Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
Bei der Erinnerung daran kam es mir fast hoch.
»Cordelia?« Octavias Stimme klang höher als sonst.
Ich wette, sie war geschockt, von mir zu hören. Die Hölle musste schon zugefroren sein, damit ich sie anrief, nach dem, was sie mit Jagger gemacht hatte. Ich entschied, es kurz und förmlich zu halten. »Du musst in mein Zimmer kommen. Faustine ist verletzt. Wir brauchen dein Blut.«
»Bin auf dem Weg.«
Ich ging zu Faustines Bett; aber sie war weggetreten. Ich hockte mich neben sie und strich ihr über die Stirn. Da bemerkte ich, dass Blut durch den Verband um ihrer Hand drang und fragte mich, ob es eine so gute Idee war, in ihrem verletzten Zustand mit ihr Zeitreisen durch die Weltgeschichte zu machen.
Ryker erschien neben mir, Schweißperlen auf der Stirn. Er sah auf Faustine und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Herrje, Cordelia. Das ist furchtbar. Was soll ich tun?«
»Nichts. Octavia ist auf dem Weg. Du solltest dich rarmachen, aber bleib in der Nähe, falls ich dich brauche.«
»Als ob ich weggehen würde«, murmelte er und wurde unsichtbar.
Augenblicke später kam Octavia. Als ich sie hereinließ, ging sie gleich zum Bett. »Was ist passiert?«
»Frag nicht. Es ist ihre Hand, sie ist bis auf die Knochen verletzt. Kannst du ihr helfen? Wirkt Vampirblut bei Dämonen?«
»Nein, nicht bei Dämonen. Aber bei Menschen, also hoffen wir das Beste.« Sie fuhr ihre spitzen Fangzähne aus und biss in ihr eigenes Handgelenk, bis Blut zu fließen anfing. Dann presste sie ihren Arm auf Faustines Mund. »Trink.«
»Bläh! Was ist das denn?« Faustine zog ihren Mund von Octavias Handgelenk weg und öffnete angewidert die Augen.
»Sei nicht albern, Faustine! Trink. Dann geht es dir besser.« Octavia hielt mit einer Hand Faustines Kopf fest und schob ihr Handgelenk wieder über ihren Mund.
Faustines Augen weiteten sich entsetzt und sie zappelte, um sich aus Octavias Griff zu befreien. Erfolglos, bis sie sich verwandelte. Ihre Verwandlung war plötzlich und sie schleuderte Octavia im hohen Bogen gegen die Wand. Octavia rutschte daran herunter, fiel flach auf den Boden und wand sich qualvoll. Ich musste lächeln. Karma. Aber dann gab ich mir einen Ruck. Octavia hatte nur versucht zu helfen. Ich zog sie hoch und half ihr auf einen Stuhl, während Faustine, vollständig in Dämonengestalt, sich verwirrt umsah.
»Faustine, bleib so. Verwandle dich nicht zurück.« Ich ging zur Küchenzeile und packte die Steaks, die Ryker fürsorglich mitgebracht hatte. »Hier, iss und dann leg dich wieder schla– «
Sie riss meinen Arm fast aus dem Schultergelenk, als sie sich das Fleisch packte. Herrje. Sie schlang es herunter, dabei sabberte sie. Und das von einer Prinzessin, die sich über ein bisschen Eiter beklagte? Ha!
Ich beobachtete sie beim Abbeißen, Kauen und Schlucken und fragte mich, wie sie reagieren würde, wenn sie das letzte Stückchen verdrückt hatte. Ich spürte warmen Atem an meinem Ohr.
»In der Küche«, murmelte Ryker.
Ich stand auf und sah nach, was er damit gemeint hatte. Auf der Anrichte lag eine neue Portion Fleischstücke. Guter Junge. Er musste schnell für Nachschub gesorgt haben. Ich ging wieder zu Faustine, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie sie das letzte Stück herunterschlang. Sie beäugte meine Hand hungrig und ich warf das Tablett regelrecht nach ihr, bevor sie auf die Idee kam, mich zu verschlingen.
Zwei Kühe später schien sie sich beruhigt zu haben und legte das Tablett ab. Ich war besorgt, dass sie nun wieder ihre menschliche Gestalt annehmen würde. »Faustine, ich hoffe, es geht dir besser. Bleib in deiner Dämonengestalt. Du bist zu verletzt, um dich schon in einen Menschen zurück zu verwandeln. Leg dich hin und schlaf.« Ich hielt den Atem an und hoffte, dass es bei ihr angekommen war.
Als sie sich hinlegte und die Augen schloss, war ich erleichtert.
»Au weia«, murmelte Octavia.
Sie hatte ich total vergessen. Ich drehte mich um und starrte sie an. Nur weil sie versucht hatte, Faustine beim Heilen zu helfen, bedeutete das nicht, dass ich sie lieber mochte. Wenn sie klug war, machte sie meine Freundin nicht schlecht.
Octavia erwiderte meinen Blick und beantwortete ihn damit, dass sie die Augen verdrehte. Sie erhob sich und ging hinaus.
Ich hatte überhaupt kein schlechtes Gewissen; sie hatte meinen Zorn total verdient. Trotzdem war ich froh, dass Faustine sich so vor dem Vampirblut geekelt hatte, dass sie sich verwandelt hatte.
Ich drehte mich zu ihr, um sie in die Decke
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