Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
fast bei dem weißen Gebäude, das unvermittelt aus der trüben Luft aufragte.
Nebelschwaden brandeten dagegen wie Wellen gegen einen Fels, der allmählich von der Flut überschwemmt wurde.
Zeke hatte den Turm kaum erblickt, da war er auch fast schon dort – nur um sich dem nächsten Problem gegenüberzusehen: Er hatte keine Ahnung, wie er da hinaufkommen sollte. Nirgendwo war eine Feuertreppe oder eine Leiter zu erkennen. Zeke sah nur den Eingang – eine gewaltige verwitterte Bronzetür, die mit rissigen Balken und Ketten versperrt war.
Zeke war so schnell gerannt, dass er nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und seinen Schwung mit den Händen abfangen musste, die daraufhin noch mehr wehtaten, aber er ignorierte den Schmerz und betastete die vernagelten Fenster und Rahmen, suchte nach einer Stelle, wo das Mauerwerk nicht mit Brettern oder Metallplatten bedeckt war.
Als er wieder aufblickte, war sein Führer nirgendwo mehr zu sehen. »Rudy!«, piepste er, weil er Angst hatte, laut zu rufen, aber auch nicht länger still sein konnte.
»Hier!«
»Wo denn?«
»Hier. Hinter der Ecke. Komm, beeil dich. Sie sind gleich da.«
»Ich höre sie. Sie kommen von …«
»Allen Seiten. Ich weiß.« Er nahm Zekes Hand und drückte sie ungefähr auf Brusthöhe gegen einen Mauervorsprung. »Hast du ihn?«
»Ja.«
»Dann rauf mit dir, Junge.« Rudy warf seinen Stock auf den Vorsprung und hievte sich hinterher, dann krabbelte er wie ein Käfer die Wand hinauf – nein, es war eine behelfsmäßige Leiter, an der er sich hochzog. Jetzt, da Zeke wusste, wo sie sich befand, konnte er sie erkennen: Bretter und Stangen, die direkt an die Wand geschraubt waren.
Nur war es für ihn wesentlich schwerer, auf den Vorsprung zu kommen. Er war kleiner als Rudy und nicht so stark, und er bekam kaum Luft in seiner Maske, die bei jedem mühsamen Atemzug nach Gummi und Leder stank.
Rudy griff nach unten, packte Zeke am Arm und zog ihn zu sich herauf; dann drehte er den Jungen so, dass die Leiter direkt vor ihm war. »Wie schnell kannst du klettern?«, fragte er.
Zekes einzige Antwort bestand darin, dass er die Wand hinaufhuschte wie eine Eidechse. Er hielt sich nicht damit auf, jeden Griff und Tritt erst auf seine Stabilität zu überprüfen. Er presste seine Füße auf die schmalen Kanten, schlang die Finger um die Stangen und kletterte. Rudy folgte ihm, aber langsamer. Auf gerader Strecke schlug er sich durchaus wacker, aber das Klettern setzte seiner Hüfte zu, und er fluchte und stöhnte bei jedem Schritt.
»Warte«, keuchte er, aber Zeke ignorierte die Anweisung, denn er hatte gerade ein Fenster mit einem kleinen Balkon davor entdeckt.
»Gehen wir da rein?«
»Was?« Rudy legte den Kopf in den Nacken, und ihm fiel fast der Hut herunter.
»Dieses Fenster. Müssen wir da …«
»Ja, genau. Mach schon, ich bin direkt hinter dir.«
Aus dem Rahmen ragte eine Art Kurbel, die aussah wie der Griff einer Ofenklappe; sie diente wohl zum Öffnen. Zeke packte den Griff und zog daran, aber es tat sich nichts. Er zog kräftiger, und mit einem Ruck klappte das Fenster nach außen auf – beinahe hätte Zeke das Gleichgewicht verloren und wäre vom Balkon gestürzt.
»Vorsichtig, Junior«, ermahnte ihn Rudy, der sich am Geländer festhielt und ein wenig ausruhte, während Zeke mit dem Fenster kämpfte.
Die Straßen unter ihnen waren inzwischen dunkler geworden, aber nicht von den länger werdenden Schatten, sondern von der schieren Masse der heranbrandenden, halb verwesten Leiber. Es war, als blicke Zeke in einen brodelnden Kessel: Er konnte keinerlei Einzelheiten erkennen, nur hier eine Hand oder einen Kopf, oder was auch immer es war. Die verdreckte Luft ließ alles verschwimmen.
»Achte nicht auf sie«, sagte Rudy. »Geh rein, damit wir diese verfluchten Masken abnehmen können. Ich ertrage dieses Ding keine Minute länger.«
Zeke hätte gar nicht einverstandener sein können. Er hob ein Bein und schob es über das Fenstersims ins Innere des Gebäudes. Dann zog er das andere Bein nach und war drinnen.
Rudy kam gleich hinter ihm, stürzte und rollte über den Boden. Einen Moment lang blieb er dort liegen und atmete so tief durch, wie die Maske es gestattete. »Mach endlich das verdammte Fenster zu, Junge! Du lässt den Fraß rein.«
»Oh, klar.« Zeke stemmte sich gegen das Fenster. Wieder bewegte es sich kaum, weil die Dichtungen aus steifen, gewachsten Stoffbahnen erstaunlich viel Widerstand leisteten, aber schließlich bekam er es
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