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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Bodenplatte aus reinem Silber. Ich erzähle das nicht jedem.«
    »Eine Vogelstange aus Gold, Kupfer und Silber!« echote Bony. »Das ist phantastisch.«
    »Mein Sohn Marvin -« Jeff brach kurz ab und begann erneut: »Mein Sohn erfand eine Geschichte über diese Vogelstange. Käpt’n Kidd oder einer dieser Herren des Meeres habe einen Papagei besessen, ein überaus kluges Tier. Eines Tages erzählte er dem Kapitän, der Maat plane eine Meuterei. Der Kapitän ließ daraufhin den Maat am Mastbaum aufknüpfen, und der Papagei wurde mit einer goldenen Sitzstange belohnt. Wie gefällt Ihnen diese Geschichte?«
    »Wunderbar. Damals wurde Edelmetall noch zu Gebrauchsgegenständen verarbeitet und nicht in Stahlkammern vergraben, wie es heute üblich ist.«
    »Ich habe noch andere Schätze drinnen im Haus. Bei Gelegenheit müssen Sie sich die Sachen einmal ansehen. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muß mich setzen. Nehmen Sie da diesen Stuhl und rauchen Sie, wenn Sie mögen. Wie ist denn das Land bei Ihnen da oben?«
    Es wurde ein schöner Nachmittag. Von der Lagune wehte ein leichter Wind herüber, aber der Geruch des Seetangs wurde vom Blumenduft fast übertönt. Die drei Männer unterhielten sich über Rinder und Schafe. Bony war in Gedanken verloren.
    Er schreckte aus seinen Grübeleien hoch, als ein schlanker, dunkeläugiger Mann von etwa dreißig Jahren hinzukam. Er trug eine Gabardinehose und ein offenes Sporthemd. Seine Ähnlichkeit mit dem alten Jeff war unverkennbar. Matt und Bony erhoben sich, und der junge Mann wurde vorgestellt. »Mark, unser jüngster Sohn«, erklärte Jeff.
    Marks Händedruck war weich. Seine dunklen Augen musterten kritisch die Besucher. Er begrüßte Bony kühl und Matt mit auffallender Lässigkeit. Emma rief er nur ein kurzes >Hallo< zu, dann setzte er sich auf einen harten Stuhl, als beabsichtige er, nicht sehr lange in dieser Runde zu bleiben.
    Mark Rhudder tat so, als folge er aufmerksam dem Gespräch, aber Bony merkte bald, daß er sich absolut nicht für das interessierte, worüber sich Matt und sein Vater unterhielten. Ihn interessierte nur eine Person: Nat Bonnar.
    »Wo stammen Sie eigentlich her, Nat?« wandte er sich schließlich an Bony.
    »Östlich von einer Farm mit Namen >Narndee<, und diese Farm liegt östlich des Mount Magnet.« Bony berichtete noch ausführlicher über die eigene Farm, über Größe, Wasserstellen und Bodenbeschaffenheit. Es war nicht zu verkennen, daß Mark sich diese Angaben einprägte. Aber der junge Mann gab sich damit noch nicht zufrieden.
    »Demnach muß Ihr Land doch dicht beim ersten Karnickelzaun liegen?« fragte er weiter.
    »Ganz recht. Mein Südwest-Pferch grenzt sogar daran.«
    »Von diesem Zaun habe ich gelesen, Nat. Geht quer durch ganz Westaustralien, von Nord nach Süd, nicht wahr?«
    »Ganz recht. Er ist insgesamt 1130 Meilen lang.«
    Der alte Jeff erkundigte sich, ob der große Zaun auch wirklich seinen Zweck erfülle und Känguruhs, Emus und Kaninchen von den westlichen Farmgebieten fernhalte.
    Bevor Bony antworten konnte, erschien, ebenso leise wie vorhin Mark, Sadie Stark.
    »Soll ich jetzt den Tee bringen?« wandte sie sich an Mrs. Rhudder.
    »Natürlich, Sadie.« Sarah erhob sich. »Ach - Mr. Bonnar kennst du doch sicher schon, nicht wahr?«
    Bony verbeugte sich leicht und lächelte.
    »Gewiß, wir lernten uns vorgestern abend kennen. Wie geht es, Miss Stark?«
    »Sagen Sie doch Sadie zu ihr«, wurde er von der Frau des Hauses getadelt. »Sie wissen doch, bei uns hält man nichts von soviel Förmlichkeit. So, und nun kommt. Wir können eine Tasse Tee vertragen.«
    Der alte Jeff brauchte eine Weile, bis er die anderen eingeholt hatte. Bony blieb an seiner Seite. Jeff machte ihn auf die Mahagonitür der Halle aufmerksam. Sie stammte von einem Wrack, noch aus der Zeit seines Großvaters. Die eisernen Beschläge habe man aus einer Höhle westlich von Australiens Fronttür geholt.
    Sie durchquerten die Halle und blieben vor den Glasvitrinen stehen, die drei Wände einnahmen. Eine enthielt Münzen, während die anderen mit Hunderten von Muscheln angefüllt waren - von Riesenmuscheln bis zu winzigen Exemplaren in allen nur denkbaren Farben.
    »Die gehören Sadie«, flüsterte Jeff, als sei dies ein Geheimnis. »Sie sammelt Muscheln. Schon seit Jahren.« Und in normalem Tonfall fuhr er fort: »Ja, all diese Musketen, die Entermesser und Degen, die Harpunen und Pulverhörner, die Sie hier sehen, sind Strandgut. Die Münzen steckten in

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