trugen lange Lederschürzen, die ihre Beine und nackten Brustkörbe schützten, dazu Schutzbrillen mit getönten Gläsern, um ihre Augen von dem Feuer abzuschirmen, an dem sie zugange waren.
Briar riss sich von den Männern los und wich in die nächste Ecke zurück, in der kein Ofen und keine offene Feuerschale stand.
Die Männer kamen näher, redeten weiter in einer Sprache auf sie ein, aus der sie nicht schlau wurde, da erinnerte sich Briar, dass sie ein Gewehr hatte. Sie riss es aus dem Holster und zielte auf den vordersten Mann, dann auf den dahinter und auf den dritten – immer hin und her – und auf die nächsten zwei Männer, die hereinkamen, um nachzusehen, was los war.
Selbst durch die Kohlefilter ihrer Maske konnte Briar den Ruß wahrnehmen, der die Luft schwängerte. Er drohte sie zu ersticken, dabei konnte sie doch gar nicht ersticken, oder? Und er ließ ihre Augen tränen, obwohl er doch gar nicht an sie herankam.
Es war alles zu viel, zu viel auf einmal – die schnatternden Männer mit ihren Schutzbrillen und Schaufeln, ihren Feuern und Zahnrädern und Kohleeimern. Die Dunkelheit in dem beengten Raum stürzte ebenso auf sie ein wie das grelle Licht der glühenden Kohlen und gelben Flammen. Alle Schatten zuckten und ruckten; sie waren schroff und sahen fürchterlich aus vor den Wänden und der Maschine.
»Bleiben Sie mir vom Leib!«, schrie Briar, ohne noch daran zu denken, dass die Männer sie vielleicht gar nicht verstanden oder durch die Maske nicht richtig hören konnten. Sie fuchtelte mit dem Gewehr herum, stieß drohend damit um sich.
Die Männer hoben die Hände und zogen sich zurück, hörten aber nicht auf, auf sie einzureden. Mag sein, dass sie vielleicht kein Englisch verstanden, aber ein Gewehr verstanden sie durchaus.
»Wie komme ich hier raus?«, wollte Briar wissen, denn immerhin bestand die geringe Chance, dass einer der Männer ihre Sprache zumindest verstand, auch wenn er sie nicht sprechen konnte. »Nach draußen! Wie komme ich nach draußen?«
In der Ecke brüllte jemand eine knappe Antwort, aber Briar hörte sie kaum. Sie wand den Kopf in die Richtung, aus der das Wort gekommen war, und sah einen alten Mann mit langen weißen Haaren und spitz zulaufendem Kinnbart. Seine Augen waren von einem weißen Schleier bedeckt, in dem sich das fiebrige Flackern der Kohlefeuer spiegelte – er war blind.
Der Mann hob einen dürren Arm und zeigte auf einen Gang zwischen einem Ofen und einer Maschine, die so groß war wie ein Fuhrwerk.
Briar hatte den Durchgang vorher gar nicht gesehen. Es war kaum mehr als ein schmaler Spalt, doch anscheinend kam man
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