Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
wir nicht langsam mal diese Masken abnehmen? Hier unten soll es doch angeblich saubere Luft geben. Hat mein Kumpel Rector jedenfalls erzählt.«
»Jetzt sei mal still. Hast du das gehört?«
»Was denn?«
Sie standen nebeneinander und taten keinen Mucks zwischen den langen Mauern, die feucht von Schimmel und Dreck waren. Glassteine in der Decke ließen gerade so viel Licht von der Straße zu ihnen nach unten dringen, dass sie den Gang hinuntersehen konnten, und Zeke kam verblüfft zu dem Schluss, dass es inzwischen Morgen sein musste. Diese Oberlichter gab es in den unterirdischen Hallen immer wieder; dazwischen kamen jedoch Abschnitte, in denen die Dunkelheit alles verschluckte und die Welt um sie herum in pechschwarze Finsternis tauchte. Rudy und Zeke bewegten sich von einer dunklen Ecke zur nächsten, als wäre es dort in den Schatten sicherer, wo sie nicht zu sehen waren und nichts an sie herankam.
Hier und da war das Platschen von Wassertropfen zu hören. Von oben kam ab und zu ein Klappern, Scheppern, aber das war weit weg. In der Nähe hörte Zeke nichts.
»Wonach lauschen wir denn?«, fragte er.
Rudys Augen verengten sich hinter der Maske zu Schlit zen. »Einen Moment lang hab ich gemeint, dass uns jemand folgt. Wir können die Masken bald abnehmen. Wir nähern uns langsam …«
»Dem Hügel. Ja. Das sagten Sie schon.«
»Ich wollte gerade sagen, dass wir uns langsam einer Gegend nähern, wo ein bisschen was los ist. Wir müssen da mitten durch, und wenn wir das hinter uns haben, sind wir bei dem abgedichteten Viertel angelangt. Und dann kannst du deine Maske abnehmen.«
»Dann leben also immer noch Leute dort auf dem Hügel?«
»Ja. Klar tun sie das. Sicher«, sagte Rudy, aber seine Stimme erstarb und er lauschte wieder.
»Was ist denn los? Kommen da Fresser?« Zeke griff nach seiner Tasche.
Rudy schüttelte den Kopf. »Glaub nicht. Aber irgendwas stimmt hier nicht.«
»Folgt uns jemand?«
»Nun sei doch mal still. Irgendwas stimmt hier nicht.«
Zeke sah es zuerst. Etwas glitt langsam aus einer dunklen Ecke hinter ihnen, an der einen niemand sehen und nichts an einen heran konnte. Es bewegte sich weniger, als dass es sich formte, irgendwie Gestalt annahm und von einem ver schwommenen Fleck, der ungefähr Zekes Größe hatte, zu einem Umriss wurde – einer Silhouette, an deren Kleidung in dem Licht, das von oben hereindrang, weißlich grell ein Knopf auffunkelte.
Von den Schuhen aufwärts wurden die Umrisse deutlicher; Zeke erkannte die Rundung von Stiefeln, die Falten einer pluderigen Hose und gebeugte Knie, die sich streckten, als würde die Gestalt sich erheben. Die Ärmel einer Jacke wurden sichtbar, der Saum eines Hemds und schließlich ein Profil, missgestaltet und unverwechselbar.
Zeke hielt die Luft an, und das war Warnung genug für Rudy, der auf seinem gesunden Bein herumfuhr.
Zuerst war der Junge erstaunt, als sein Führer den Stock hochriss und damit auf die Silhouette zielte wie mit einer Waffe, aber dann betätigte Rudy einen Mechanismus im Griff, und die darauffolgende Explosion war definitiv genauso laut wie jeder andere Schuss, den Zeke je im Leben gehört hatte – was zugegebenermaßen nicht allzu viele gewesen waren.
Es knallte, es blitzte, Blei spritzte durch den Gang, und die Silhouette tauchte ab. »Gottverdammt! Zu früh abgedrückt!«, fluchte Rudy.
Er legte mit dem Daumen einen Hebel an seinem Stock um, lud nach und zielte erneut, suchte die Dunkelheit nach dem Verfolger ab, den er verfehlt hatte, während Zeke sein Bestes tat, sich hinter ihm zu verstecken, der mal hierhin und mal dorthin zielte, in alle Richtungen.
Der Knall des Schusses hatte Zeke den Atem verschlagen, und er war halb taub. »Ich hab ihn gesehen«, brachte er krächzend heraus. »Gleich da drüben! War das ein Fresser?«
»Nein, und nun sei still! So flink sind Fresser nun auch …«
Ein Zischen, gefolgt von einem Knirschen, mit dem scharfes Metall sich in mürbe Steine grub, schnitten ihm das Wort ab. Neben Rudys Kopf steckte etwas in der Wand. Ein kleines Messer mit lederumwickeltem Griff hatte sich direkt neben ihm in die Wand gebohrt – so nahe, dass nach ein, zwei Sekunden Rudys Ohr zu bluten begann.
»Angeline, du bist das doch, oder?«, bellte er. Und sagte dann leiser: »Ich kann dich jetzt besser sehen, und ich schwöre bei Gott, eine falsche Bewegung, und du kannst deine Eingeweide mal kräftig durchlüften. Komm jetzt raus. Komm hierher, wo ich dich sehen kann.«
»Für wie
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