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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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zehn sei Niedrigwasser, und beim Mittagessen könne Nat dann Jeff ein wenig aufmuntern, damit er sein Zipperlein vergäße. Bony nickte zustimmend, und Emma sagte Mrs. Rhudder, daß ihr Feriengast rechtzeitig vor Niedrigwasser an der Lagune sein würde.

    Als Bony vor dem Gartentor der Rhudders seinen Wagen anhielt, lag die Wasserfläche der Lagune spiegelglatt vor ihm. Die herumtummelnden Wasservögel wirkten wie Spielzeug. Von den Klippen herüber erklang das Tosen der Brandung.
    Sadie Stark hatte einen schweren Segeltuchbeutel über der Schulter hängen und zwei kräftige Angelruten in der Hand. Sie schien überrascht, als Bony auf sie zueilte und ihr höflich die Sachen abnahm.
    »Wirklich nett, daß Sie mit mir fischen wollen«, sagte er. »Wie geht es Jeff?«
    »Er hat fast die ganze Nacht nicht geschlafen und ist heute morgen unausstehlich.«
    Bony verstaute das Angelgerät im Kofferraum. Der schwere Deckel sorgte dafür, daß sich die herausragenden Angelruten nicht selbständig machten. Als er sich hinter das Steuer setzte, erkundigte er sich, mit welchen Fischen wohl zu rechnen sei.
    »Königsfisch«, erwiderte Sadie. »Wir müssen unbedingt bei Niedrigwasser dasein, denn die Königsfische kommen mit der einsetzenden Flut.«
    Sie trug eine alte, geflickte, enganliegende Hose, ein blaues Trikothemd und Strandschuhe aus Gummi. Bony war nicht viel besser angezogen. Zum Fischen war die Kleidung ideal.
    Sie ließen den Wagen an der schmalen Landbrücke zwischen Lagune und Stranddünen stehen. Bony nahm die Angelruten und den Umhängebeutel aus dem Kofferraum und folgte der Frau.
    Sie war fast so groß wie Bony und knapp dreißig Jahre alt. Sie hatte die Gestalt eines jungen Mädchens, und auch im tiefen Sand schritt sie leichtfüßig und graziös dahin. An der dem Ozean zugekehrten Seite der Sandbarriere blieb sie stehen und wartete auf ihren Begleiter.
    »Jeff behauptet, daß vor Millionen von Jahren diese Dünen noch nicht hier waren«, sagte sie, während sie die Küste entlangblickte. »Früher war hier eine riesige Bucht. Jetzt sind nur noch der Fluß und die Lagune übriggeblieben. Haben Sie schon einmal Königsfische gefangen?«
    »O ja!« erwiderte Bony und beobachtete, wie sich die Wellen an den Steinen unterhalb der Sandbarriere brachen.
    »Dieser Morgen ist ausgesprochen günstig dafür. Vielleicht erwischen wir einen Prachtkerl. Ich glaube, wir versuchen es von Teds Felsen aus.«
    »Teds Felsen! Welcher ist das?«
    »Der da draußen im Meer, hinter dem Berg aus Seetang. Wir können über die Klippen hingelangen, müssen aber zurück sein, bevor die Flut halbe Höhe erreicht hat. Sonst sitzen wir stundenlang fest, bis die Ebbe kommt.«
    »Sie haben die Führung, Sadie. Für einen ordentlichen Königsfisch lohnt sich schon eine kleine Kletterei.«
    Sie stieg den Steilhang einer mit Büschen bewachsenen Düne hinab und wartete auf einem schmalen Sandstreifen auf ihn. Nachdem sie mehrere hundert Meter am Fuß der Dünen entlanggegangen waren, gelangten sie zu einer großen Sandfläche, die bei Flut von Wasser bedeckt war. Hier konnte man gut laufen, und sie schritten nebeneinander her.
    »Sie nannten diesen Felsen da draußen >Teds Felsen<«, sagte Bony. »Ist das die Stelle, an der Ted ins Meer gespült wurde?«
    »Ja. Es war keine gewöhnliche Flutwelle, sondern ein gewaltiger Brecher, der durch ein Seebeben verursacht worden sein muß. An der gesamten Küste entstand damals ziemlicher Schaden. Es war ein Tag wie heute, und Ted hatte niemanden dabei, der aufpaßte.«
    »Für Matt und Emma muß es ein schwerer Schlag gewesen sein.«
    »Für uns alle war es ein schwerer Schlag. Sehen Sie diesen Berg aus Seetang? Er fasziniert mich. In langer Arbeit baut ihn die See auf, dann bleibt er wochenlang, vielleicht sogar monatelang liegen, um schließlich bei einem Sturm in kürzester Zeit zerstört und weggewaschen zu werden. Und dann baut ihn das Meer an einer anderen Stelle wieder auf.«
    Sie passierten dieses merkwürdige Gebilde, das sich mehr als fünfzehn Meter hoch über dem Meeresspiegel erhob, eine Fläche von rund hundert Ar bedeckte und ein Tummelplatz von Tausenden kleiner orangefarbener Krabben war.
    »Ich habe schon einmal einen solchen Seetangberg gesehen, und zwar südlich von Geraldton«, erzählte Bony. »Allerdings war er nicht so groß wie dieser hier. Sogar dieselbe Krabbenart hatte sich darin angesiedelt. Waren Sie schon einmal oben in Geraldton?«
    »Nein. Weiter nördlich als Perth bin

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