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Bonita Avenue (German Edition)

Bonita Avenue (German Edition)

Titel: Bonita Avenue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Buwalda
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erst mal in die Diele.»
    Glas. Bis zum Überdruss hatte man ihm von der Druckwelle berichtet, ein unsichtbarer Hunne, der durch die Straßen von Roombeek gefegt war und keine Adresse ausgelassen hatte – dennoch war er verblüfft. Das gesamte Erdgeschoss, das nach vierzehn Tagen Langekampweg klein wirkte, war mit Splittern, Staub und Scherben übersät. Auf dem Esstisch, auf den Polstern der Sessel, auf den unbedeckten Zentimetern seiner Bücherregale, zwischen den Tasten der Fernbedienung, auf den Fensterbänken der gegenüberliegenden Fenster, von denen eines kaputtgegangen war, im Spülbecken, auf den Schränken, überall lag Glas. Die Stadt hatte die zersplitterte Schiebetür mit Brettern zugenagelt.
    «Doppelverglasung», sagte er, «die sollte man haben.»
    Eine Viertelstunde lang gingen sie ratlos durchs glitzernde Wohnzimmer, und noch immer sagte Joni kein Wort. Das einzige Paar Gummihandschuhe, das er im Schrank unter der Spüle finden konnte, gab er ihr; er selbst zog seine Winterhandschuhe an. Das Tauwetter würde in etwa einer Stunde einsetzen, schätzte er. Er saugte die Fensterbänke mit seinem Nilfisk ab. Sie stopften Scherben in Müllsäcke, schweigend. Er nahm die beiden Frühstücksteller, die sie am Morgen der Hochzeit auf dem Esstisch hatten stehen lassen, und trug sie in die Küche. Als er an ihr vorüberging, hielt er ihr ein angebissenes Butterbrot mit Scherben unter die Nase. «Ein kleiner Bissen gefällig?», fragte er.
    «Lass den Scheiß!», schrie sie. Mit einer wilden Bewegung schlug sie seinen Arm beiseite, der Teller flog durch die Luft und zerschellte mit einem lauten Knall. Er explodierte, packte sie beim Kinn, kniff kräftig hinein und zischte mit zusammengebissenen Zähnen: «Was läuft da zwischen dir und diesem verdammten Scheißwilbert?»
    «Lass mich los», sagte sie.
    Er kniff fester zu, Speichel rann ihm über die Hand. «Los, sag schon», brüllte er, aber anstatt zu antworten, knurrte sie vor Zorn. Er stieß sie von sich weg. «Ich bin es satt!», schrie er. «Total satt! Immer diese Halbwahrheiten. Sag mir verdammt noch mal, was zwischen euch ist!»
    Ihre Augen waren unnatürlich groß. Sein Wutanfall erschreckte sie, das sah er, die Überheblichkeit wich aus ihrem Gesicht. Sie ließ sich auf den Sessel fallen, der der zerstörten Fensterfront am nächsten stand, spürte, dass das Polster voller Glas lag, und sprang wieder auf. Sie fluchte.
    «Dreh dich um», sagte er. Zu seinem Erstaunen gehorchte sie. Mit der flachen Hand schlug er die hängengebliebenen Splitter von ihrem Hintern. Um die kleineren Glasstücke von ihrem Baumwollrock pflücken zu können, musste er in die Hocke gehen. Diese seltsame Prozedur entspannte die Situation, nicht nur für ihn, sondern offenbar auch für sie, denn noch ehe er fertig war, sagte sie: «Na gut. Hör zu.» Sie seufzte tief, schwieg aber.
    «Ich höre», sagte er.
    Erneut dauerte es einen Moment, bevor sie etwas sagte. «Ich möchte nicht, dass du es jemals einem anderen weitererzählst. Was ich dir jetzt sagen werde, ist … Lass es mich so ausdrücken: Ich bin nicht stolz darauf.»
    «Okay», sagte er beunruhigt, aber neugierig. «Schieß los. Du warst bei der Gerichtsverhandlung stehengeblieben.» Weil sie vom Glas befreit war, legte er seine Hände auf ihre Hüften, die Daumen auf die Seiten ihrer Pobacken. Sie ließ es zu.
    «Siem wollte, dass ich vor Gericht eine Aussage mache», sagte sie, sehr sachlich auf einmal. «Er wollte unbedingt, dass ich erkläre, ich hätte gehört, was sich im Badezimmer abgespielt hat. Dass ich auf den Flur gegangen bin und die ganze Szene mitangehört habe. Die Geräusche. Was gesagt wurde. Verstehst du jetzt?»
    Er sagte nichts, drückte aber seine Daumen sanft in ihren Hintern.
    «Siem verlangte von mir, dass ich seinen Sohn, meinen Stiefbruder, anschmiere. Dass ich den Menschen, mit dem ich eine Woche zuvor noch auf einem Pferd um den Het-Rutbeek-See geritten war … verarsche. Mit einer Falschaussage .»
    Das Wort «verarschen» nahm er ihr krumm. Er versetzte ihrem Hintern einen Schubs, sie machte einen Schritt nach vorn. «Sehr gut», sagte er. «Hart rannehmen.»
    «Scheißkerl!», rief sie. Sie gab dem Sessel einen Tritt.
    «Wieso? Wilbert musste einfach weg. Dein Vater hatte vollkommen recht.»
    Zu seinem Erstaunen blieb sie ruhig. Sie nahm den Staubsauger, schaltete ihn an und saugte die Sitzfläche des Sessels ab. Als sie fertig war, murmelte sie: «Der Beutel ist voll.» Sie ließ

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