Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
durfte es aber nicht sagen. Ich hatte Ryker versprochen, es niemandem zu verraten. Wenn Henri doch nur von alleine darauf kommen würde, aber es gab für ihn keinen Grund anzunehmen, dass Faustine einen Wandererbeschützer hatte. Ich hätte gewettet, dass er von dem Phänomen noch nicht einmal gehört hatte.
Henri kam zurück und sank auf seinen Stuhl. Er schwenkte seinen Arm herum. »Tja, das hier hat sich als totale Geldverschwendung entpuppt. Es hat nicht nur dabei versagt, Faustine am Verschwinden zu hindern, sondern auch die Sicherheitsvorkehrungen haben versagt. Es war mir komplett unmöglich, beruhigend auf sie einzuwirken, nachdem sie sich so hineingesteigert hatte. Herrje, ich hoffe nur, es geht ihr gut.« Schweiß lief ihm über das Gesicht. Er stand auf und tigerte herum. »Professor Bern wird furchtbar enttäuscht sein. Egal, gehen wir Faustine suchen. Hast du eine Idee, wohin sie verschwunden sein könnte?«
»Ja. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in meinem Zimmer im Bett ist. Ich gehe hin und sehe nach. Ich rufe Sie an.«
Minuten später war ich in meinem Zimmer, wo ich Faustine zufrieden schlummernd fand. Ryker saß neben ihr und wickelte einen Verband um ihre Hand.
Er sah mit vor Zorn blitzenden Augen zu mir hoch. »Verdammt, Cordelia! Warum hast du den Test nicht angehalten? Zuzulassen, dass sie sich in ihrer menschlichen Gestalt so verletzt, ist nicht zu entschuldigen. Ich habe dir vertraut.« Er hielt ihre bandagierte Hand hoch.
»Henri konnte sie nicht aus ihrem Zustand aufwecken und er ist darüber wirklich erschüttert. Wir sollten lieber einen Arzt nach der Hand sehen lassen. In ihrer menschlichen Gestalt heilt sie nicht so schnell.«
»Ich habe schon einen Arzt danach sehen lassen. Ich habe sie zum Arzt meiner Mom gebracht.«
»Hä? Nach London? Wie hast du das so schnell geschafft?«
»Ich bin mit ihr in der Zeit zurückgereist«, sagte er sachlich.
»Natürlich. Also wird ihre Hand in Ordnung kommen?«
»Sie muss noch operiert werden und zur Wiederherstellung muss auch noch etwas gemacht werden. Ihre Knochen sind gebrochen.«
»Das hast du noch nicht machen lassen?«
»Nein, ich habe nur die Notversorgung machen lassen. Der Arzt hat gesagt, dass der Chirurg hier mit dem Rest klarkommt.« Er wandte sich wieder Faustine zu und fühlte ihre Stirn, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und steckte ihr die losen Strähnen hinter die Ohren.
»Ryker, hast du sie heute zum ersten Mal gerettet, bevor sie sich verwandelt hat?«
»Nein. Vergessen? Das gleiche habe ich getan, als sie im Flur angegriffen worden ist.«
»Ja, aber da war sie bewusstlos. Ich frage mich, ob sie sich diesmal daran erinnert, dass du sie geholt hast?«
»Das bezweifle ich. Sie war immer noch in diesem Trancezustand, in den ihr sie für den Test versetzt habt.«
Faustines Augen zuckten und sie heulte vor Schmerz auf.
»Cordelia, gib ihr das hier.« Ryker hielt mir einige weiße Tabletten hin. »Schmerztabletten. Ich mache mich besser unsichtbar. Ich sehe zu, aber du kümmerst dich um sie.«
Ich nickte und Ryker beugte sich über Faustine und küsste ihre Stirn, bevor er unsichtbar wurde. Wegen dieser zärtlichen Geste traten mir fast die Tränen in die Augen. Er liebte sie wirklich und sorgte sich um sie. Wie Quinn um mich.
Faustine schrie wieder auf. Sie öffnete die Augen und sah mich an. »Cordelia, was ist passiert? Meine Hand brennt wie Feuer.«
»Hier, nimm die.« Ich steckte ihr die Tabletten in den Mund, die Ryker mir gegeben hatte. »Sie lösen sich auf, wenn du sie einige Augenblicke auf deiner Zunge lässt. Wahrscheinlich schläfst du davon wieder ein.«
Sie nickte.
»Es dauert vielleicht ein bisschen, bis sie wirken. Du heilst schneller, wenn du dich verwandelst.«
Sie schloss die Augen und verzog das Gesicht. Dann machte sie die Augen wieder auf, Verzweiflung stand in ihrem Blick und sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht! Ich schaff es einfach nicht.«
Das war Mist. Sie war einfach noch nicht ausreichend trainiert, um es mit ihrem Willen auszulösen. Sie war fast so weit und schaffte es auch, wenn sie sich selbst im Griff hatte. Der Schmerz musste sie behindern. Ich sah, wie sie sich vor Schmerzen wand, und fühlte mich total hilflos. Ryker neben mir musste außer sich sein, sie so sehen zu müssen. Ich musste etwas versuchen – obwohl ich total verabscheute, was ich dabei war zu tun. Ich rief Octavia an. Ich hatte keine Ahnung, ob ihr Blut Faustine genauso heilen würde wie Jagger.
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