Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
Vom Netzwerk:
tatsächlich eine Kamera bei mir. In Wirklichkeit jedoch bin ich Kriminalinspektor. Meine Aufgabe betrifft einen Mann, den Sie gut kennen. Marvin Rhudder.«
    Die beiden Farmerleute saßen plötzlich seltsam steif da. Die Frau hatte die Hände im Schoß gefaltet, während der Mann sie zu Fäusten geballt auf dem Tisch liegen hatte.
    »Ich kenne diese Gegend nicht«, fuhr Bony fort, »aber ich hörte von Sasoon, daß man selbst mit Hilfe einer ganzen Armee einen Mann nicht aufspüren kann, der sich hier versteckt hält- Nun, ich denke, ein einzelner könnte durchaus mehr Erfolg haben. Dabei achte ich sorgfältig darauf, daß auch das kleinste Detail stimmt. In Murchison darf man sich ruhig nach einem gewissen Nat Bonnar erkundigen. Darum suchte ich auch Ihre Tochter auf und erklärte ihr das ganze Problem. Wie gesagt - sie gab mir sofort das gewünschte Empfehlungsschreiben. Hier ist es - und hier bin ich. Und was die Kinder anbelangt, Mrs. Jukes, so ging es allen vieren prächtig. Wenn ich mich einmal zur Ruhe setzen sollte, kaufe ich mir auch so ein hübsches Häuschen in Geraldton.«
    Als Bony geendet hatte, schwiegen die Jukes eine Weile. Bony schenkte sich noch eine Tasse Tee ein.
    »Unsere Rose hat Ihnen nicht erzählt, was Marvin Rhudder ihr vor Jahren angetan hat?« fragte Jukes schließlich.
    »Nein. Aber Sasoon deutete es mir an. Er meinte, daß Sie mich bestimmt unterstützen würden.«
    »Und ob ich das werde!« Matt Jukes’ Augen funkelten, und sein Kinnbart sträubte sich. »Faust hat dem Teufel seine Seele gegeben, um die ewige Jugend zu erlangen. Ich gebe meine Seele hin für die Chance, Marvin Rhudder in die Finger zu bekommen.«
    »Aber Matt, bitte!« rief Emma entsetzt und griff beruhigend nach seiner Hand. Der Mann riß sich zusammen, aber seine Stimme bebte, als er weitersprach.
    »Dieser Lump hat unsere Rose entehrt, und er hat seinem Vater das Herz gebrochen. Schon als Junge habe ich mit Jeff gespielt, wir wuchsen auf wie Brüder. Hatte der eine einmal Pech, dann half ihm der andere. Unsere Kinder wuchsen ebenfalls miteinander auf, gingen zusammen zur Schule, spielten miteinander. Warten Sie nur, bis Sie Jeff Rhudder kennenlernen. Es ist nicht der Ischias, der ihn vorzeitig altern ließ. Das Schlimme für uns alle ist, daß wir Marvin in den Himmel gehoben haben, und dann ist er in die Hölle gestürzt. Ja, Mr. Bonnar, ich helfe Ihnen, wo ich nur kann.«
    »Das hoffe ich, Mr. Jukes. Sasoon sagte mir, daß Sie die Küste wie Ihre Westentasche kennen. Wir sind der Ansicht, daß Rhudder sich dort versteckt hält. An der Küste oder in den nahen Wäldern. Da seit seinem Auftauchen schon einige Zeit verstrichen ist, muß ich zunächst feststellen, ob er sich überhaupt noch hier in der Gegend befindet. Trifft dies zu, werde ich ihn festnehmen. Von seiner Familie werde ich allerdings wohl keine Hilfe erwarten können.«
    »Nein, von denen nicht. Ich will Ihnen alles über Marvin erzählen. Kommen Sie, wir gehen nach draußen.«
    Matt stand auf und ging zur Tür. Emma warf Bony einen aufmunternden Blick zu. Sie setzten sich auf eine Bank an der Hauswand, und wieder mußte Bony den riesigen Karribaum bewundern, der den Staketenzaun wie Streichhölzer erscheinen ließ.
    »Die Kinder bildeten eine kleine Gemeinschaft, die sie >Vereinigte Lagune< nannten«, begann Matt. »Da waren die drei Rhudders: Marvin, Luke und Mark. Dann unsere zwei: Ted und Rose. Und schließlich Sadie Stark, die bei den Rhudders den Haushalt besorgt.« Er machte eine Pause und zündete sich die Pfeife an. »Die sechs steckten immer zusammen. Bis sich schließlich diese - diese Explosion ereignete.«
    Emma kam aus dem Haus und setzte sich schweigend neben den Gast.
    »Wie gesagt - es waren sechs«, fuhr Matt auf seine bedächtige Art fort, als wähle er sorgfältig die Worte. »Vier Jungens und zwei Mädels. Marvin war immer der Anführer, er war ja auch der älteste. Uns haben manchmal die Haare zu Berge gestanden, wenn wir hörten, wozu er die anderen anstiftete. Einmal rettete er Sadie vor dem Ertrinken, und ein andermal zog er Ted aus einem reißenden Brecher. Stellen Sie sich also diese sechs Kinder vor: Sie werden zusammen erzogen, sie fahren gemeinsam mit dem Milchauto nach Timbertown zur Schule. Manchmal streiten sie sich, dann wieder schließen sie sich zusammen und raufen mit den Kindern in der Stadt. Wir haben dies alles mit angesehen - die Rhudders und wir. Wir sahen, wie die Kinder heranwuchsen. Wir waren stolz auf

Weitere Kostenlose Bücher