Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
mit seiner unbequemen, stickigen Maske durchaus Mühe, mitzuhalten. Er bekam nicht genug Luft durch die Filter, die seit seinem Eindringen in die Stadt weniger durchlässig geworden waren; außerdem quälte ihn seine Haut, die entlang der Dichtung schon richtig wund war.
»Warten Sie«, keuchte er.
»Nein«, sagte Rudy. »Keine Zeit.«
Zeke kämpfte sich weiter voran. Hinter ihnen war wieder Geschrei zu hören; es klang zornig oder vielleicht auch traurig und schien jetzt von einer Gruppe Männer zu kommen – man hatte sie entdeckt oder hatte jedenfalls Rudys Gewalttat ent deckt. Wobei Zeke eigentlich gar nichts verbrochen hatte, oder? Und galten hier nicht überhaupt andere Regeln? War nicht im Krieg und in der Selbstverteidigung alles erlaubt?
Aber in seinen Gedanken sah Zeke einen klein gewachsenen, bebrillten Ausländer verbluten, der aus keinem anderen Grund hatte sterben müssen, als dass er eben noch am Leben gewesen war.
Die Tunnel schienen jetzt mehr Kurven zu machen, und die Dunkelheit wirkte immer drückender, je länger Zeke hinter seinem Führer hertrottete, den er mit zunehmendem Argwohn betrachtete. Er ertappte sich sogar bei dem Wunsch, die Prinzessin möge zurückkehren, wer immer sie auch war. Vielleicht konnte sie ihm ja die eine oder andere Antwort geben. Vielleicht warf sie ja diesmal keine Messer nach Rudy. Vielleicht war sie ja gar nicht tot.
Hoffentlich nicht.
Denn wenn er daran zurückdachte, hörte Zeke wieder das Donnern der einstürzenden Decke und Wände, die herunterprasselnden Erdmassen, und er fragte sich, ob die Prinzessin sich noch rechtzeitig hatte in Sicherheit bringen können. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie alt war, so alt, wie man hier wahrscheinlich nur wurde, wenn man klug und stark war; und der Gedanke versetzte ihm einen merkwürdigen Stich, den er nicht einordnen konnte.
Rudy wandte sich um und fragte: »Kommst du nun oder nicht?«
»Ich komme.«
»Dann bleib dicht bei mir. Ich kann dich schlecht huckepack nehmen, und ich blute wieder. Ich kann nicht alles allein für uns beide machen.«
»Wohin gehen wir?«, fragte Zeke, und ihm gefiel gar nicht, wie jämmerlich sich das durch die Maske anhörte.
»Zurück, wie vorhin auch schon. Erst runter und dann rauf.«
»Wir gehen doch auf den Berg rauf? Sie bringen mich doch nach Denny Hill, oder?«
»Ich hab’s gesagt, also tu ich’s auch. Aber in dieser Stadt gibt es keine direkten Wege, und es tut mir wirklich leid, wenn ich diesen Ausflug nicht so angenehm gestalten kann, wie du es gern hättest. Verzeih mir, Herrgott noch mal. Ich hatte nicht vor, ein Messer abzukriegen oder so was. Pläne ändern sich, Junge. Manchmal muss man einen Umweg machen. So wie diesen hier.«
»Diesen hier?«
»Ja, diesen hier. Genau hier.« Rudy blieb unter einem Oberlicht stehen und zeigte auf einen Stapel Kisten, auf dem eine wackelige Leiter stand. Sie reichte bis unter die Decke, bis unter eine runde, geschlossene Tür. »Wir gehen rauf. Und das könnte übel werden, sei also gewarnt.«
»Gut«, sagte Zeke, aber nichts war gut, kein klein bisschen. Er hatte Probleme mit dem Atmen – mit jedem Schritt mehr, weil er einfach nicht genug Luft bekam und sich nirgendwo ausruhen konnte.
»Weißt du noch, was ich dir über die Fresser gesagt habe?«
»Weiß ich noch, ja.« Zeke nickte, obwohl Rudy ihm den Rücken zugewandt hatte und es nicht sehen konnte.
»Ganz egal, wie schrecklich man sie sich vorstellt, sie zu sehen ist noch mal doppelt so schlimm. Darum pass auf.« Rudy drehte sich um und hielt ihm einen Zeigefinger unter die Nase. »Diese Viecher sind schnell – schneller, als man denken würde, wenn man sie sieht. Sie können rennen, und sie beißen. Und alles, wo sie reingebissen haben, muss amputiert werden, oder man stirbt. Verstehst du?«
»Nicht so ganz«, gestand Zeke.
»Tja, du hast vielleicht noch anderthalb Minuten, das in deinen Schädel reinzukriegen, weil wir nämlich nach oben gehen, bevor diese heimtückischen alten Schlitzaugen uns einholen und kaltmachen, bloß weil wir hier rumstehen. Also, das hier sind die Regeln: Leise sein, dicht bei mir bleiben, und wenn wir entdeckt werden, dann kletterst du drauflos wie ein gottverfluchter Affe.«
»Dann klettere ich?«
»Hast du doch gehört. Dann kletterst du. Wenn die Fresser wollen, können sie eine Leiter raufsteigen, aber es fällt ihnen nicht leicht, und es dauert eine Weile. Wenn du an ein Fenstersims rankommst oder an eine Feuertreppe oder
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