Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
einzukuscheln, aber Ryker war schneller. Er stand über sie gebeugt und sah mit der gleichen Liebe und Besorgnis auf den schlafenden Dämon, wie er auf die menschliche Version geblickt hatte. Jede Angst, die sie haben konnte, dass er von ihr angeekelt sein könnte, war total unbegründet. Ich fragte mich aber doch, ob er sich vor ihren Kräften fürchtete. Das sollte er jedenfalls; sogar ich fürchtete mich.
»Hey! Was ist hier los? Ich bin gerade Octavia über den Weg gelaufen, sie kocht vor Wut.« Jagger durchquerte das Zimmer und sah auf Faustine. »Hat sie sich während ihrer Sitzung verwandelt? Hey, Ryker.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht so wirklich.«
Er hob die Augenbrauen. »Erzählst du es mir oder berufst du dich auf die Verschwiegenheitsklausel?«
»Natürlich nicht, als ob ich das bei dir tun würde. Ich erzähl es dir später. Erzähl mir zuerst, ob du Quinn gefunden hast.«
»Das ist ja der Grund, warum ich hier bin. Ich habe überall nachgesehen und ich bin sogar bei der Anlage fürs Fallschirmspringen gewesen. Niemand hat ihn gesehen. Irgendeine Idee?«
Ich rieb mir den Nacken.
»Lass mich das machen«, bot Jagger an, stellte sich hinter mich und legte mir seine Hände auf die Schultern. »Dein Rücken ist völlig verspannt.« Zärtlich massierte er meine Muskeln und löste einige der Verkrampfungen.
»Nein, ich habe keine Idee. Wenn er nicht versäumt hätte, dass er Faustine abholen muss, hätte ich mir auch gar keine Sorgen gemacht. Es ist nur so gar nicht seine Art, so etwas zu versäumen, ohne jemanden zu informieren. Er hat mir noch nicht einmal eine SMS oder so geschickt. Ich hoffe, er ist okay, dieser Mason– «
»Mason war den ganzen Morgen bei mir. Und jetzt ist er beim Unterricht. Außerdem ist Mason für Quinn kein ernstzunehmender Gegner«, sagte Jagger.
»Ich weiß, aber vielleicht arbeitet er mit jemandem zusammen. Dieses Haiku wurde von jemand anderem hinterlassen«, erinnerte ich ihn.
Er ging um mich herum und sah mir ins Gesicht. »Was soll ich tun?«
»Ich weiß nicht. Kannst du hier bei Faustine bleiben? Ich will nach ihm suchen.«
»Wo? Wenn du es mir sagst, gehe ich nach ihm suchen.«
»Bitte. Das muss ich selbst tun. Ich kann vielleicht seine Witterung aufnehmen oder so. Ich weiß nicht. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ihn besser kenne.«
»Das tust du.« Er sah mich nachdenklich an. »Okay. Geh. Ich bleibe bei Faustine, bis du zurück bist. Muss ich noch irgendetwas wissen?«
»Ich erzähl dir den Rest«, bot Ryker an.
»Danke, Ryk.« Ich drehte mich weg, um zu gehen, aber Jagger packte mich am Arm und drehte mich zu sich.
»Cordelia, sei vorsichtig.«
D er Tag hatte für mich düster angefangen, weil ich mir selbst geschworen hatte, bei Quinn wegen Jagger reinen Tisch zu machen. Obwohl ich hundert verschiedene Arten durchgespielt hatte, wie ich es ihm beibringen wollte, blieb das Ergebnis immer das gleiche. Finsternis senkte sich über uns beide, schlang sich um meinen Hals und löschte mir das Lebenslicht.
Faustines Sitzung war eine willkommene Ablenkung gewesen, die das Unausweichliche verschoben und mir einen extra Moment der Ruhe gewährt hatte. Als ich jetzt durch die steinernen Flure auf Quinns Zimmer zuging, fragte ich mich, ob es wirklich besser war, wenn ich ihn fand, um endlich zu tun, was ich unbedingt tun musste. Oder wäre es besser, ich fände ihn nicht und hätte noch etwas Zeit? Zeit, tatenlos dazusitzen und mir Sorgen zu machen. Tatsächlich würde ich wahrscheinlich verrückt vor Sorge werden, weil ich sehr an Quinn hing, egal was kommen mochte. Das würde ich immer. Der Gedanke war unerträglich, dass er in Gefahr war, nur wegen Masons Problemen mit Faustine und mir. Ich hätte mich dafür ohrfeigen können, dass ich es so lange aufgeschoben hatte, ihm von Jagger und mir zu erzählen. Hätte ich es getan, hätte er mir den Laufpass gegeben und nichts weiter mit dem ganzen Mason-Ärger zu tun gehabt.
Plötzlich überkam mich große Angst, ich sah ihn tot, von einem tollwütigen Vogel in Stücke zerschreddert. Ich rannte regelrecht zu seinem Zimmer und klopfte an. Wie zu erwarten kam keine Antwort, denn Jagger hatte mir schon gesagt, dass er sein Zimmer gecheckt hatte. Ich klopfte wieder an die Holztür, nur zur Sicherheit, dann legte ich mein Ohr daran und horchte auf Geräusche. Ich konnte überhaupt nichts hören, also steckte ich den Ersatzschlüssel, den er mir gegeben hatte, ins Schloss, drehte ihn so leise wie möglich
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