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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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auch nur an irgendeine schmale Kante … dann nichts wie rauf da mit dir.«
    In Zekes Magen begann es zu brodeln und er hatte das Gefühl, als würde er sich mit Lava füllen. »Und wenn wir getrennt werden?«
    »Dann werden wir eben getrennt, und jeder muss selber sehen, wo er bleibt. Ich sag’s nicht gern, aber so ist es nun mal, mein Junge. Wenn sie mich erwischen, dann versuchst du nicht, mich da rauszuhauen. Wenn ich sehe, dass sie dich erwischen, werde ich’s auch nicht tun. Das Leben ist hart. Gestorben ist sich’s schnell.«
    »Aber was, wenn wir nur getrennt werden?«
    »Wenn wir getrennt werden, gilt dieselbe Regel: Nichts wie rauf, egal auf welches Dach. Mach dich von da oben bemerkbar, und wenn ich kann, dann komm ich dich holen. Darum ist der wichtigste Punkt der, dass du in meiner Nähe bleibst. Ich kann dich nicht beschützen, wenn du abhaust wie von einer Tarantel gestochen.«
    »Ich haue nicht ab wie von einer Tarantel gestochen«, erwiderte Zeke gekränkt.
    »Dann ist’s ja gut.«
    Hinten im Korridor wurde der Lärm lauter, und er klang jetzt auch näher. Es ließen sich einzelne Stimmen unterscheiden, zornige Stimmen, die nach Vergeltung schrien, und Zeke wurde schlecht – weil er das Sterben eines Menschen mit angesehen hatte und weil er daran einen Anteil gehabt hatte. Zwar hatte er nur daneben gestanden und nicht gewusst, was er tun sollte, aber je mehr er darüber nachdachte, desto flauer wurde ihm; und der Gedanke an die Stadt oben, in der es von Rudeln Untoter nur so wimmelte, verstärkte diese Übelkeit noch.
    Aber er steckte da jetzt mittendrin, und zwar bis zum Hals. Zeke konnte jetzt keinen Rückzieher machen, jedenfalls noch nicht. Wenn er ehrlich war, hatte er überhaupt keine Ahnung mehr, wo er sich befand, und selbst wenn er es gewollt hätte, hätte er die Stadt gar nicht auf eigene Faust verlassen können.
    Als sich die runde Tür mit einem lauten Schmatzen öffnete, folgte er Rudy darum nach oben auf eine Straße, die von vorn bis hinten genauso öde und trostlos war wie der Tunnel, aus dem sie gerade gekommen waren.
    Ezekiel tat exakt, was Rudy gesagt hatte. Er blieb dicht bei ihm, und er war leise. Es fiel ihm beinahe leicht, denn die Stille, die über allem lag, war so bedrückend und allumfassend, dass es einfacher war, sie aufrechtzuerhalten, als sie zu durchbrechen. Ab und zu war das Geräusch von Flügelschlägen zu hören, hoch über dem Nebel, der zwischen den Häusern hing. Zeke fragte sich, wie die Vögel das bloß schafften, wie sie überlebten und die vergiftete Luft atmeten, als wären sie in einem duftenden Blumengarten.
    Allerdings hatte er keine Gelegenheit, Rudy danach zu fragen.
    Stattdessen hängte er sich an den hinkenden Krüppel und machte ihm alles nach. Wenn Rudy seinen Rücken gegen eine Mauer drückte und sich an ihr entlangschob, dann tat Zeke es auch. Wenn Rudy den Atem anhielt und lauschte, dann lauschte auch Zeke, bis er hinter der Maske fast erstickte. Und wenn er den letzten Sauerstoff verbraucht hatte, dann wartete er noch ein bisschen länger – bis er Sterne sah. Erst dann holte er Luft, weil er nicht mehr anders konnte.
    In jede Richtung konnte man nur ein paar Meter weit sehen. Der Fraß war dicker als Nebel, seine Farbe lag irgendwo zwischen Hundekacke und Sonnenblumen, und überhaupt … war das weit mehr als Nebel, irgendein giftiger Verwandter, der einem die Sicht nahm wie eine niedrig hängende Gewitterwolke.
    An den Stellen, wo Zekes Kleidung eine Lücke ließ, an den Handgelenken, zwischen Handschuh und Ärmel, und an sei nem Hals, zwischen Mantelkragen und Gasmaske, begann seine Haut zu jucken. Er konnte dem Drang, sich zu kratzen, nicht widerstehen, doch als Rudy ihn dabei ertappte, wie er die Stellen mit den Fingerknöcheln rieb, schüttelte er den Kopf und sagte: »Lass das. Macht es nur schlimmer.«
    Die Häuser waren nichts als formlose, verschieden hohe Silhouetten, die Türen und Fenster entweder gähnende Löcher oder mit Brettern vernagelt. Zeke nahm an, dass die vernagelten Erdgeschosse auf einigermaßen sichere Häuser hindeuteten, in die er sich im Notfall retten konnte. Aber das war leichter gedacht als geschafft. Ab und zu waren Feuertreppen zu sehen, verschachtelte Metallkonstruktionen aus Stufen und Geländern, die so zerbrechlich aussahen wie Puppenmöbel. Zeke konnte sich zwar vorstellen, dort hinaufzuklettern, wenn er musste – aber was dann? Konnte er ein Fenster einschlagen und dann drinnen wieder nach unten

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