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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Blockhütte auf. Er legte die Skizze Matt vor.
    »Das Kreuz zeigt die Lage des gespaltenen Gummibaumes an. Sie kennen den Baum vielleicht - nur ein dicker Ast ist der Zerstörung entgangen, und die Krone ist ausgehöhlt. Im hohlen Stamm dieses Baumes habe ich den Koffer gefunden. Wissen Sie zufällig, wann diese Geschichte mit dem Blitz passierte?«
    »Es war vor der Zeit, als ich das Land dort draußen pachtete«, antwortete Matt. »Aber mit diesem Baum ist noch etwas - Moment, es muß mir gleich einfallen.«
    Matt überlegte noch, als Emma den Hörer auflegte und zum Tisch zurückkam.
    »Emma, war da nicht etwas mit diesem vom Blitz gespaltenen Gummibaum? Hatten die Kinder nicht einen Streit deswegen?«
    »Ganz recht. Ted spielte den Räuber, die anderen waren die Polizei. Sie verfolgten Ted, und er stieg vom Pferderücken auf den Baum, gab seinem Pferd einen Klaps, damit es weitergaloppierte und die anderen glauben sollten, er sei weitergeritten. Er erzählte mir diese Geschichte, als er nach Hause kam -das neue Hemd rußgeschwärzt und die Hose zerrissen. Er war bis zur Spitze des Baumes geklettert, hatte ein Loch gefunden, war hineingekrochen und dann abgerutscht.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich«, bestätigte Matt. »Er dachte nicht, daß das Loch sehr tief sei, rutschte ab und konnte sich selbst nicht mehr befreien. Wäre Marvin nicht in die Nähe gekommen und hätte sein Rufen gehört, hätte er wohl lange dort stecken können. Ja, es ist schon lange her.«
    »Demnach weiß Marvin also, daß dieser Baum hohl ist«, stellte Bony fest.
    »Ja, natürlich.«
    »Jetzt sagen Sie mir noch eins«, fuhr Bony fort. »Wenn Sie Vieh zum Markt schicken wollen - besprechen Sie sich dann vorher mit Jeff?«
    »Immer. Und er informiert mich ebenfalls. Sehen Sie, auf diese Weise sparen wir Mühe und Geld. Wir mustern gleichzeitig, verladen die Tiere gemeinsam auf einen Lastwagen und schicken sie zum Markt.«
    »Ausgezeichnet!« rief Bony. »Dann setzen Sie sich also auch gegenseitig davon in Kenntnis, bevor das Vieh gemustert wird?«
    »So haben wir es immer gehalten, Nat. Ich komme mit Jeff genausogut aus wie früher mein Vater mit seinem. Das sagte ich Ihnen ja bereits.«
    »Ja, ganz recht. Wenn Marvin nach seiner Rückkehr in dieser Blockhütte gelebt hätte, würde er rechtzeitig durch Luke oder Mark oder auch durch Sadie gewarnt worden sein, falls Sie Vieh hätten mustern wollen?«
    »Gewiß. Hat Marvin denn in der Hütte gewohnt?«
    Bony nickte und rollte sich, ohne hinzusehen, eine Zigarette. Auf dieselbe lässige Weise steckte er sie sich an.
    »Marvin wohnte eine Zeitlang in dieser Hütte«, fuhr er fort. »Ich weiß nicht, warum er jetzt ein anderes Versteck aufgesucht hat. Auf jeden Fall hatten Sie nicht die Absicht, Vieh zu mustern. Wahrscheinlich hat er, kurz bevor er die Hütte verließ, den Koffer in dem hohlen Baum versteckt. Erwischte ihn innen und außen ab, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, und packte soviel von seinen Sachen hinein, wie er nur konnte. Aber warum tat er das? Warum nahm er den Koffer nicht mit in sein neues Versteck? Wir wissen, daß es hier in der Nähe tausend andere Möglichkeiten gibt, unterzuschlüpfen. Tausend andere Verstecke, die sicherer sind als diese Blockhütte.«
    »Vielleicht wollte er den Koffer nicht bei sich haben - für den Fall, daß man ihn verhaftete.«
    »Marvin könnte durch ihn nicht mehr belastet werden, als er es ohnehin schon ist, selbst wenn der Koffer das Geld des Ermordeten enthält. Er hat den Koffer sicherlich nicht mit der Absicht in dem Baum versteckt, sich später das Geld zu holen - falls er welches gebraucht hätte, dann sofort. Dieser Koffer spielte keine Rolle mehr für ihn. Er hatte Angst -furchtbare Angst. Und diese Angst trieb ihn vermutlich hinaus in eine Höhle an der Küste. Ich frage mich nur, was ihn wohl derartig in Furcht versetzt haben könnte.«
    »Nichts«, erwiderte Emma ruhig. »Marvin hat vor nichts Angst.«
    Bony musterte diese kleine, ordentliche Frau, die sich auf so wohltuende Art von Mrs. Rhudder und sogar von der Frau des Sergeanten unterschied. Ihm waren schon früher solche Frauen begegnet, und er wußte, daß es nicht viele von dieser Sorte gab. Emma war weise, aber sie hatte ihre Weisheit nicht durch lange Erfahrung erworben - sie war ihr angeboren. Sie führte und lenkte ihren Mann, und zweifellos hatte sie auch ihre Kinder in derselben Weise gelenkt, ohne daß eines von ihnen wohl je auf die Idee gekommen wäre, von

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