Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
Vom Netzwerk:
»Wenn wir davon absehen, daß vielleicht einer der Gelegenheitsarbeiter große Füße hat, gibt es auf meinem Gebiet niemanden, der größere Schuhe trägt als ich und Martha. Bony hat das eindeutig festgestellt. Von den Gelegenheitsarbeitern war keiner in dieser Gegend, und Martha hat das Herrenhaus nicht verlassen. Natürlich könnte ein Tramp hier gewesen sein, aber dazu liegen wir viel zu weit abseits. Nein, Kate, ich bin überzeugt, daß nur ein Mann in Frage kommt: William Clair.«
    »Onkel!« Kate war weniger über die Erwähnung des Namens überrascht als vielmehr über die Fähigkeit des Schafzüchters, derart logische Folgerungen zu ziehen.
    »Es besteht kein Zweifel«, sagte Thornton, als sie wieder beim Wasserkessel angelangt waren. Er warf eine Handvoll Teeblätter in das siedende Wasser, wartete sechs Sekunden, dann nahm er den Kessel vom Feuer. »Armer Teufel. Es muß schrecklich sein, wie ein wildes Tier gejagt zu werden.«
    »Ja, schrecklich«, pflichtete das Mädchen bei.
    »Ich vermute –« Thornton musterte seine Nichte verschmitzt. »Ich vermute, wenn Clair jetzt plötzlich hier auftauchen würde, wäre es dir lieber, wenn er sich der Polizei stellte.«
    »Nein! Keinesfalls! Selbst, wenn es in meiner Macht läge, würde ich ihn nicht ausliefern«, meinte sie bedächtig. »Vielleicht hat der Schwarze Clair herausgefordert oder sogar angegriffen. Man sollte den Mann bestrafen, aber nicht hängen.«
    »Da muß ich dir beipflichten«, murmelte er. »Aber wie schon deine Tante festgestellt hat: ich bin altmodisch. Früher galt das Leben eines Eingeborenen nicht so viel. Als Friedensrichter sollte ich das zwar nicht sagen, aber es würde nur leid tun, wenn sie Clair erwischen.«
    »Vielleicht erwischen sie ihn nicht«, meinte sie.
    »Eines Tages werden sie ihn aufgreifen.« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben hier über ein Dutzend Polizeibeamte zusammengezogen. Nur der Regen hat Clair bisher gerettet, denn nun gibt es mehr Wasserstellen, als die Polizei überwachen kann. Aber eines Tages werden sie ihn erwischen. Trotzdem glaube ich nicht, daß wir jemals erfahren werden, warum er König Henry getötet hat.«
    Während der letzten Woche des Lämmermarkierens gelangte George Joseph Sparks flußaufwärts wandernd nach Barrakee. Als er vor vierzig Jahren das Licht der Welt erblickt hatte, waren seine Eltern mächtig stolz auf ihn gewesen. Leider hatte er später diesen Stolz nicht gerechtfertigt. Er litt nämlich an Kleptomanie. Sparks war deshalb allgemein nur unter dem Namen ›Langfinger-Joe‹ bekannt.
    Er war klein, und seine Hände schienen geradezu prädestiniert, in anderer Leute Taschen zu gleiten. Diese Hände waren immer schmutzig – allerdings nicht vom Arbeiten, sondern wegen seiner intensiven Abneigung gegen jede Art Arbeit, wozu Langfinger-Joe auch das Händewaschen rechnete. Noch nie in seinem Leben hatte er einem Menschen offen in die Augen geblickt.
    Punkt fünf Uhr kam Langfinger-Joe beim Schurschuppen von Barrakee an. Er war mit den Nerven fertig, denn seit er Wilcannia verlassen hatte, war er zweimal auf Polizeibeamte gestoßen, die urplötzlich vor ihm gestanden hatten. Und was ihn diese Bullen alles gefragt hatten: Woher er käme, welches Ziel er habe – als ob er in seinem Leben je gewußt hätte, wohin ihn sein Weg führte!
    Vor dem Schurschuppen kochte er Tee. Damit das Getränk nicht allzu schwach wurde, ließ er die wenigen Teeblätter volle fünf Minuten kochen. Dann praktizierte er seine gewohnte Schnellkühlmethode: er hob das Kochgeschirr hoch in die Luft und kippte das dampfende Gebräu in eine alte Marmeladendose. Anschließend goß er alles wieder ins Kochgeschirr zurück. Diese Prozedur wiederholte er mehrmals, und hätte er dabei nicht ein so verbissen ernstes Gesicht gemacht, man hätte ihn für einen Komiker halten können. Er süßte den Tee mit Zucker aus einem Leinenbeutel, der ebenso schmutzig war wie seine Hände. Schließlich setzte er sich auf sein Bündel und trank den Tee mit dem Gebaren eines Mannes, der gewohnt ist, zum Fünfuhrtee ins Ritz zu gehen. Wenn der Koch auf der letzten Schafstation nicht so geizig gewesen wäre, hätte Langfinger-Joe auch etwas zu essen gehabt.
    Um halb sechs rief der Gong die Arbeiter zum Abendessen. Joe ließ eine angemessene Zeitspanne verstreichen, dann erhob er sich müde, schlenderte zur Küche der Arbeiterunterkunft und klopfte schüchtern an die Hintertür. Von seinem Standort aus konnte er den Koch,
    der gerade am

Weitere Kostenlose Bücher