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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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den Taschen der ertrunkenen Seefahrer. Unser Urgroßvater hat immer gesagt, unserer Familie würde es gutgehen, solange dieser Strom nicht versiegt. Aber seit Jahren fließt kein Gold mehr.«
    »Das müssen damals zähe Gesellen gewesen sein, Jeff.«
    »Nicht nur zäh, Nat. In jenen Tagen gab es noch neue Welten zu erobern, und die Leute hatten den Mut dazu. Heute sind die Menschen anders. Mein Sohn Marvin zum Beispiel. Er könnte... Ach, reden wir über etwas anderes, Nat. Er ist der Nagel zu meinem Sarg. Kommen Sie bald einmal wieder zu uns, dann unterhalten wir uns weiter über diese Dinge, die da an den Wänden hängen.«
    Bony folgte Jeff in das große Eßzimmer. Er bedauerte den alten Mann, der seine letzten Tage in Verbitterung und Sorge zubringen mußte.
    Die antiken Möbel des Eßzimmers waren sehr gepflegt. Wie in der Halle standen auch hier einige Glasvitrinen. Die Fenster gingen nach Nordwesten hinaus. Von hier aus konnte man die gesamte Lagune mit den sich dahinter erhebenden grünen Hügeln überblicken. Auf einem Messingstativ stand ein Fernrohr, und Bony warf einen raschen Blick hinüber zu dem Hügel, auf dem die Eingeborenen ihren Beobachtungsposten errichtet hatten.
    Bony bekam einen Platz zwischen Mrs. Rhudder und Sadie Stark zugewiesen, mußte sich aber gleich wieder erheben, um Mrs. Stark vorgestellt zu werden - einer großen, schlanken Frau mit graublauen Augen, die ihn prüfend musterten.
    »Wie ich feststellen mußte, sind Sie eine Expertin in Muscheln«, wandte er sich schließlich an Sadie, die, ohne ihn anzusehen, nur leicht nickte. Am liebsten hätte er sie unter das Kinn gefaßt und gezwungen, ihn anzublicken. Aber da wandte sie ihm im nächsten Augenblick ihr Gesicht zu, und ihre Blicke trafen sich kurz.
    »Ich habe von jeher alles Schöne geliebt«, sagte sie, und ein Lächeln umspielte ihren Mund, das Bony unwillkürlich an die Mona Lisa erinnerte: weltvergessen, geheimnisvoll und doch wissend. Wissend vor allem, was Männer anzubelangen schien.
    Er wurde in ein Gespräch über die Sportfischerei verwickelt, und Mark warnte ihn eindringlich, sich nicht allein auf die Felsen zu wagen. Es sei unbedingt notwendig, einen Begleiter dabeizuhaben, der auf die gefährliche Flutwelle aufpasse.
    »Unbedingt!« wurde er von seiner Mutter unterstützt. »Wenn Sie einmal von den Felsen aus fischen wollen, Nat, dann nehmen Sie unbedingt jemanden mit. Kommen Sie bei uns vorbei. Es wird gern jemand von uns mitgehen, und außerdem lernen Sie auf diese Weise gleich die besten Stellen kennen.«
    Bony bedankte sich. Dieses Angebot sei wirklich sehr freundlich, und er werde gern davon Gebrauch machen. Auch der alte Jeff wiederholte seine Einladung - Nat könne doch tagsüber fischen, und am Abend würde man sich dann bei einem Drink die Zeit vertreiben.
    Nur Luke ließ sich nicht blicken. Bony fragte sich, wo er wohl stecken möge. Nach Timbertown konnte er nicht gefahren sein, da er nicht bei der >One Tree Farm< vorbeigekommen war, und in der Zwischenzeit hatte auch kein Wagen den Flof verlassen.

    Auf der Rückfahrt am späten Nachmittag polterte Matt los: »Marvin ist nicht mehr hier, da gehe ich jede Wette ein! Sie waren alle viel zu unbeschwert. Sie sind erleichtert, daß er fort ist. Sogar der alte Jeff war redseliger als sonst.«
    Bony schwieg eine Weile. Dann sagte er scheinbar völlig zusammenhanglos: »Mrs. Rhudder hat eine seltsame Art, sich auszudrücken. Als wir uns verabschiedeten, bemerkte ich, ich würde gern mal einen Königsfisch von zweihundert Pfund an Land ziehen, und darauf erwiderte sie: >Ehrgeiz ist die Quelle allen Übels.< Im Laufe des Nachmittags ist mir aufgefallen, daß sie viele Zitate weiß, aber ich habe den Eindruck, daß sie gar nicht besonders gebildet ist oder viel liest.«
    »Das ist Marvins Einfluß«, erwiderte Emma. »Er hatte immer ein Zitat zur Hand.« Sie schwieg kurz, dann fuhr sie fort: »Wir hatten einmal ein Buch über Oscar Wilde. Ich habe schon oft gedacht, daß er ihn zu kopieren versuchte.«

12

    Man mußte sehr vorsichtig mit dem Fernglas operieren, damit sich nicht das Sonnenlicht in den Linsen spiegelte. Auch auf das Lagerfeuer mußte man sehr achtgeben, damit es nicht zum Verräter wurde. Und wenn man mit dem Wagen zum Camp fuhr, beispielsweise eine Anhöhe hinauf, mußte man bei Nacht bedenken, daß die Scheinwerfer weit zu sehen waren.
    Noch am selben Tag, nach dem Besuch auf der Lagunenfarm, nahm Bony sich ein Pferd und ritt hinaus zum Camp. Lew

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